Europa-Schluss: Konjunkturhoffnungen geben kräftig Auftrieb
Paris / London – Nach einem verhaltenen Start in die neue Börsenwoche ist es am Dienstag an Europas Handelsplätzen kräftig aufwärts gegangen. Nicht nur der überraschend starke deutsche ZEW-Index, der die Stimmung von Finanzexperten widerspiegelt, trug dazu bei. Auch Rückenwind aus China, wo sich der Automarkt im Juli spürbar belebte sowie die Aufholjagd an der New Yorker Wall Street und Russlands Schritt, einen Impfstoff gegen das Corona-Virus für die breite Anwendung in der Bevölkerung zuzulassen, stützten. Allerdings rief Letzteres zugleich auch Kritiker auf den Plan, da die international üblichen Gepflogenheiten für eine Zulassung ausser Acht gelassen wurden. Bislang nämlich fehlen grössere klinische Studien.
Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50 , stieg um 2,22 Prozent auf 3332,12 Punkte. In Paris rückte der Leitindex Cac 40 um 2,41 Prozent auf 5027,99 Zähler vor und in London verbuchte der FTSE 100 ein Plus von 1,71 Prozent auf 6154,34 Punkte.
«Aktien erfreuen die Aussichten auf Wachstum», kommentierte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Dass aktuell nach den Techwerten nun die Standardwerte, die so genannten Blue Chips anstiegen, wertet er dabei als positiv. «Damit verbreitert sich die Rally. Das gibt Stabilität.»
Gefragt waren an diesem Tag vor allem Autowerte und Aktien aus dem Reise- und Freizeitbereich sowie Zulieferer. Die Papiere von Air France-KLM gewannen an der Euronext 2,2 Prozent und die der britisch-spanischen Holding IAG stiegen in London um 8,4 Prozent. Auch Ryanair und Easyjet legten in London kräftig zu.
Der Sektor Reise & Freizeit war mit plus 4,5 Prozent grösster Gewinner unter den Sektoren. Analyst Jarrod Castle von der Investmentbank UBS sieht mittlerweile etwas mehr Licht am Ende des Tunnels für den Flugverkehr. So planten europaweit wieder mehr befragte Verbraucher auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten Flüge, sollte sich die Situation rund um Covid-19 verbessern. Der Experte sprach von einer «verhaltenen Erholung» der monatlichen Umfragewerte im Juli.
Die Aktien des Flugzeugbauers Airbus legten in Paris jeweils um etwas mehr als 5,5 Prozent zu. Im Unterschied zu den Papieren der Fluggesellschaften hatten sie sich von den Tiefständen aus der Phase des Corona-Crash bereits stärker erholt. In London stiegen die Papiere des Triebwerksherstellers Rolls Royce um 3,0 Prozent.
In Kopenhagen stiegen die Anteilscheine von Vestas um 9,5 Prozent und erreichten ein Rekordhoch. Der Hersteller von Windkraftanlagen rechnet in diesem Jahr mit mehr Umsatz als bislang am Markt erwartet. Einige Analysten reagierten prompt und hoben ihre Kursziele an, so etwa die von JPMorgan und der Commerzbank.
In London gewannen Aktien von Prudential 2,8 Prozent. Der britische Lebensversicherer will seine US-Tochter Jackson National Life im kommenden Jahr an die Börse bringen. (awp/mc/ps)