Michael Elsaesser, Geschäftsleiter Bernerland Bank, im Interview
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Elsaesser, Sie sind seit Anfang Oktober Geschäftsleiter der Bernerland Bank. Von einer Unternehmensberatung über die Position des Finanzchefs bei der Einkaufsorganisation ESA an die Spitze einer Bank – das ist nicht gerade der klassische Karriereweg in der Bankenbranche. Wie kam es dazu?
Michael Elsaesser: Die Verantwortlichen der Bernerland Bank haben mich angefragt, ob ich an der Evaluation für die Stelle des neuen Geschäftsführers als Kandidat teilnehmen möchte. Ich darf angeben, dass mich diese Kontaktaufnahme ausgesprochen positiv überrascht hat. Als Führungskraft erhält man natürlich immer wieder Job-Angebote, meist aber aus der Branche, in der man ohnehin schon tätig ist. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich das Interesse aus der Bankenbranche wahrgenommen habe. Der Verwaltungsrat der Bank hat bei der Suche nach einem neuen Geschäftsleiter sein Suchfeld geöffnet und bewusst auch nach einem Quereinsteiger gesucht. Diese Neugier und Offenheit der Verantwortlichen hat mir von Beginn weg imponiert.
Und weshalb haben sich die Verantwortlichen für Sie entschieden?
Den Ausschlag für meine Wahl hat dann gegeben, dass ich in der Region gut verankert und vernetzt bin und dass ich grosse Kenntnisse in der Digitalisierung und im Prozess-Engineering habe. Zudem verfüge ich doch über ein bestimmtes Mass an Branchenkenntnissen: Mein Lebenslauf zeigt, dass ich mich mit Themen rund um Banking und Finance beschäftigt habe. Allerdings habe ich entweder aus Kundensicht gewirkt oder aber als Unternehmensberater auch Banken betreut.
«Der Verwaltungsrat der Bank hat bei der Suche nach einem neuen Geschäftsleiter sein Suchfeld geöffnet und bewusst auch nach einem Quereinsteiger gesucht. Diese Neugier und Offenheit der Verantwortlichen hat mir von Beginn weg imponiert.»
Michael Elsaesser, Geschäftsleiter Bernerland Bank
Was hat Sie an der Aufgabe speziell gereizt?
Nach dem ersten Kontakt der Bernerland Bank war ich für die angebotene Herausforderung gleich Feuer und Flamme. Ich war entsprechend hoch motiviert, mein Bestes zu geben, um diese verantwortungsvolle und spannende Stelle zu erhalten. Die Bernerland Bank hat mich darum dermassen gereizt, weil ich die Niederlassung in Kirchberg – und namentlich ihre Angestellten – gut gekannt habe. Mir ist aufgefallen, dass sie alle nicht nur ausserordentlich kompetent und umgänglich sind, sondern dass sie auch sehr stark in ihrem Wirkungsgebiet verankert sind.
Abgerundet hat diesen Eindruck der Aussenauftritt der Bank, den ich für sehr gelungen, sympathisch und aussergewöhnlich halte. Obwohl ich also vorher nie direkt Kundenkontakt mit der Bernerland Bank hatte, habe ich immer einen ausgesprochen guten Eindruck vom Unternehmen gehabt.
Welche Vorteile bietet der Quereinstieg?
In der Geschäftsleitung der Bernerland Bank finden sich bereits zwei hochkompetente Bankfachleute. Ich bringe nun aber anderes und neues Knowhow ein, etwa in der Digitalisierung, und meine, dass gerade diese Verbindung und die Vernetzung von Kompetenzen in der Geschäftsleitung eine grosse Stärke ausmachen. In anderen Branchen ist diese Interdisziplinarität selbstverständlich, nicht so aber im Bankenwesen.
Kommt dazu: Ich kann unsere Kunden aus ihrer eigenen Warte, aus derjenigen des CFO, betreuen. Das ist mein Vorteil: Ich glaube, die Bedürfnisse von Firmenkunden gut zu kennen und mich mit ihnen auf Augenhöhe unterhalten zu können.
«In anderen Branchen ist diese Interdisziplinarität selbstverständlich, nicht so aber im Bankenwesen.»
Gibt es auch Nachteile?
Einen eigentlichen Nachteil habe ich bis heute nicht bemerkt. Allenfalls war meine Einführungszeit davon geprägt, dass ich mich in die neuen Prozesse einarbeiten durfte. Die Anwendung im Alltag dauert bei mir natürlich noch etwas länger als bei einem alten Hasen aus dem Bankumfeld. Gleichzeitig bin ich ein neugieriger Mensch und finde es spannend, täglich etwas Neues zu lernen.
