Vermögenswerte der Pensionskassen brechen aufgrund der Corona-Krise ein

Vermögenswerte der Pensionskassen brechen aufgrund der Corona-Krise ein
Darstellung von Coronaviren.

Zürich – Die Pensionspositionen in den Bilanzen von Schweizer Unternehmen haben unter den Auswirkungen der COVID-19-Krise auf die Märkte im ersten Quartal 2020 stark gelitten. Der Einbruch der Anlagevermögenswerte führte dazu, dass der Pension Index von Willis Towers Watson erst zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren unter 100 % absackte. Die negative Anlagerendite im ersten Quartal machte die hervorragenden Entwicklungen der Anlageperformance aus dem Jahr 2019 weitestgehend zunichte, jedoch wurden die Verluste in den Bilanzpositionen durch die steigenden Diskontierungssätze teilweise wieder ausgeglichen. Insgesamt nahm der Deckungsgrad um rund 7 % ab, wie aus dem Willis Towers Watson Pension Index hervorgeht. Er sank von 105,2 % per 31. Dezember 2019 auf 98,3 % per 31. März 2020.

Der Pensionskassenindex wird vierteljährlich von Willis Towers Watson in deren Swiss Pension Finance Watch veröffentlicht und basiert auf dem International Accounting Standard 19 (IAS 19). Der Index stellt die quartalsweise Entwicklung des Ausfinanzierungsgrads unter IAS 19 dar, statt den sonst typischen Deckungsgrad der schweizerischen Vorsorgepläne anzugeben.

Auswirkungen des wirtschaftlichen Einbruchs auf das Anlagevermögen abgefedert
Im ersten Quartal 2020 liegt das Augenmerk der meisten Unternehmen auf ihren Bilanzen und den zukünftigen Renditeaussichten, inklusive der Pensionsverpflichtungen und Kosten. Nachdem 2019 bereits ein hervorragendes Anlageergebnis erzielt werden konnte, hatten die Pensionskassen Anfang 2020 eine solide Ausgangslage. Jedoch führte der Einbruch der Märkte im ersten Quartal 2020 dazu, dass rund 75 % der im Vorjahr erzielten Vermögensrendite vernichtet wurde. Die Auswirkungen auf die Bilanz konnten jedoch auf ein erträgliches Niveau begrenzt werden, da die Verpflichtungen dank des Anstiegs der Unternehmensanleihen verringert wurden, denn in diesem unvorhersehbaren wirtschaftlichen Umfeld steigt das Insolvenzrisiko der Unternehmen.

«Wir sind uns in den vergangenen Monaten alle bewusst geworden, dass wir uns aktuell in einer in dieser Form noch nie dagewesenen globalen Krise befinden», unterstreicht Adam Casey, Head of Corporate Retirement Consulting bei Willis Towers Watson in Zürich. «Zwar müssen wir uns in dieser Situation in erster Linie auf den humanitären Aspekt der Krise konzentrieren, aber Unternehmen müssen in naher Zukunft auch gleichzeitig zahlreiche finanzielle Schwierigkeiten meistern. Dazu zählt u.a. die Verpflichtung, die Arbeitgeberbeiträge an die Pensionskassen zu entrichten. Eine Rezession scheint mittlerweile fast unausweichlich. Daher widmen Unternehmen ihren Pensionskassenverpflichtungen derzeit immer mehr Aufmerksamkeit. Wir gehen davon aus, dass künftig mehr Unternehmen ihre Pensionskassenlösung aktiver managen möchten – egal, ob es dabei um das Management der bestehenden Verpflichtungen oder die Überprüfung des Vorsorgeplans inklusive Pensionskassenanbieter geht – und so sicherstellen wollen, dass ihre Lösung auch zukunftsfähig ist.

Marktturbulenzen gegen Ende des ersten Quartals
Nach den hervorragenden Ergebnissen im Jahre 2019 waren die Signale in Bezug auf die allgemeine Marktstimmung noch positiv. Im Januar lagen die Indizes auf einem ähnlichen Niveau wie am Ende des vierten Quartals 2019. Erst in der letzten Februarwoche 2020 begannen die Märkte deutlich auf die sich weltweit abzeichnenden Ereignisse zu reagieren. Anfang März, als Saudi Arabien und Russland Auseinandersetzungen um die Ölproduktion und die Ölpreise führten und schliesslich der Ausbruch des COVID-19-Virus zu einer Pandemie wurde, die immer grössere Schäden verursachte, zeichnete sich auf den Märkten ein erster, deutlicher Negativtrend ab. Die dieses Jahr bereits gesunkenen Ölpreise stürzten seitdem auf ein Niveau, das jetzt nur noch einem Drittel des Preises von Anfang 2020 entspricht.

