Infantino äussert sich zu Treffen mit Ex-Bundesanwalt Lauber
Zürich / Aarau – Fifa-Chef Gianni Infantino hat sich in Medieninterviews erstmals zur den Vorwürfen der Schweizer Justiz gegen ihn geäussert. Er bestätigt, dass die Initialzündung für das erste Treffen mit Ex-Bundesanwalt Michael Lauber von ihm stammt.
Die Initiative zu den Treffen sei am Anfang von ihm gekommen, erklärte Infantino am Donnerstag in Interviews mit den CH Media-Medien und dem «Blick». Die Bundesanwaltschaft (BA) habe dann die Details organisiert. Er hätte nie gedacht, «dass mir diese Initiative je negativ ausgelegt werden könnte».
Er habe Lauber die Bereitschaft zur Kooperation unter seiner Führung bestätigen wollen. Die Fifa sei damals kurz davor gewesen, von der amerikanischen Justiz als kriminelle Organisation eingestuft zu werden, sagte der Fifa-Präsident.
Er sei zu einem Zeitpunkt zur Fifa gekommen, als sie ein Scherbenhaufen gewesen sei und mehr als 20 Korruptionsverfahren gegen Fifa-Funktionäre in der Schweiz und noch einmal so viele in den USA gelaufen seien, in denen die Fifa die geschädigte Partei war.
Es sei deshalb seine Pflicht gewesen, den Kontakt zum Bundesanwalt zu suchen und zu signalisieren, dass die Fifa gewillt sei «aufzuräumen» und Reformen durchzuziehen und der BA die volle Bereitschaft zur Kooperation anzubieten.
«Unbegründetes Strafverfahren»
Auf die Frage, weshalb er so lange geschwiegen habe, antwortete der Fifa-Präsident, er wisse auch drei Monate nach Eröffnung des Verfahrens und mehrmaligem Nachfragen immer noch nicht, was man ihm vorwerfe. Der Schaden sei indes längst angerichtet durch das «unbegründete Strafverfahren».
Darum müsse man die Sachlage jetzt so schnell wie möglich aufklären. Er werde deshalb die Fragen des ausserordentlichen Staatsanwaltes Stefan Keller jederzeit gerne beantworten. Angebliche Absprachen mit Lauber wies Infantino dezidiert zurück.
Er räumte weiter ein, er sei sich tatsächlich nicht sicher, ob er Lauber zwei oder dreimal getroffen habe. Er habe es deshalb nie ausgeschlossen, «dass wir uns dreimal trafen». Die Treffen hätten vor vier Jahren stattgefunden. «Können Sie sich an eine Begegnung im Detail erinnern, die vor vier Jahren stattfand? Eben.»
«Immerhin der oberste Staatsanwalt»
Zur Frage der fehlenden Protokolle zu den Treffen führte Infantino aus, es sei letztlich nicht seine Sache, ob und was der Bundesanwalt protokolliere. Er sei immerhin zum obersten Staatsanwalt der Schweiz gegangen. «Das war für mich eine Garantie, das alles korrekt abläuft.»
Auch im Umstand, dass er zu zwei Treffen den Walliser Oberstaatsanwalt Rinaldo Arnold mitgenommen habe, sieht Infantino kein Problem. Die Integrität und Expertise eines Staatsanwalts zur Seite zu haben sei in seiner damaligen Situation sicher nicht falsch gewesen. «Herr Lauber hätte sicherlich umgehend interveniert, wenn er darin irgend ein Problem gesehen hätte.» Wenn die Begleitung durch Arnold falsch verstanden worden sei, dann tue es ihm leid.
Keller ermittelt als ausserordentlicher Bundesanwalt gegen Lauber, Infantino und Arnold. Der Vorwurf lautet unter anderem auf Amtsmissbrauch respektive Anstiftung zum Amtsmissbrauch und Verletzung des Amtsgeheimnisses im Zusammenhang mit mindestens drei nicht protokollierten Treffen in den Jahren 2016 und 2017. (awp/mc/ps)