KOF rechnet für 2020 weiterhin mit deutlichem BIP-Taucher
Zürich – Der Absturz der Schweizer Wirtschaft wegen der Coronapandemie dürfte 2020 so oder so massiv ausfallen. In ihrem Basisszenario rechnet die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich mit einem BIP-Rückgang um 3,6 Prozent. Falls sich die Pandemiesituation allerdings weiter verschärfen sollte, könnte der Rückgang deutlich akzentuierter ausfallen.
Durch die Entspannung der Pandemiesituation im Sommer hätten sich auch die Vorzeichen für die wirtschaftliche Entwicklung verbessert. Mit der steigenden Zahl an Neuinfektionen nehme die Unsicherheit jedoch wieder zu, teilte die KOF am Donnerstag in ihrer aufdatierten Prognose mit. Die KOF hat deshalb zwei Szenarien für den weiteren konjunkturellen Verlauf erstellt.
Im Hauptszenario wird angenommen, dass die Zahl der Neuinfektionen in den Herbst- und Wintermonaten gegenüber dem Sommer höher liegt und die Schutzmassnahmen verschärft werden. Gleichzeitig wird aber davon ausgegangen, dass die wirtschaftliche Erholung zwar ins Stocken gerät, es aber keine breit abgestützten Rückgänge wie im Frühjahr geben wird. In diesem Szenario hat die KOF ihre bisherige BIP-Prognose für 2020 mit den genannten -3,6 Prozent gegenüber der Prognose von Ende August (-4,7%) deutlich erhöht.
Vorkrisenniveau wird lange nicht erreicht
2021 wäre dann laut KOF wieder mit einem BIP-Wachstum von 3,2 Prozent zu rechnen (alte Prognose: 3,7%). Das Vorkrisenniveau werde aber nicht vor Ende 2021 erreicht. Dass die Prognose insbesondere für 2020 deutlich nach oben korrigiert wurde, liegt laut KOF vor allem an vor kurzem veröffentlichten neu berechneten offiziellen Zahlen für die vergangene Entwicklung und einer positiveren Einschätzung des dritten Quartals 2020.
Im Negativszenario der KOF meldet sich die Pandemie im Herbst und Winter deutlich heftiger zurück als im Basisszenario und hält auch bis ins Frühjahr 2021 an. Um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern, kommt es zu partiellen Lockdowns und Stilllegungen einzelner Geschäftszweige. Angenommen wird dabei, dass die schwächere Wirtschaftsaktivität im In- und Ausland zu neuerlichen Einbrüchen der Nachfrage führt. In diesem Szenario rechnet die KOF für 2020 mit einem Einbruch des BIP um 4,9 Prozent. Die Erholung im nächsten Jahr würde mit einem Wachstum von 1,5 Prozent zudem deutlich schwächer ausfallen als im Basisszenario. Das Vorkrisenniveau würde dabei frühestens 2023 wieder erreicht. (awp/mc/ps)