Geberit profitiert von Nachholeffekten im dritten Quartal – Ausblick vorsichtig
Jona – Der Sanitärtechnikkonzern Geberit hat im dritten Quartal von Nachholeffekten profitiert und den Umsatz deutlich gesteigert. Der Effekt dürfte aber im vierten Quartal nachlassen und der Ausblick für das Gesamtjahr bleibt aufgrund der Unsicherheiten vorsichtig.
Im dritten Quartal steigerte Geberit den Umsatz in Franken um 5,3 Prozent und in Lokalwährungen sogar um 8,5 Prozent. Auf neun Monate gesehen sank der Absatz jedoch um 5,0 Prozent auf 2,26 Milliarden Franken.
«Wir haben in den ersten neun Monaten Marktanteile hinzugewonnen», sagte CEO Christian Buhl am Donnerstag an einer Telefonkonferenz. Das erklärte er etwa mit dem hohen Anteil hygiene-bezogener Produkte oder den Lieferproblemen bei einigen Wettbewerbern. In Deutschland habe zudem die Mehrwertsteuersenkung die Nachfrage angetrieben.
Gewinnmarge gesteigert
Das Wachstum liess im Quartal auch den Betriebsgewinn (EBITDA) um 14 Prozent auf 264 Millionen anschwellen und die Marge stieg auf 33,2 von zuvor 30,7 Prozent. Tiefere Rohstoffpreise und Kosten für Marketing und Verwaltung wurden hier als Faktoren genannt.
Seit Jahresbeginn resultierte auch beim EBITDA ein Minus von 0,9 Prozent auf 726 Millionen. Der Neun-Monats-Reingewinn schliesslich verringerte sich aufgrund einer höheren Steuerquote deutlicher um 6,0 Prozent auf 504 Millionen Franken.
Unterschiede im Grad der Betroffenheit
Die Bauindustrie in Europa wurde durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie von Mitte März bis Mai negativ beeinflusst. Im dritten Quartal hätten dann aber Nachholeffekte zu einem starken Umsatzwachstum in nahezu allen europäischen Märkten geführt. Zweistellig legten Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich zu.
Die unterschiedliche Betroffenheit der Länder von der Coronakrise sei auch an den Zahlen nach neun Monaten abzulesen, heisst es weiter. So konnten Deutschland (+5,8%), Österreich (+4,8%), Osteuropa (+3,7%), die nordischen Länder (+3,3%) und die Schweiz (+2,7%) währungsbereinigt zulegen.
Demgegenüber waren Grossbritannien/Irland (-22%), die Iberische Halbinsel (-13%), Italien (-11%) und Frankreich (-10%) am stärksten von den Baustellenstopps betroffen. Auch ausserhalb Europas waren die negativen Einflüsse von Covid-19 zu spüren. Nahost/Afrika (-19%), Fernost/Pazifik (-15) und Amerika (-1,5%) zeigten sich allesamt schwächer.
Fehlende Visibilität erschwert Ausblick
Mit Blick nach vorne erschwerten die Covid-19-Pandemie und die fehlende Visibilität eine verlässliche Prognose. Die Nachfrage habe sich im Oktober wieder abgeschwächt, sagte der CEO. Buhl rechnet im Schlussquartal mit einer substantiell tieferen EBITDA-Marge. «Das vierte Quartal wird insgesamt schwächer sein als im Vorjahr.»
Für das Gesamtjahr wird ein währungsbereinigter Nettoumsatz leicht unter Vorjahr in Aussicht gestellt. Die operative Cashflow-Marge (EBITDA-Marge) soll aber jene aus dem Vorjahr übertreffen.
In vielen europäischen Ländern werden nun in der zweiten Infektionswelle die Massnahmen und Einschränkungen wieder verschärft, etwa im wichtigen Markt Deutschland. «Welchen Einfluss das auf das Geschäft haben wird, können wir derzeit nicht einschätzen», sagte der Geberit-Chef.
Die Erwartungen der Analysten hat Geberit mit den Zahlen zum dritten Quartal klar übertroffen. Die Aktien schlossen am Donnerstag dennoch in einem leicht negativen Gesamtmarkt um 0,8 Prozent im Minus auf 520,00 Franken. (awp/mc/ps)