Lufthansa schreibt im 1. Quartal einen happigen Verlust
Frankfurt am Main – Die Lufthansa ist durch die Coronakrise tief in die roten Zahlen geflogen. Der bereinigte Betriebsverlust EBIT vergrösserte sich im ersten Quartal auf 1,2 Milliarden Euro.
Im Vorjahr hatte die Swiss-Mutter in dem traditionell schwachen Quartal zu Jahresbeginn lediglich ein Defizit von 336 Millionen Euro ausgewiesen. Allein im März habe man knapp 1,4 Milliarden Euro Umsatz verloren, teilte der grösste Flugkonzern Europas am Donnerstag anhand vorläufiger Ergebnisse mit. Die Swiss ihrerseits gab keine Zahlen bekannt.
Im gesamten Quartal schrumpfte der Umsatz um 18 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro. Der Konzern erwartet, dass wegen der Krise nun ungünstige Treibstoffverträge und Wertminderungen der Flugzeuge das Konzernergebnis im Quartal zusätzlich erheblich belasten werden. Details dazu werden im Rahmen des Quartalsabschlusses in der zweiten Maihälfte veröffentlicht.
Neustart nicht absehbar
Aktuell sei nicht absehbar, wann die Konzernairlines wie beispielsweise die Swiss ihren Flugbetrieb wieder über den aktuell geltenden Rückkehrer-Flugplan hinaus aufnehmen könnten, hiess es. Der Konzern erwartet deshalb im zweiten Quartal einen erheblich höheren operativen Verlust als im ersten Quartal.
Liquidität von 4,4 Mrd Euro
Aktuell verfügt die Lufthansa über eine Liquidität von rund 4,4 Milliarden Euro. Das Geld werde allerdings in den nächsten Wochen deutlich zurückgehen, hiess es weiter. Grund dafür seien der Geschäftsausblick, bestehende Verbindlichkeiten in Milliardenhöhe unter anderem für Ticketrückzahlungen ausgefallener Flüge sowie für Rückzahlungen von Schulden. «Der Konzern rechnet nicht damit, den entstehenden Kapitalbedarf mit weiteren Mittelaufnahmen am Markt decken zu können.»
Die Lufthansa steckt laut den Angaben «in intensiven Verhandlungen» mit den Regierungen der Airline-Heimatländer Deutschland, Schweiz, Österreich und Belgien. Es geht um verschiedene Finanzierungsinstrumente, um kurzfristig die Zahlungsfähigkeit zu erhalten. Wann der Bundesrat entscheidet, ist noch nicht klar.
Neben Bürgschaften, Krediten und stillen Beteiligungen wird auch über direkte Staatsbeteiligungen diskutiert. Die Gespräche dauerten an. Der Lufthansa-Vorstand zeigte sich zuversichtlich, zu einem erfolgreichen Abschluss zu kommen.
Kritik von Ryanair-Chef
Ryanair-Chef Michael O’Leary warf der Lufthansa vor, die Coronakrise zu missbrauchen. «Ich denke, dass Fluggesellschaften wie Lufthansa und Air France die Covid-Krise nutzen, um sich mit unglaublich hohen Summen vom Staat zu bereichern», sagte der stets meinungsstarke Airline-Manager dem «Handelsblatt».
Für sein eigenes Unternehmen schloss O’Leary Staatshilfen aus, weil man über ausreichende Bargeldreserven verfüge. Ryanair werde wahrscheinlich deutlich länger als jede andere Airline überleben, behauptete er. (awp/mc/pg)