Union Investment: Metalle mit aufpolierten Anlagechancen
Frankfurt – Das Umfeld für Metalle ist attraktiv. Das gilt aber nicht für alle Industrie- und Edelmetalle gleichermassen. Unsere Analyse zeigt, wo sich noch Marktchancen bieten.
Lockerungen sind das grosse Thema. Die einen wollen mehr, die anderen weniger. Auf die Industriemetalle jedenfalls wirken sie sehr positiv – wie die aktuell steigenden Preise bei Nickel, Zink oder Kupfer zeigen. Durch die Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie und wegen des ökonomischen Stillstands kamen in den vergangenen Wochen vielerorts die Notierungen unter Druck. Wo nichts produziert und gebaut wird, braucht man auch keine Industriemetalle.
Knappes Angebot und Erholung in China
Insbesondere die wirtschaftliche Erholung in China wirkt derzeit positiv auf die Industriemetalle. Das Reich der Mitte, das als erstes von der Epidemie betroffen war und drastische Eindämmungsmassnahmen beschloss, ist mittlerweile in der Pandemiebekämpfung den anderen Ländern voraus. China begann bereits vor einigen Wochen, die wirtschaftlichen Aktivitäten wieder hochzufahren. Damit kehrt nach und nach der grösste Nachfrager an den Markt zurück. China ist für die Hälfte des globalen Industriemetallverbrauchs verantwortlich. Darüber hinaus helfen die von der dortigen Regierung beschlossenen oder in Aussicht gestellten Stimulusprogramme. Durch zusätzliche Infrastrukturmassnahmen wird vor allem die Nachfrage nach Kupfer und Aluminium weiter steigen. Auch die schrittweisen Lockerungsmassnahmen und die damit verbundenen Hoffnungen auf eine ökonomische Erholung in anderen Ländern dürften die Industriemetalle unterstützen.
Klar ist aber auch: Es sind bislang nur erste Fortschritte in der Bekämpfung der Pandemie sichtbar. Überstanden ist sie noch nicht. Gepaart mit einem neuerlich aufgeflammten Handelsstreit zwischen China und den USA belastet dies potenziell den Markt für Industriemetalle.
Gleichzeitig ist das Angebot bei vielen Industriemetallen knapp. Das sollte den Preisen Auftrieb geben. Beispielsweise mussten grosse Kupferproduzenten in Chile und Peru ihre Minen im Rahmen der Lockdowns vorübergehend schliessen. Bei anderen Metallen wie Nickel und Zink war das schon vor Corona der Fall, denn die Produzenten konnten bei den niedrigen Preisen nicht mehr kostendeckend arbeiten. Die Pandemie hat die Situation noch verschärft. (Grafik: Produktionsausfälle gleichen schwache Nachfrage zum Teil aus)
In den kommenden Monaten dürften das verknappte Angebot und die wirtschaftliche Erholung Chinas die Preise unterstützen. Wir rechnen mit einem Preisanstieg von 15 bis 20 Prozent bei Industriemetallen. Anleger sollten aber differenzieren: Innerhalb des Sektors bevorzugen wir Nickel und Kupfer, sie sind im Bereich der Erneuerbaren Energien und bei Infrastrukturprojekten gefragt. Bei Blei, Zink und Aluminium könnten zu viele brachliegende Produktionskapazitäten schneller wieder zurückkommen, was preisdämpfend wirkt.
Silber und Platin mit Preispotenzial
Unter den Edelmetallen dürften diejenigen in den nächsten Monaten besonders gefragt sein, die vom Hochfahren der wirtschaftlichen Aktivitäten profitieren können. Hier stehen Silber und Platin im Fokus. Während Gold aktuell recht teuer bewertet ist, erscheint Silber günstig. Das zeigt die Gold-Silber-Ratio. Diese liegt derzeit bei gut 100. Angemessen halten wir derzeit aber eher eine Gold-Silber-Ratio von 90 bis 95. Das heisst, dass Silber durchaus noch Preissteigerungspotenzial hat. Silber profitiert genau wie Gold von der nach wie vor am Kapitalmarkt vorherrschenden und immer wieder aufflammenden Risikoaversion. Silber wird aber auch industriell eingesetzt, beispielsweise bei elektronischen Produkten und zunehmend in der Photovoltaikbranche. Platin ist ebenfalls in einer Phase gefragt, in der die Wirtschaft langsam wieder anlaufen sollte. Das Edelmetall wird vor allem in der Automobilindustrie eingesetzt. Ausserdem ist das Angebot derzeit knapp, da viele Minen in Südafrika aufgrund der Coronakrise schliessen mussten. Das puffert die Schwächen auf der Nachfrageseite ab.
Gold bleibt spannend
Doch auch Gold darf man nicht abschreiben. Es notierte zwischenzeitlich mit knapp 1.730 US-Dollar pro Unze auf einem Achtjahreshoch und liegt seit Jahresbeginn zwölf Prozent im Plus. Das als „sicherer Hafen“ geltende Edelmetall profitierte in den vergangenen Monaten von der gestiegenen Risikoaversion. Anleger griffen verstärkt bei physischem Gold, also Barren oder Münzen, zu. Auch mit Gold unterlegte ETFs waren bei Investoren gefragt. Hier wurde eine rekordverdächtige Nachfrage von 400 Tonnen im ersten Quartal beobachtet. Entsprechend stieg der Goldpreis. Daran konnte nicht einmal die eingebrochene Schmucknachfrage in Asien rütteln. (Grafik: Hohe Investmentnachfrage treibt Goldpreis auf Achtjahreshoch)
Zudem profitiert der Goldpreis von den massiven Unterstützungspaketen der Notenbanken rund um den Erdball. Das Niedrigzinsumfeld ist damit erst einmal zementiert und die Realzinsen verharren im Keller. Die Währungshüter sind gewillt, bei Bedarf noch mehr auf das Gaspedal zu treten. Der Goldpreis dürfte hierdurch unterstützt bleiben. Bis auf 1.800 US-Dollar könnte die Feinunze Gold im Jahresverlauf noch steigen. Und nicht zu vergessen: Die Coronakrise ist noch nicht ausgestanden. Erneute Phasen der Risikoaversion könnten dem Edelmetall Auftrieb verleihen. Das Umfeld für Metalle ist derzeit ideal – das können aktive Anleger nutzen. (Union Investment/mc/ps)