Stadtplanung: «Ältere Menschen suchen sich lieber ihre eigenen Orte»

Stadtplanung: «Ältere Menschen suchen sich lieber ihre eigenen Orte»
Beispiel für eine Naturbasierte Flächenentwicklung im städtischen Raum: Für das Aarhus Festival 2018 verwandelte das Architekturbüro SLA eine ungenutzte Fläche in ein "Waldbad". Dazu setzten sie 600 Bäume auf den Mittelstreifen des Bernhard Jensens Boulevards. Wasserzerstäuber zwischen den Stämmen versorgten die Pflanzen mit Feuchtigkeit und hüllten die 600 Meter lange Installation in Nebel. (dominique + serena/ Hatje Cantz Verlag)

Öffentlicher Raum grenzt Senioren zu oft aus, kritisieren zwei junge Architekten aus Dänemark. Dass es besser geht, beweisen die Ideen aus ihrem Buch – vom Mini-Park bis zu japanischen Wasserwegen.

SPIEGEL: Frau Hauderowicz, Herr Ly Serena, Sie widmen sich mit ihren Projekten vor allem älteren Menschen – einer Zielgruppe, die sonst eher eine untergeordnete Rolle in der Gestaltung des öffentlichen Raums spielt. Wie kam es dazu?

Kristian Ly Serena: Als Architekten sind wir immer wieder darauf gestossen, wie durch die Gestaltung moderner Städte ältere Menschen oftmals von gewissen Aspekten des öffentlichen Lebens ausgegrenzt werden. Wenn man heute von altersgerechter Stadtplanung spricht, geht es noch immer vor allem um Stereotype, was ältere Menschen vermeintlich wollen oder benötigen. Sie werden in eine Schublade gesteckt.

Dominique Hauderowicz: Nur, weil du 80 Jahre alt bist, hast du nicht automatisch andere Interessen als dein junger Nachbar oder begeisterst dich nur noch für sogenannte «Seniorenthemen». Wir fragen zunächst einmal: «Wer sind eigentlich die Älteren?» Viele stellen diese Frage gar nicht erst, sondern fangen gleich an mit dem Planen und Entwerfen. Hinzu kommt, dass Altern nur als Nachteil gesehen wird. Wir sollten stattdessen mehr die positiven Effekte des Älterwerdens betrachten.

SPIEGEL: Welche sind das?

Hauderowicz: Wir haben, besonders hier im Westen, ein sehr stereotypisches Verständnis von Alter, und in der Architektur wird Alter oft mit Behinderung assoziiert. Wir versuchen, uns im Buch mit der Komplexität des Altwerdens auseinanderzusetzen: Zum Beispiel entwickelt sich mit dem Alter das Expertendenken, und viele Menschen werden mit dem Alter anpassungsfähiger.

Ly Serena: Es ist kein linearer Prozess: Man kann natürlich krank oder verletzt werden; aber man kann auch genesen und wieder am öffentlichen Leben teilnehmen wollen. Deswegen ist es wichtig, dass Städte und ihre Räume unter verschiedenen Bedingungen nutzbar sind.

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