Steht jemand neu an der Spitze eines Unternehmens, steht er unter genauer Beobachtung, sei es der Mitarbeitenden, sei es der Öffentlichkeit oder der Aktionäre. Spüren Sie diesen Druck?
Ich denke, wir alle empfinden beim Start in eine neue Rolle einen gewissen Druck bzw. eine Erwartungshaltung. Das geht mir genauso. Gleichzeitig reagieren alle Menschen unterschiedlich auf solche Erwartungshaltungen. In meinem Fall kann ich zum Glück aus Erfahrung sagen, dass sich bei mir Druck leistungsfördernd und somit positiv auswirkt.
Wie kann sich die Bernerland Bank am Markt behaupten, wie unterscheidet sie sich von grösseren Finanzhäusern?
Mit unseren Kernwerten Persönlichkeit, Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit wollen wir uns von der Konkurrenz abheben. Unsere Kundenberater arbeiten kompetent und mit grosser Leidenschaft. Sie sind im Emmental und im Oberaargau verankert und haben eine grosse Kenntnis der Begebenheiten in diesen sowie den angrenzenden Regionen. Das spezifische Kundenbedürfnis steht für uns im Mittelpunkt. Ich meine, dass das etwas ist, was uns gegenüber vergleichbaren Banken auszeichnet und das von unseren Kundenberaterinnen und Kundenberatern täglich so gelebt wird.
Das Hypothekargeschäft ist sehr wichtig für die Bernerland Bank. Wie präsentiert sich der Immobilienmarkt in Ihrer Marktregion?
Wir stellen fest, dass die Anzahl Neubauten im Emmental und Oberaargau abnehmend ist. Zugleich ist der Markt für Handänderungen und Umbauten nach wie vor sehr belebt, wir erhalten viele Anfragen für Hypothekarerhöhungen.
Bereiten Ihnen die vielen branchenfremden, zum Teil rein digitalen Konkurrenten im Hypothekargeschäft Sorgen?
Die digitale Transformation hält auch im Banking Einzug, keine Frage. Dass dies neue Mitbewerber in die FinTech-Szene lockt, ist ebenfalls klar. Als Vertreter einer digital affinen Bank sehe ich unsere Chance darin, dass wir dem Kunden das Beste aus beiden Welten, das heisst vor Ort und online, anbieten können.
Die Bernerland Bank ist gut aufgestellt. An Herausforderungen fehlt es aber nicht – was bereitet Ihnen am meisten Sorgen?
Es ist schon das Negativzins-Umfeld, das uns am meisten Kopfzerbrechen bereitet und uns vor eine aussergewöhnliche Herausforderung stellt.
Wie wollen Sie die Bernerland Bank entsprechend weiterentwickeln?
Gerade wegen den negativen Zinsen dürfen wir keinesfalls auf dem Status Quo verharren – das darf keine Bank! Wir dürfen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen, schon aus Ertragssicht nicht; wir müssen bereit sein, ungewöhnliche Wege zu gehen und unsere Komfortzone zu verlassen, wenn wir weiterhin Erfolg haben wollen.
Wohin die Reise in strategischer Hinsicht geht, wissen wir heute schon: Die Bernerland Bank wird ihre Kunden weiterhin ein Leben lang als Finanzberaterin begleiten wollen. Sie wird sich in Zukunft vielmehr auch als Partnerin für Firmenkunden profilieren.
«Wir betreiben schon seit einigen Jahren ein digitales Marketing, um das uns andere Finanzinstitute in unserer Grösse beneiden.»
Die Digitalisierung stellt Regionalbanken vor grosse Herausforderungen. Welche Strategie verfolgt die Bernerland Bank in diesem Bereich?
Viele Unternehmen beschäftigen sich heute mit einer separaten Digital-Strategie. Ich meine aber, dass es vielmehr eine Gesamtstrategie braucht, die auch in einer digitalen Welt funktioniert. Die Bernerland Bank ist in diesem Bereich zum Glück sehr gut aufgestellt. Wir betreiben zum Beispiel schon seit einigen Jahren ein digitales Marketing, um das uns andere Finanzinstitute in unserer Grösse beneiden. Wir werden dieses bestimmt ausbauen und auf die Vertriebskanäle ausdehnen.
Wie schwierig ist die Balance zwischen technologischen Innovationen und persönlichem Kontakt – einer der grossen Stärken von Regionalbanken?
Wie erwähnt ist persönlich – neben kompetent und vertrauensvoll – einer der grundlegenden Werte und ein starkes Fundament der Bernerland Bank. Darauf bauen wir auf und entwickeln unser digitales Angebot weiter. Für den Kunden bedeutet dies, dass er sowohl auf eine persönliche, massgeschneiderte Beratung zählen, als auch auf innovative technologische Lösungen zugreifen kann.
Herr Elsaesser, wir bedanken uns für das Interview.