Sika stellt sich auf weitere Eintrübung der Geschäfte ein
Baar – Der Bauchemie- und Klebstoffherstellerin Sika hat zum Jahresauftakt die Coronavirus-Krise zu schaffen gemacht. Die schwierigsten Monate stehen den Innerschweizern aber erst noch bevor. Sie sind indes zuversichtlich, als noch stärkeres Unternehmen aus der Krise hervorzugehen.
Sika ist im ersten Quartal 2020 zwar vor allem dank einer Grossakquisition um deutliche 10,3 Prozent auf 1,81 Milliarden Franken gewachsen. Aber auch organisch – also um Zukäufe bereinigt – war das Unternehmen lange gut unterwegs.
«Das organische Wachstum war bis Mitte März noch leicht positiv», erklärte Finanzchef Adrian Widmer am Dienstag an einer Telefonkonferenz. Doch dann ging auch in Europa und in Amerika ein Land nach dem anderen «zu».
Am schwierigsten ist es, wenn die für Sika wichtigen Baustellen geschlossen werden. Aktuell befinden sich rund 30 Länder, in denen Sika vertreten ist, im «Lockdown».
Darum ist Sika von Januar bis März organisch um 1,3 Prozent geschrumpft. Und das Schlimmste steht noch bevor: «Der negative Einfluss dürfte im April noch viel höher ausfallen», erklärte Widmer. Man gehe man im laufenden Monat von einem prozentual zweistelligen Umsatzrückgang aus.
Darüber hinaus gehende Projektionen kann und will sich das Sika-Management nicht zutrauen. «Wir haben keine Kristallkugel. Alle hängt davon ab, wie lange der Stillstand in den verschiedenen Ländern noch andauert», erklärte Konzernchef Paul Schuler.
Alle Regionen gebremst
Sehr viel früher im Lockdown-Modus – von Mitte Januar bis März – befand sich China. Dort konnte Sika die Geschäftstätigkeit bereits ab Anfang März wieder langsam aufnehmen. Organisch schrumpfte das Unternehmen in der Region Asien/Pazifik um 9,7 Prozent.
Organisch zugelegt hat Sika lediglich in der Konzernregion Americas (+5,3 Prozent auf 481 Millionen). In der grössten Konzernregion EMEA (Europa, Naher Osten, Afrika) mit einem Umsatzbeitrag von 786 Millionen Franken stagnierte das organische Wachstum trotz eines Akquisitionseffekts von 13,3 Prozent.
Autogeschäft widerstandsfähig
Erstaunlich widerstandsfähig zeigte sich das Automotive-Geschäft. Klebstoffe und Dichtmittel von Sika kommen auch im Autobau zum Einsatz. Während die Autohersteller ein Viertel weniger Fahrzeuge vom Band rollen liessen, musste Sika in dem Bereich lediglich einen Umsatzrückgang von 7,1 Prozent in Lokalwährungen verkraften.
«Wir haben einige schöne neue Aufträge gewonnen und zudem Mitbewerbern einige Aufträge abgeluchst», erklärte CFO Widmer.
Sika hat nun Massnahmen zur Sicherung der eigenen Liquidität getroffen. So würden die Investitionsausgaben in diesem Jahr gegenüber dem ursprünglichen Plan etwa halbiert. Sika wirft üblicherweise 2,5 bis 3 Prozent des Jahresumsatzes für Investitionen auf.
Das Unternehmen verfüge über einen «signifikanten» Liquiditätspuffer, betonte Schuler. Daher suche Sika den Markt weiter nach möglichen Ergänzungskäufen ab. «Ich hoffe schon, dass es Firmen gibt, die noch grössere Probleme haben werden als wir», sagte Schuler.
Prognose zurückgezogen
Für das laufende Geschäftsjahr kann Sika keine konkrete Prognose abgeben. Vieles sei davon abhängig, wann einzelne grössere Länder aus dem Lockdown herauskommen. Im Februar hatte Sika noch ein Umsatzwachstum von mehr als 10 Prozent in Lokalwährungen und ein überdurchschnittliches Gewinnwachstum in Aussicht gestellt.
Das Unternehmen bestätigt jedoch seine mittelfristigen Ziele der «Strategie 2023». Gemäss dieser soll der Umsatz jährlich um 6 bis 8 Prozent wachsen und die EBIT-Marge – diese erst ab dem Geschäftsjahr 2021 – im Bereich von 15 bis 18 Prozent liegen.
Von der Börse gab es Applaus: Die Sika-Valoren zogen am Dienstag in einem deutlich schwächeren Gesamtmarkt um 2,5 Prozent an. Vor allem die bestätigten Mittelfristziele würden unter den Anlegern Vertrauen schüren, sagten Händler. (awp/mc/ps)