Als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Mitte März die Epidemie zu einer Pandemie erklärte, war die allgemeine Marktstimmung bereits von einem starken Gefühl der Unsicherheit beherrscht. Trotz der konzertierten Aktionen der Zentralbanken, die weitergehende und umfassende Massnahmen zur Stützung der Märkte ergriffen, führten die unmittelbaren Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaftstätigkeit dazu, dass Investoren sich von Risikoanlagen ab- und sich stabileren Anlagemöglichkeiten wie z. B. Staatsanleihen zuwandten. Selbst solide Unternehmensanleihen wurden nicht mehr als angemessener Schutz gegen Insolvenzen angesehen, da alle Unternehmensformen und Wirtschaftszweige vom Lockdown und den Schliessungen betroffen waren. Dies führte zu den bekannten Ausweitungen der Credit Spreads und dem entsprechenden Preisrückgang bei Risikoanlagen.

Wie sollten Pensionskassen reagieren?
Michael Valentine, Investment Consultant bei Willis Towers Watson in Zürich, rät Stiftungsräten von Pensionskassen unter den gegebenen Umständen folgendes: «Ruhe bewahren. Pensionskassen befinden sich in der luxuriösen Lage, dass sie einen langfristigen Anlagehorizont verfolgen und damit ihre strategische Vermögensallokation über einen längeren Zeitraum so ausrichten können, dass sie Turbulenzen überstehen.» Aufgrund der neuen Lage und der immer wahrscheinlicher werdenden Rezession ist es jedoch ratsam, sowohl die wirtschaftlichen als auch die demographischen Annahmen zu überdenken, auf welchen die bestehende Anlagestrategie beruht. Dies gilt insbesondere dann, wenn sich die Risikokapazität des bestehenden Systems grundlegend verändert hat.

Eine breite Diversifizierung und Ausrichtung auf verschiedene Renditequellen ist wichtiger denn je. «In unmittelbarer Zukunft muss bei den einzelnen Pensionskassen der Liquiditätsbedarf überprüft werden, was idealerweise nicht dazu führen sollte, dass unterbewertete Vermögenswerte verkauft werden müssen. Wenn man darüber hinaus davon ausgeht, dass die Vorsorgeeinrichtungen keine grundlegenden strukturellen Veränderungen und keine grundlegenden Veränderungen im Bereich der Risikokapazität erfahren, empfehlen wir generell, die bestehenden Ausgleichsmechanismen nicht zu verändern und nicht auf Market-Timing-Praktiken zurückzugreifen.», rät Michael Valentine. Positiv formuliert: Die Veränderungen der wirtschaftlichen Zukunft lassen auch erkennen, dass sich Investitionsmöglichkeiten ergeben, insofern als für diverse Anlagen neue Preisniveaus fixiert werden. «Diese Möglichkeiten sollten langfristig und vorausschauend in das Rahmenwerk der Risiko-Vorsorgeplanung integriert werden.», so Michael Valentine.

Rückgang der Pensionsverpflichtungen gleicht die Anlagevermögensverluste teilweise aus
Der Willis Towers Watson Pension Index misst die Veränderungen des Verhältnisses zwischen dem Vermögen und den Pensionsverpflichtungen eines Benchmark-Pensionsplans mit einem Indexniveau von 100 % per 31. Dezember 2006.

Die unvorhergesehenen weltweiten Ereignisse haben den Weg bereitet für die einschneidenden Veränderungen, mit denen die Märkte für Vermögenswerte seit Beginn des Jahres zu kämpfen haben und die dazu führten, dass zahlreiche Indizes auf das Niveau von vor mehreren Jahren zurückgefallen sind. Die Rendite von -10.4 % im ersten Quartal, gemessen am 2005 BVG-40 plus Index von Pictet, ist für Unternehmen mit bedeutenden Positionen in der Bilanz nur schwer verdaulich. Unternehmensanleihen stiegen zum zweiten Mal in Folge in diesem Quartal, und zwar um weitere 25 Basispunkte. Die Pensionsverpflichtungen sanken dadurch um rund 4.0 %. Der Effekt der negativen Anlagerenditen im Quartal, der teilweise durch geringere Pensionsverpflichtungen ausgeglichen wurde, liess den Index erst zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren auf unter 100 % sinken. (WillisTowersWatson/mc/pg)

Willis Towers Watson

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