localsearch: Ladenbesitzer machen E-Commerce für Lädelisterben verantwortlich
Zürich – 2019 sind in der Schweiz fast 3000 Ladengeschäfte eingegangen. 73 Prozent aller Ladenbesitzer sehen den Onlinehandel als Hauptschuldigen für diese Entwicklung. Trotzdem denken nur wenige darüber nach, ihre Ware ebenfalls online zu verkaufen. Überraschend: Viele Ladenbesitzer sehen im Onlinehandel zwar eine Gefahr für den Einzelhandel, aber keine Konkurrenz für ihr eigenes Geschäft. Das zeigt eine Umfrage von localsearch (Swisscom Directories AG).
Fast jeder vierte Einzelhändler (23 Prozent) verkauft seine Ware nicht nur stationär, sondern zusätzlich auch in einem eigenen Onlineshop oder auf einem E-Commerce-Marktplatz. Die grosse Mehrheit (69 Prozent) setzt allerdings auch heute noch voll und ganz auf den traditionellen Handel über die Theke. Die restlichen 8 Prozent verkaufen ihre Ware nur noch online.
59 Prozent aller Ladenbesitzer, die heute ausschliesslich offline verkaufen, wollen von Onlineshopping auch in Zukunft nichts wissen. Jeder Vierte (24 Prozent) hat dazu noch keine abschliessende Meinung und nur 17 Prozent planen, ihre Ware künftig auch online anzubieten. Das geht aus einer Umfrage unter 333 Schweizer Einzelhändlern hervor.
Lädelisterben: Ist der Onlinehandel mitschuldig?
Ob Einzelhändler mit oder ohne Onlineshop, einig ist man sich darin, dass E-Commerce mitschuldig am Lädelisterben ist. 73 Prozent aller befragten Ladenbesitzer teilen diese Meinung. 68 Prozent sind davon überzeugt, dass mit dem Onlinehandel der Konkurrenzdruck künftig noch härter werden wird. Und 45 Prozent gehen davon aus, dass der Online-Markt in Zukunft von multinationalen Anbietern dominiert werden wird und kleine Firmen kaum eine Chancen haben werden. Dennoch herrscht unter den Händlern eine gewisse Zuversicht: 62 Prozent aller befragten Ladenbesitzer sind davon überzeugt, dass der klassische Einkaufsbummel mit Freunden kein Auslaufmodell ist.
«Meine Kunden shoppen nicht online»
Gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) gehören die Schweizer Konsumenten beim Onlineshopping gleich nach dem Vereinigten Königreich zur europäischen Spitze. Mit Blick auf das eidgenössische Online-Einkaufsverhalten und das grassierende Lädelisterben stellt sich die Frage, weshalb eine Mehrheit der Ladenbesitzer (59 Prozent) diese Dynamik nicht nutzt und den Schritt in den Onlinehandel für sich ausschliesst.
Die befragten Einzelhändler geben eine ganze Reihe von Gründen für ihre Ablehnung an. So glauben zwei von drei Ladenbesitzern (65 Prozent) nicht oder zweifeln zumindest an, dass ihre Kunden überhaupt online shoppen wollen. 70 Prozent meinen, die Beziehung zu ihren Kunden sei dermassen stark, dass sie deswegen auf einen Onlineshop verzichten können. 62 Prozent lassen die Finger vom Onlinehandel, weil sie befürchten, der persönlichen Kontakt zu ihren Kunden ginge dadurch verloren. 59 Prozent glauben, dass sich ihr Produkt nur schwer online verkaufen liesse und fast jeder Zweite (40 Prozent) sagt, der Betrieb eines Online-Shops sei ganz einfach zu aufwändig.
Wer online verkauft, will vom boomenden E-Commerce profitieren
Die Einzelhändler (20 Prozent), die ihre Ware online wie auch offline verkaufen, führen ihrerseits gute Gründe dafür an. An erster Stelle der Vorteile stehen für 86 Prozent der betroffenen Einzelhändler die uneingeschränkten Öffnungszeiten eines Onlineshops. 75 Prozent sind davon überzeugt, dass sich Konsumenten immer häufiger auf Facebook und Instagram über Produkte informieren, was ebenfalls für einen Onlineshop spreche. 69 Prozent glauben, dass man online ganz generell mehr Kunden erreichen könne als nur mit einem physischen Geschäftslokal. Und 60 Prozent wollen ganz einfach vom rasant wachsenden Onlinegeschäft profitieren. Dennoch sagen auch hier zwei Drittel dieser Ladenbesitzer (66 Prozent), der traditionelle Einzelhandel werde auch in Zukunft von Bedeutung sein.
Geht es um die Umsatzstärke der beiden Kanäle, dominiert nach wie vor der klassische Offline-Vertrieb. Die Betreiber eines Ladens mit Onlineshop erwirtschaften an der Theke durchschnittlich 82 Prozent ihres Umsatzes. Der Onlineverkauf steuert 18 Prozent bei. Nur 11 Prozent geben an, mindestens die Hälfte des Umsatzes online zu realisieren.
Zahlen zu E-Commerce in der Schweiz
E-Commerce im europäischen Vergleich: Die Schweiz ist ein Land von Onlineshoppern. Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung im Alter von 16 bis 74 Jahren hat in den letzten drei Monaten mindestens einen Online-Einkauf getätigt. Damit liegt die Eidgenossenschaft direkt hinter dem Spitzenreiter UK auf dem zweiten Platz und noch vor Dänemark, den Niederlanden, Deutschland, Schweden und Norwegen (Quelle: BFS/Eurostat, 2019).
Mobile Shopping: 83,3 Prozent der Schweizer Smartphone-Nutzer kaufen über ihr mobiles Endgerät ein. Bei den «Digital Natives» (14 bis 29 Jahre) sind es sogar über 92 Prozent. Diese User-Gruppe kauft 1 bis 3 Mal pro Monat mobil ein (Quelle: E-Commerce Studie 2019, Y&R Wunderman).
Marktanteil E-Commerce: Der Anteil des Online-Handels am gesamten Detailhandelsumsatz liegt in der Schweiz bei 9,9 Prozent (Quelle: GfK/VSV 2018). In Deutschland sind es 10,8 Prozent (Quelle: HDE Online-Monitor 2019), in den USA 16 Prozent (Quelle: Digital Commerce 360, USA) und in UK sogar 19,2 Prozent (Quelle: UK Office for National Statistics 2019).
Wachstum E-Commerce: Von 2018 auf 2019 hat der weltweite E-Commerce-Umsatz im Detailhandel um 28 Prozent zugelegt. In der Schweiz betrug das Wachstum im gleichen Zeitraum 10 Prozent. Der Gesamtumsatz im Schweizer Detailhandel schrumpft hingegen jährlich im Durchschnitt um 0,8 Prozent. (Quelle: eMarketer, Mai 2019, GfK/VSV 2019).
Über die Umfrage
Die Einzelhandels-Umfrage zum Onlineshopping hat das Marktforschungsinstitut Innofact AG (Zürich) im Auftrag von localsearch (Swisscom Directories AG) im Januar 2020 durchgeführt. Befragt wurden 333 Einzelhändler in der ganzen Schweiz mit geschlossenen Fragen, alle Kunden von localsearch. Innofact AG ist Mitglied im Verband Schweizer Markt- und Sozialforschung.