Coronakrise: Banken mit Milliarden-Rückstellungen für Kreditausfälle
Trotz teilweise satten Gewinnen, staatlicher Unterstützung und Negativverzinsung von Kundengeldern haben viele Banken offensichtlich Mühe, ein nachhaltig funktionierendes Geschäftsmodell zu definieren. So wird im Schatten der Coronakrise kommunikativ das Feld für eine länger anhaltende Durststrecke vorbereitet.
Während die Credit Suisse mit guten Zahlen überrascht, wird sie gleichzeitig (wieder einmal) substantiell umgebaut: Die Zusammenlegung von Risk und Compliance, die Verschmelzung verschiedener Investment-Banking-Einheiten, die Ausdünnung des Agenturnetzes, ein höherer Grad an Automatisierung sollen zu Kosteneinsparungen von jährlich rund 400 Millionen Franken ab 2022 führen, mit einem damit verbundenen Verlust von Arbeitsplätzen. Wachsen sollen die Bereiche Asien, Vermögensverwaltung, die Schweizer Universalbank und der Themenbereich Nachhaltigkeit.
Ebenfalls besser als vom Markt erwartet schnitt die UBS ab. Das eigentlich gute Ergebnis wurde getrübt durch Rückstellungen von rund einer halben Milliarde Franken im ersten Halbjahr.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei fast allen europäischen und amerikanischen Banken. Hohe Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle, gedämpfte Konjunkturaussichten, Lichtblicke im Investment Banking. Und alles hängt scheinbar vom weiteren Verlauf der Coronakrise ab.
Hier sieht auch eine Studie von Accenture in nächster Zukunft ein erhöhtes Risiko. Der Studie zufolge gehen die europäischen Banken davon aus, dass sie im laufenden Jahr bis zu 415 Milliarden Euro für die Deckung pandemiebedingter Kreditverluste aufbringen müssen. Aus der Untersuchung geht hervor, dass Banken weltweit bis zu 2,4 Prozent ihrer bestehenden Kredite zur Deckung von Verlusten aus unbezahlten Krediten zurücklegen werden. Das ist fast doppelt so viel, wie die Institute während der globalen Finanzkrise 2008 abschreiben mussten. Das ist umso schwerwiegender, weil die Coronakrise die Wirtschaft in ihrer gesamten Breite erfasst, nicht nur die Finanzindustrie.
Die Tiefzinsphase dürfte noch lange anhalten. Kommt dann noch eine steigende Inflation dazu, steigende Arbeitslosigkeit sobald die staatlichen Stützprogramme eingestellt werden, ist eine allgemeine Erholung der wirtschaftlichen Situation kurzfristig nicht realistisch. Dem werden sich auch die grossen Finanzinstitute nicht entziehen können. (mc/hfu)