Ölpreise geben kräftig nach – US-Preis auf tiefstem Stand seit 1986
New York – Die Ölpreise sind am Montag kräftig gefallen. Besonders heftig traf es US-Rohöl. Analysten begründeten den Einbruch sowohl mit dem starken Einbruch der Erdölnachfrage infolge der Corona-Krise als auch mit Zweifeln an der Reaktion grosser Ölproduzenten auf die Krise. Als Folge der globalen Ölschwemme drohen zudem die Lagerkapazitäten knapp zu werden.
Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) texanisches Leichtöl (WTI) zur Lieferung im Mai kaum mehr als 10 US-Dollar und damit so wenig seit dem Jahr 1986 nicht mehr. Das waren gut acht Dollar weniger als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Juni-Lieferung fiel wesentlich schwächer um 1,68 Dollar auf 26,57 Dollar.
Typische Preisschwankungen vor Kontraktwechsel
Der Mai-Kontrakt für WTI-Rohöl läuft an diesem Dienstag aus. Marktanalysten verwiesen daher auch auf typische Preisschwankungen vor einem Kontraktwechsel. Der folgende Juni-Kontrakt notierte am Montag deutlich höher bei 22,80 Dollar. Auch schwankte er nicht so stark im Preis wie der Mai-Future.
Zu hohes Angebot – stark fallende Nachfrage
Allerdings untermauert der Preisverfall des WTI-Mai-Kontrakts auch die grundlegende Lage am Erdölmarkt. Diese ist gekennzeichnet durch ein viel zu hohes Angebot bei stark fallender Nachfrage. Die Corona-Krise sorgt für einen globalen Konjunktureinbruch, was eine rückläufige Öl-, Benzin- und Dieselnachfrage bewirkt.
Zwar haben grosse Erdölproduzenten wie Russland und Saudi-Arabien unlängst deutliche Förderkürzungen angekündigt. Experten zweifeln aber, ob die Reduzierungen ausreichen, um Angebot und Nachfrage in Einklang zu bringen.
Volle US-Erdöllager
Insbesondere in den USA drohen die Erdöllager aus allen Nähten zu platzen. Seit Ende Februar sind die Lagerbestände im wichtigen Auslieferungsort Cushing um fast 50 Prozent gestiegen. Infolgedessen fallen in der ölreichen Region Texas die gezahlten Abnahmepreise immer weiter. Mittlerweile geht sogar die Furcht um, dass vereinzelt bald negative Preise bei Rohölabnahme fällig werden, falls die Lagerkapazitäten noch weiter schrumpfen. (awp/mc/pg)