Coronakrise beschert Kühne+Nagel einen Gewinneinbruch
Schindellegi – Der Lockdown hat im ersten Quartal die Weltwirtschaft in Atem gehalten. Das bekam auch der Schweizer Logistiker Kühne+Nagel zu spüren. Der Gewinn lag klar unter Vorjahresniveau. Und auch das zweite Quartal dürfte schwierig werden.
Die Coronavirus-Pandemie hat Kühne+Nagel einen Gewinneinbruch eingebrockt. Der operative Gewinn (EBIT) des Logistikkonzerns aus Schindellegi ging im Zeitraum von Januar bis März um satte 24 Prozent auf 184 Millionen Franken zurück. Die entsprechende Marge sank auf noch 3,7 Prozent von 4,6 Prozent in der Vorjahresperiode.
Auch unter dem Stricht hinterliess die Krise deutliche Spuren. Der Reingewinn sackte auf 139 Millionen ab. Das entspricht einem Rückgang von ebenfalls knapp einem Viertel. Immerhin konnte das Unternehmen mit dem Zahlenkranz die Erwartungen der Analysten in etwa erfüllen.
«Grimme» Aussichten
Doch lässt das erste Quartal auch mit Blick auf den Rest des Jahres 2020 nichts Gutes erwarten. Die Coronakrise entfaltete ihre negative Wirkung schliesslich erst im März vollends. Daher dürfte auch das zweite Quartal «grimm» bleiben, wie sich Markus Blanka-Graff, der Finanzchef des Unternehmens in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP ausdrückte.
Was die Pandemie für das operative Geschäft von Kühne+Nagel bedeutet, führte er am Beispiel der Luftfracht aus. In normalen Zeiten wird ein grosser Teil dieser Sendungen mittels sogenannter «Belly Freight» im Laderaum von Passagiermaschinen transportiert.
Aufgrund des weltweiten Groundings der Passagierluftfahrt sei man am Ende des ersten Quartals gezwungenermassen auf das Chartern von Frachtmaschinen umgestiegen, führte Blanka-Graff aus. Der EBIT in den Luftverkehren ging im ersten Quartal um 11 Prozent auf noch 71 Millionen Franken zurück.
Die sogenannte Konversionsmarge der Sparte – eine wichtige Kennzahl in der Branche, die das Verhältnis von EBIT und Rohertrag ausdrückt – lag noch bei rund 23 Prozent. Ein ähnlicher Wert wurde in der Seefracht erreicht. Damit ist das Unternehmen nun plötzlich weit von seiner eigenen Zielgrosse von jeweils 30 Prozent entfernt.
Trotz allem Lichtblicke
Trotzdem gab es für das Unternehmen auch einige Lichtblicke. So hat Kühne+Nagel seit Anfang März etwa rund 300 Millionen Atemschutzmasken für seine Kunden aus Asien importiert. Und die Sparte Kontraktlogistik fertigte doppelt so viele E-Commerce-Sendungen ab wie im Vorquartal. Die Krise bietet also auch Chancen.
Weiter ist die Lage bei der Liquidität – unter anderem dank der Aussetzung der Dividende für 2019 – solide. Man sehe sich für die kommenden schwierigen Quartale gut gerüstet, bestätigte Finanzchef Blanka-Graff gegenüber AWP. An seinen Übernahmeplänen im asiatischen Raum halte das Unternehmen daher fest.
Gerade deswegen sehen einige Analysten Kühne+Nagel gar gestärkt aus der Krise hervorgehen. Der Logistiker habe vergangene Perioden mit schwächerer Konjunktur gut gemeistert. Komme es in der Branche nun zu deutlichen Verschiebungen, so könnten diese durchaus zu Gunsten des Schweizer Konzerns ausfallen, heisst es. Seine bereits starke Marktposition könne sich weiter verbessern.
Vieles bleibt ungewiss
Mit Blick nach vorne bleibt trotzdem vieles ungewiss. Das ist dem Unternehmen bewusst, weshalb es auf einen Ausblick für 2020 für die einzelnen Sparten verzichtet. Die Prognose bis 2022 ist gemäss einer Investorenpräsentation offiziell zwar noch in Kraft, die Grundannahme dafür (ein stabiles makroökonomisches Umfeld), scheint allerdings bereits jetzt nicht mehr erfüllt.
Die Börsenteilnehmer reagierten auf die Zahlenvorlage negativ. Die Papiere gingen mit einem Minus von 2,6 Prozent aus dem Handel, obwohl der Gesamtmarkt (SPI) mit mehr als einem Prozent zulegte. (awp/mc/ps)