Frauen in Anzügen: Der Hosenbund

Frauen in Anzügen: Der Hosenbund
Sie hat die Hosen an: Marlene Dietrich 1933 in Paris. (Gamma-Keyston/ Getty Images/ SPIEGEL)

Zurück ins Büro? Dann bitte im Hosenanzug. Als sich vor 50 Jahren erstmals eine Frau im Zweiteiler in den Bundestag traute, war das ein Skandal. Auch heute ist das Hosentragen ein Statement.

Am 15. April 1970 betrat Helene-Charlotte von Bothmer als erste Frau in Hosen den Bundestag. Dessen Vizepräsident, Richard Jaeger, hatte zuvor erklärt, er würde keiner Frau erlauben, das Plenum in Hosen zu betreten oder gar am Rednerpult zu stehen. Seine Amtskollegin Liselotte Funcke von der FDP schlug den weiblichen Abgeordneten deshalb vor, ein Zeichen zu setzen. Ihr selbst fehlte das Format, meinte Funcke. Die SPD-Politikerin von Bothmer traute sich. Für ihren Auftritt kaufte sich die damals 54-Jährige einen hellen Zweiteiler. Sechs Monate später, am 14. Oktober 1970, hielt sie auch eine Rede im Hosenanzug.

«Sie sind keine Dame»
Die Reaktionen? CSU-Hardliner Jaeger sah die Würde der Frau verletzt, von Bothmers Parteikollege Carlo Schmid die Würde des Hauses. Empörte Menschen schickten der Politikerin Wutbriefe. «‹Da sieht man, wohin das mit den roten Parteiweibern führt›, schrieben sie. Und: ‹Sie sind keine Dame'», erinnerte sich von Bothmer im WDR.

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Von Yves Saint Laurent zum Power Dressing
Die Modemacher sahen das anders. Den ersten Hosenanzug für Frauen, der Aufmerksamkeit auf sich zog, kreierte Yves Saint Laurent. 1966 präsentierte der französische Modemacher der Welt: «Le Smoking», eine Revolution. Ab Mitte der Siebziger drehte sich die Damenmode verstärkt um männliche Kleidercodes. Power Dressing war angesagt: Punkte, Nadelstreifen und Hahnentritt statt Blumenmuster, maskuline Schnitte, markante Schultern und hochgeschlossene Ausschnitte. Perlenketten und anderer Schmuck setzten feminine Akzente. Doch statt Hosen trugen die meisten Politikerinnen damals noch Röcke.

Heute tragen Frauen in hohen Ämtern eher Hose als Rock oder Kleid. Angela Merkel und ihre Blazer-Kombinationen sind das Paradebeispiel. Aber auch Ursula von der Leyen, IWF-Chefin Christine Lagarde oder Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen steigen oft in den Anzug.

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