Nächster Trump-Vertrauter infiziert – Top-Militärs in Quarantäne

Nächster Trump-Vertrauter infiziert – Top-Militärs in Quarantäne
Donald Trump, ehemaliger US-Präsident und verurteilter Betrüger.

Washington – Nach der Corona-Diagnose von Donald Trump greift das Virus in der US-Regierung um sich. Ein weiterer enger Berater des Präsidenten, Stephen Miller, wurde am Dienstag positiv getestet. «Es ist offensichtlich, dass es einen Ausbruch im Weissen Haus gab», räumte Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany ein. Ranghohe Generäle, darunter Generalstabschef Mark Milley, arbeiten laut Medienberichten von zuhause aus, weil sie bei einer Besprechung dem Coronavirus ausgesetzt gewesen sein könnten. Der an Covid-19 erkrankte Präsident hat nach eigenen Angaben keine Symptome mehr, zugleich hält sich das Weisse Haus aber mit Details über seinen Gesundheitszustand zurück.

«Insgesamt geht es ihm weiterhin extrem gut», teilte Trumps Leibarzt Sean Conley mit. Der Präsident habe keine Symptome gemeldet, seine Werte seien stabil und die Sauerstoffsättigung seines Bluts liege bei 95 bis 97 Prozent. Trump wurde vergangene Woche Sauerstoff zugeführt, nachdem dieser Wert gefallen war – was meist von Lungenproblemen zeugt. Der Präsident wurde bei seinem dreitägigen Klinik-Aufenthalt mit einem experimentellen Antikörper-Mittel und Steroiden behandelt.

Kein Konjunkturpaket bis zu den Wahlen
Trump war am Montagabend ins Weisse Haus zurückgekehrt. Am Dienstag fiel er mit einer erhöhten Twitter-Aktivität auf. Dabei liess er unter anderem Hoffnungen auf ein grosses Konjunkturpaket vor der US-Wahl platzen. Er wies seine Regierung an, nicht mehr mit den Demokraten im Repräsentantenhaus zu verhandeln – weil sie auf zu hohen Summen beharrten. Dafür versprach er bei Twitter, dass es «sofort» nach seinem Wahlsieg ein Konjunkturpaket geben werde. Am späten Abend twitterte Trump dann plötzlich, dass er bereit sei, gleich ein Gesetz für Schecks über 1200 Dollar für jeden Amerikaner zu unterschreiben.

Biden baut Vorsprung aus
Trump liegt einen Monat vor der US-Präsidentenwahl laut Umfragen deutlich hinter Herausforderer Joe Biden zurück. In einer neuen Erhebung des Nachrichtensenders CNN führt Biden mit 57 zu 41 Prozent. Der Kandidat der Demokraten warnte seine Anhänger daraufhin vor Übermut. «Leute, ignoriert die Umfragen», schrieb er bei Twitter. «Es steht zu viel auf dem Spiel für Selbstzufriedenheit.» Vor vier Jahren war Trumps Gegenkandidatin Hillary Clinton in Umfragen vorn gesehen worden und verlor trotzdem.

Diesmal lastet auf Trump allerdings unter anderem seine Bilanz in der Corona-Krise mit bisher rund 211 000 verstorbenen Amerikanern. Er fiel auch nach seinem rabiaten Auftreten in der ersten TV-Debatte gegen Biden in den Umfragen zurück und landete zudem im Krankenhaus, nachdem er die Gefahr durch das Coronavirus heruntergespielt hatte. Diesen Kurs führte Trump auch diese Woche fort. Nach der besonderen Behandlung rief er seine Landsleute unter anderem auf, sie sollten «keine Angst vor Covid» haben und verkündete, er fühle sich besser als vor 20 Jahren.

Alte Vorwürfe
Den Abend verbrachte Trump grösstenteils mit Versuchen, via Twitter seine alten Vorwürfe wieder anzufachen, dass Präsident Barack Obama vor vier Jahren seinen Wahlkampf ausgespäht habe. Er beschwerte sich auch, dass er bereits längst die Veröffentlichung unzensierter Unterlagen dazu angewiesen habe, die Behörden sich aber Zeit liessen.

Biden-Auftritt mit Symbolkraft
Biden setzte unterdessen seinen Wahlkampf fort und appellierte an die Amerikaner, politische Spaltungen zu überwinden. Als symbolträchtige Kulisse für die Ansprache wählte er Gettysburg im Bundesstaat Pennsylvania – den Ort einer der blutigsten Schlacht des amerikanischen Bürgerkrieges. Nach dem Auftritt stellte Biden seine zweite TV-Debatte mit Trump angesichts dessen Erkrankung in Frage: «Ich denke, wenn er immer noch Covid hat, sollten wir keine Debatte haben.» Man werde auf jeden Fall «sehr strikten Richtlinien» folgen müssen. «Zu viele Leute wurden infiziert.»

Die zweite Debatte der Kontrahenten ist für den 15. Oktober angesetzt. Nach wie vor ist unklar, ob Trump eventuell schon bei der ersten von drei geplanten Debatten am Dienstag vergangener Woche ansteckend gewesen sein könnte. Das Weisse Haus weigert sich nach wie vor zu sagen, wann Trump zuletzt einen negativen Corona-Test hatte. Die «New York Times» berichtete am Dienstag, dass Trump entgegen früheren Angaben nicht jeden Tag getestet worden sei.

Die Erkrankung des Trump-Beraters Miller könnte unterdessen auch Fragen für die anstehende Debatte des Vizepräsidenten Mike Pence mit Bidens Vize-Kandidatin Kamala Harris aufwerfen. Millers Ehefrau Katie ist Sprecherin von Pence und flog mit dem Vizepräsidenten nach Salt Lake City, wo die Debatte am Mittwochabend (Ortszeit – ab 3.00 am Donnerstag MESZ) stattfinden soll. Laut Medienberichten war ihr Test am Dienstag negativ, sie habe Salt Lake City aber trotzdem verlassen.

Der Leibarzt von Pence betonte unterdessen, dass die Tests des Vizepräsidenten nach wie vor negativ ausfielen und er keine Quarantäne benötige. (awp/mc/pg)

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