Hoppers Bilder in Coronazeiten: Allein auf dem Balkon
Edward Hopper wird jetzt, weil er sich auf leere Räume versteht, als der Illustrator der Corona-Krise betrachtet. Aber das verkürzt ihn.
Viral fliegt dieser Tage vor allem ein Bild über die sozialen Kanäle um die Welt – es handelt sich um „Cape Cod Morning“ von Edward Hopper, im Jahr 1950 entstanden. Hinter Glas wie in einem Aquarium steht dort eine junge Frau in einem engen Erker, die auf das verdorrte hohe Gras vor dem Haus oder auf etwas ausserhalb des Bildes starrt. Hopper ist mit dem Bild seinerzeit eine geniale Reprise auf die Fensterbilder Vermeers gelungen, bei denen junge Frauen ebenfalls am Fenster stehen und Perlengeschmeide für irgendwen oder irgendwas anlegen. Nur dass Hopper keine Damen in Innenräumen zeigt und dieses Warten auf Godot nach aussen in eine triste Umgebung richtet. Aktuell stehen wir alle wie auf dem Bild im Erker oder auf dem Balkon und starren ungläubig die Frühlingssonne an, ohne nach draussen zu dürfen.
In Basel konnte man bis zur temporären Aussetzung vor wenigen Tagen eine der grössten Hopper-Ausstellungen in Europa besuchen, die, wie der Titel verheisst, einen „Neuen Blick auf Landschaft“ ermöglicht, also auf die vom Menschen gestaltete, von Hopper bewusst ausgewählte und nach seinen Vorstellungen zugerichtete „Natur“.
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