Physik-Nobelpreis für Forschung an schwarzen Löchern
Stockholm – Der Nobelpreis in Physik geht in diesem Jahr zur Hälfte an den britischen Mathematiker und Physiker Roger Penrose “für die Entdeckung, dass die Bildung Schwarzer Löcher der Vorhersage der Allgemeinen Relativitätstheorie” folgt, und zur anderen Hälfte an den deutschen Astrophysiker Reinhard Genzel sowie die US-Astronomin Andrea Ghez für “die Entdeckung eines supermassiven kompakten Objekts im Zentrum unserer Galaxie”.
Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Stockholm bekannt. Die Auszeichnung ist 2020 mit zehn Millionen Schwedischen Kronen (rund 950.000 Euro) dotiert. Übergeben wird der Preis alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.
«Ein Stück weit Licht in das dunkelste Geheimnis des Universums gebracht»
Die drei Physik-Nobelpreisträger, Roger Penrose, Andrea Ghez und Reinhard Genzel hätten ein Stück weit Licht in “das dunkelste Geheimnis des Universums” gebracht. Das sagte der Generalsekretär der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften, Göran Hansson, bei der Präsentation am Dienstag. Mit Ghez wird die erst vierte Frau mit der Auszeichnung gewürdigt. In einer ersten Reaktion zeigte sie sich “begeistert”.
Die ersten Hinweise auf Schwarze Löcher fand bereits Albert Einstein in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie. So recht daran glauben wollte er jedoch nicht. Es war dann Roger Penrose, der 1965 – zehn Jahre nach Einsteins Tod – den Nachweis erbrachte, dass diese mysteriösen massereichen Gebilde Einsteins Theorie zufolge tatsächlich entstehen. So habe der britische Mathematiker und Physiker (89) “geniale mathematische Methoden” verwendet, um zu beweisen, dass Schwarze Löcher eine direkte Folge der Relativitätstheorie sind und letztendlich nicht mehr und nicht weniger gezeigt, als “dass Schwarze Löcher wirklich existieren”, sagte David Haviland, Vorsitzender des Nobel-Komitees für Physik bei der Verkündigung.
«Wichtigster Beitrag zur Relativitätstheorie seit Einstein»
Penrose lieferte aber auch eine detaillierte Beschreibung: “In ihrem Herzen verbergen Schwarze Löcher eine Singularität in der alle bekannten Naturgesetze aufhören”, heisst es seitens des Nobelkomitees, das seinen Artikel als “bahnbrechend” bezeichnete, der nach wie vor als “der wichtigste Beitrag zur Allgemeinen Relativitätstheorie seit Einstein” gelte.
Genzel (68) vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München und Ghez (55) von der University of California in Los Angeles (USA) konzentrierten sich mit ihren Teams Anfang der 1990er Jahre auf das “Sagittarius A” genannte Zentrum der Milchstrasse, das Radiowellen aussendet. Sie vermassen die Bahnen der hellsten Sterne in dieser Region sehr genau und zeigten, dass ein extrem schweres, unsichtbares Objekt sie auf grosse Geschwindigkeit beschleunigt. Sie zeigten, dass dieses rund 26.000 Lichtjahre entfernte supermassive Objekt rund vier Millionen Sonnenmassen in einem Gebiet nicht grösser als unser Sonnensystem konzentriert und entwickelten dabei Methoden, um durch die riesigen Wolken aus interstellarem Gas und Staub zum Zentrum der Milchstrasse zu sehen. “Ihre Pionierarbeit hat uns den bisher überzeugendsten Beweis für ein supermassives Schwarzes Loch im Zentrum der Milchstrasse geliefert”, heisst es seitens des Nobelkomitees. (mc/ps)