KOF: Vorerst keine Konkurswelle in der Schweiz
Zürich – Zwischen März und Juli sind in der Schweiz 21% weniger Firmen in Konkurs gegangen als in der Vorjahresperiode. Die während der Corona-Krise ergriffenen Stützungsmassnahmen dürften dabei eine wichtige Rolle spielen. Für eine Entwarnung besteht allerdings kein Anlass, da einige Konkurse lediglich aufgeschoben worden sein dürften. Auch nach früheren Wirtschaftskrisen haben Konkurse graduell zugenommen.
Die Sorge, dass die Corona-Krise in der Schweiz zu einer Welle an Firmenkonkursen führt, ist gross. Eine Analyse der KOF Konjunkturforschungsstelle in Kooperation mit Bisnode D&B zeigt nun, dass es derzeit noch keine Anzeichen für eine solche Konkurswelle gibt. Die Anzahl der Firmenkonkurse lag in den letzten Monaten in keiner Grossregion und in keinem Wirtschaftsbereich deutlich über der erwarteten Häufigkeit. Zwischen März und Juli 2020 gab es im Gegenteil 21% weniger Konkurse als in der Vorjahresperiode, im Baugewerbe und Handwerk waren im Schnitt sogar 32% weniger Konkurse zu verzeichnen. Der Einbruch zeigte sich in allen Grossregionen, allerdings unterschiedlich stark. Während es im Tessin zu fast 50% weniger Konkursen kam, waren es in der Zentralschweiz nur 10% weniger.
Ein Grund für die insgesamt niedrige Konkursdynamik könnten die im Zusammenhang mit der Corona-Krise ergriffenen Stützungsmassnahmen sein – etwa der erleichterte Zugang zu Kurzarbeit, das COVID-19-Kreditprogramm oder der bis Anfang April geltende Betreibungsstopp. Für eine Entwarnung besteht jedoch noch kein Anlass, da einige Konkurse durch die Massnahmen lediglich aufgeschoben worden sein dürften. Ausserdem hat die Konkurshäufigkeit auch nach vergangenen Wirtschaftskrisen nicht abrupt, sondern graduell zugenommen.
Überraschend wenig Konkurse im Gastgewerbe und in der Freizeit-/Unterhaltungsindustrie
Einzig der Kanton Wallis verzeichnete im Juni und Juli überdurchschnittlich viele Konkurse, allerdings lag keine signifikante Übersterblichkeit vor. Ausserdem scheint die Corona-Krise eine höhere Konkurshäufigkeit im Gross- und Einzelhandel zu verursachen als in der übrigen Schweizer Wirtschaft. Das Gastgewerbe und die Freizeit-/Unterhaltungsindustrie sind bisher dagegen wenig betroffen. Das überrascht, da diese Bereiche stark unter coronabedingten Einschränkungen litten bzw. immer noch leiden. Gleichzeitig haben allerdings Unternehmen in diesen Sektoren besonders häufig vom COVID-19-Kreditprogramm Gebrauch gemacht.
Die Konkurszahlen in der Schweiz sind in der Regel sehr volatil und können von Monat zu Monat starken Schwankungen unterliegen. Die Forscher analysieren deshalb die Häufigkeit der Firmenkonkurse im Zeitverlauf mit Hilfe des Konzepts der Übersterblichkeit. Das Konkursmonitoring wird regelmässig aktualisiert.
Einen ausführlichen Beitrag zum Thema finden Sie auf dem Blog Ökonomenstimme. (KOF/mc/ps)