SGS blickt trotz Umsatzeinbusse optimistisch in die Zukunft
Genf – Bei SGS scheinen sich die letztes Jahr angestossenen Massnahmen zur Steigerung der Profitabilität auch in der Coronakrise auszuzahlen. Der weltweit tätige Warenprüf- und Inspektionskonzern hat in der ersten Jahreshälfte zwar höhere Umsatzeinbussen als von Analysten prognostiziert hinnehmen müssen, bei der Profitabilität blieb das Unternehmen aber über deren Erwartungen.
Der Umsatz von SGS sank um 20,7 Prozent auf 2,65 Milliarden Franken. Klammert man den Währungseinfluss sowie die Zu- und Verkäufe von Geschäftsteilen und kleineren Firmen aus, dann resultierte im Zeitraum von Januar bis Juni ein organischer Umsatzrückgang von 10,4 Prozent, wie SGS am Dienstag mitteilte. Die Analysten hatten im Durchschnitt (AWP-Konsens) mit einem Umsatz in Höhe von 2,72 Milliarden Franken gerechnet.
Vom Umsatzeinbruch waren alle Geschäftsfelder betroffen: Besonders herb ist das Umsatzminus im Bereich Öl, Gas und Chemikalien ausgefallen (-34% in Lokalwährungen), aber auch im Industriesektor blieb SGS weit hinter den Vorjahreszahlen zurück (-20%). Eher moderat war der Umsatzrückgang dagegen im Landwirtschafts- und Lebensmittelbereich (-7%) sowie im Sektor «Consumer and Retail» (-4,1%).
Tieferer Gewinn
Auch der operative Gewinn von SGS ist in Folge des Umsatzeinbruchs markant zurückgegangen. Der Betriebsgewinn (adjustierter EBIT) ging um 32,5 Prozent auf 330 Millionen Franken zurück, die entsprechende Marge auf 12,5 von 14,6 Prozent.
Damit ist SGS coronabedingt zwar weit entfernt von der Schwelle von 17 Prozent, die ursprünglich für 2020 angepeilt worden war, die Prognosen der Analysten wurden dennoch geschlagen. Diese hatten mit einem bereinigten EBIT von 310 Millionen Franken gerechnet.
Trotzdem muss das bisherige Margenziel nun fallengelassen werden, wie das Management des Unternehmens am Dienstag an einer Pressekonferenz sagte. «Ohne die Pandemie hätten wir das von uns gesteckte Ziel erreichen können», betonte etwa Finanzchef Dominik de Daniel an der Pressekonferenz. Neben der ursprünglich angepeilten EBIT-Marge hatte SGS Ende Januar zudem noch mit einem «soliden» organischen Wachstum gerechnet.
«Ermutigendes Resultat» angestrebt
Mit Blick nach vorne wollte sich der Manager aufgrund der anhaltenden Unsicherheit noch nicht zu tief in die Karten blicken lassen. Man gehe aber davon aus, dass es SGS gelingen wird, im zweiten Halbjahr ein «ermutigendes Resultat» zu erzielen, sagte er.
Eine Erhöhung der Marge soll dabei etwa dank weiteren Innovationen und Kostensenkungen erreicht werden, so der CFO. Ausserdem verwies SGS im Communiqué auf die Stärke ihrer Bilanz und ihre eigene Finanzdisziplin. So hob der Konzern etwa seine Liquiditätslage hervor. Im Vergleich zur Vorjahresperiode seien die liquiden Mittel nämlich um 21,1 Prozent auf 413 Millionen Franken gestiegen, sagte der Finanzchef.
Schliesslich glaubt SGS auch, dass durch die Pandemie die Bedeutung der Test-, Inspektions- und Zertifikationsbranche zugenommen habe und dass das Unternehmen dafür gut im Markt positioniert sei.
Neue Möglichkeiten in der «Welt nach Covid-19»
SGS-Chef Frankie Ng nannte an der Pressekonferenz zahlreiche Beispiele für neue Geschäftsmöglichkeiten in der «Welt nach Covid-19». So verwies er etwa auf eine gerade erst getroffene Vereinbarung mit dem Partner AstraZeneca.
Die beiden Firmen wollen bei AstraZenecas experimentellem Impfstoff gegen das Coronavirus zusammenarbeiten. SGS bietet dabei Dienstleistungen in Bereichen wie Sicherheit, Qualitätskontrolle oder analytische Tests. Und auch andere pharmazeutische Unternehmen hätten die Dienste von SGS zur Unterstützung ihrer klinischen Studien in Anspruch genommen, sagte Ng weiter.
An der Börse kommen die Neuigkeiten aus dem Hause SGS nicht so gut an. Die Papiere stehen 1,4 Prozent im Minus bei 2’419 Franken. Der SMI notiert derweil 0,3 Prozent im Plus. (awp/mc/ps)