Unternehmen reagieren proaktiv auf die Pandemie
Zürich – Haben sich die Prioritäten bei den Unternehmen aufgrund der Covid-19-Situation verändert? Wo im Detail spüren sie den Einfluss der Pandemie? Eine Umfrage von Willis Towers Watson zeigt, dass trotz aller Herausforderungen die grosse Mehrheit der Schweizer Unternehmen mittelfristig positiv in die Zukunft blickt.
«Es ist eine unglaublich herausfordernde Zeit für viele Unternehmen. Wir bewegen uns in unbekannten Gewässern und nehmen inzwischen am weltweit grössten Experiment des ‘Arbeitens von Zuhause aus’ teil», fasst Krisztina Csedo, Head of Talents & Rewards bei Willis Towers Watson in der Schweiz, die Situation zusammen.
Trotz der ungewissen Zukunft bleiben viele Unternehmen positiv gestimmt. In einer kürzlich parallel in 25 Ländern durchgeführten Umfrage von Willis Towers Watson gehen 61% der Schweizer Unternehmen davon aus, dass die Situation in den nächsten sechs Monaten negative Konsequenzen für das Unternehmen haben wird. 47% rechnen damit, dass die Auswirkungen bis zu einem Jahr spürbar sind. Nur ein Fünftel ist jedoch der Meinung, dass sich die negativen Folgen über einen längeren Zeithorizont von bis zu zwei Jahre hinziehen werden.
Weiterbildung und Information haben Priorität
Um die Herausforderungen der Pandemie zu meistern, haben die Schweizer Unternehmen verschiedene Massnahmen getroffen. Die grosse Mehrheit, nämlich 89%, haben ihre Reisebestimmungen angepasst bzw. das Reisen eingeschränkt. An zweiter Stelle der Massnahmen bietet beinahe ein Drittel, nämlich 29%, Weiterbildungsmöglichkeiten zur Umschulung ihrer Mitarbeitenden an. Weitere 26% planen oder ziehen solche Massnahmen für die Zukunft in Betracht.
Neben Massnahmen zur Unterstützung der Gesundheit steht eine proaktive Kommunikation zur Information und Motivation der Mitarbeitenden bei fast allen Unternehmen (98%) im Zentrum. 83% haben dafür virtuelle Initiativen ins Leben gerufen. 84% nutzen für die soziale Interaktion Online-Tools wie Slack, Microsoft Teams oder WhatsApp.
Produktivität dank Flexibilität
88% der Schweizer Arbeitgeber geben an, spezifische Massnahmen einführt zu haben, um ihre Mitarbeitenden in dieser Zeit zu unterstützen: Über die Hälfte von ihnen (53%) bietet Flexibilität bei den Arbeitszeiten an. 39% der Unternehmen zahlen ihren Mitarbeitenden in Isolation weiterhin 100% Lohn, ohne die Tage vom Feriensaldo abzuziehen. «Durch eine flexible Herangehensweise an die bestehenden Arbeitsvereinbarungen können Unternehmen ihren Mitarbeitern helfen, sich an ihre neue Situation anzupassen. Die Unternehmen wiederum profitieren von produktiveren und engagierteren Arbeitnehmern,» bestätigt Krisztina Csedo. Dies zeigt sich darin, dass 44% der Arbeitgeber keine oder nur wenige negative Auswirkungen des Home-Office auf die Produktivität sehen.
Kostenkontrolle als Massnahme
Um Umsatzeinbussen abzufedern, wurden zum Umfragezeitpunkt bei den Personalkosten vor allem Massnahmen zur Kostenkontrolle und weniger zur Kostensenkung eingeführt. Dazu gehört zum Beispiel die Vertagung von Lohnerhöhungen. Einer von fünf Arbeitgebern in der Schweiz hat die Lohnrunden aufgrund der Pandemie verschoben. Dies ist eine tiefere Zahl als in Grossbritannien und Westeuropa mit einem von drei Arbeitgebern. Grundsätzlich werden sich die Gehaltsrunden in der Schweiz voraussichtlich um vier bis fünf Monate nach hinten verschieben. Über die Hälfte der Schweizer Arbeitgeber planen, ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit des freiwilligen, unbezahlten Urlaubs anzubieten oder haben dies bereits getan.
Des Weiteren haben beinahe zwei Fünftel (39%) der Schweizer Arbeitgeber ihre Onboarding Strategie geändert, nur wenige (8%) haben ihre Performance Management-Strategie angepasst. 58% haben neue Personaleinstellungen verzögert, reduziert (47%) oder ausgesetzt (46%).
Einer von sechs in der Schweiz Befragten gibt zudem an, dass sein Unternehmen bei Corporate Funktionen eine Reduktion des Grundlohnes einführen will oder dies bereits umgesetzt hat. Dies ist im Vergleich zu Grossbritannien und Westeuropa eine höhere Anzahl, dort sind es eines von acht Unternehmen.
«Dies ist für viele Organisationen ein entscheidender Moment in der Unternehmensführung», sagt Krisztina Csedo. «Die Arbeitgeber, die Massnahmen ergreifen, um den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, werden am besten in der Lage sein, das Wohlbefinden und Engagement der Mitarbeitenden auf einem hohen Niveau zu halten, Stabilität wiederherzustellen und eine Basis auch für künftigen Geschäftserfolg zu legen.»
Über die Studie
Insgesamt 996 Arbeitgeber mit Sitz in Grossbritannien und Westeuropa nahmen an der COVID-19-Impuls-Umfrage teil, die im April 2020 von Willis Towers Watson durchgeführt wurde. Darunter waren 81 Unternehmen mit Betrieben in der Schweiz, 56% davon sind börsenkotierte Unternehmen.