BearingPoint: Agilität kommt Unternehmen während der Pandemie zugute

BearingPoint: Agilität kommt Unternehmen während der Pandemie zugute
(Bild: Pixel Shot, Adobe 251298380)

Zürich – Organisationen, die auf Agilität setzen, können deutlich besser auf Veränderungen und Herausforderungen wie die aktuelle Pandemie reagieren. Unternehmen mit unter 500 Mitarbeitenden scheinen grösseren Organisationen diesbezüglich einiges voraushaben, wie die Studie „Agile Pulse 2020“ der Management- und Technologieberatung BearingPoint zeigt. Allerdings gibt es zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden eine Diskrepanz bezüglich der Einschätzung der Agilität des eigenen Unternehmens.

Für die Organisationen, die Agilität bereits sehr stark in den Unternehmensalltag integriert haben, ist der Umgang mit Veränderungen und Unsicherheiten seit längerem zur Gewohnheit geworden. Dies macht sie krisenfester. Das ist ein Ergebnis der aktuellen Studie „Agile Pulse 2020“ der Management- und Technologieberatung BearingPoint, in der die verschiedenen Dimensionen einer Organisation im Hinblick auf ihre agile Ausrichtung beleuchtet werden.

„Um unbekannte, sich verändernde Herausforderungen zu bewältigen, benötigen Unternehmen die Fähigkeit ihre Strukturen und Prozesse kurzfristig an neue Gegebenheiten anzupassen. Unternehmen, welche über agile Organisationsformen sowie agile Denk- und Arbeitsweisen verfügen, meistern Herausforderungen und Krisen besser. Unsere Umfrage zeigt, dass diese Unternehmen schneller auf neue Situationen und geänderte Kundenwünsche reagieren können, kontinuierlich liefern und somit resistenter sind“, hält Claudio Stadelmann, Partner bei BearingPoint Schweiz, fest.

Corona-Krise zeigt besondere Bedeutung von agilen Arbeitsformen
Wie schon im Vorjahr wurde 2020 eine Umfrage bei über 370 Teilnehmern durchgeführt, um das Thema Agilität zu beleuchten. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Covid-19-Krise kommt der Befragung eine ganz besondere Bedeutung zu.

Denn Organisationen müssen auf viele Herausforderungen gleichzeitig reagieren und da zeigen sich – so die Agile Pulse 2020 Studie – Unterschiede zwischen den Organisationen, die bereits über agile Arbeitsformen verfügen und denen, die diese erst einführen.

Agilität hält Einzug bei sehr grossen Organisationen
Immer mehr Organisationen setzen auf Agilität, wie die aktuelle Umfrage zeigt. So haben von den befragten Organisationen 62 Prozent in den vergangenen drei Jahren agile Methoden eingeführt. Weiterhin geben 20 Prozent an, dass agile Methoden bereits seit vier bis sechs Jahren in ihrer Organisation im Einsatz sind. Auffällig in diesem Zusammenhang ist, dass sehr grosse Organisationen mit mehr als 5000 Mitarbeitenden dabei noch eher am Beginn ihrer agilen Reise stehen. Denn die Auswertung zeigt, dass Agilität hier vor allem in den vergangenen ein bis drei Jahren Einzug fand. In kleineren Organisationen mit weniger als 500 Mitarbeitenden dagegen fing der Einsatz agiler Arbeitsweisen schon früher an, teils vor über 10 Jahren.

Agile Organisationen sind robuster
Eine grosse Mehrheit der Befragten (82 Prozent) sieht agile Organisationen besser gerüstet, wenn schnell auf Veränderungen reagiert werden muss. Zudem geben mehr als zwei Drittel (71 Prozent) an, dass agile Organisationen im Vorteil sind, weil Mitarbeitende selbstorganisiertes Arbeiten gewohnt sind und daher auch remote effizient sein können. BearingPoint betont in diesem Zusammenhang, dass viele agile Rahmenwerke an komplexe ungewisse Situationen mit einer gewissen Routine herangehen, die es insbesondere in Krisenzeiten erleichtert, weiterhin kontinuierlich Arbeitsergebnisse zu liefern.

Die Top 5-Gründe für die Einführung agiler Methoden
Wie die Vorjahresstudie zeigt auch BearingPoint Agile Pulse 2020-Umfrage, dass die Erwartungen an den Einsatz von Agilität berechtigt sind. Als „Top 5 Gründe für die Einführung agiler Methoden“ wurden genannt:

  1. Erhöhung der Flexibilität (57 Prozent),
  2. Erhöhung der Geschwindigkeit (49 Prozent),
  3. stärkere Kundenzentrierung (38 Prozent),
  4. einfachere und schlankere Prozesse (31 Prozent)
  5. die Verbesserung der Eigenverantwortung der Mitarbeitenden (17 Prozent).

Der Top-Grund „Erhöhung der Flexibilität“ wurde laut den Befragten im Vergleich mit anderen Zielen insgesamt am besten erreicht (50 Prozent). Wie die BearingPoint-Umfrage ebenfalls zeigt, bewerten Führungskräfte und Nichtführungskräfte die Flexibilität ihres Unternehmens unterschiedlich. Während 39 Prozent der Führungskräfte angeben, ihr Unternehmen sei flexibel und könne sich schnell anpassen, sind es bei den Nicht-Führungskräften gerade einmal 20 Prozent, die diese Einschätzung teilen. Diese unterschiedlichen Bewertungen von Führungskräften und Mitarbeitenden seien ein Spannungsfeld, das laut BearingPoint möglicherweise durch mehr Transparenz entschärft werden könne.

Wie schon im Vorjahr sehenauch im Agile Pulse 2020 60 Prozent der Befragten die Kultur als grösste Herausforderung bei der agilen Transformation ihres Unternehmens. Gefolgt vom Zusammenspiel zwischen agilem und traditionellem Vorgehen mit 46 Prozent und der Bereitschaft der Mitarbeitenden zur Veränderung mit 38 Prozent.

Selbstbestimmtes Arbeiten wichtigster Motivationsfaktor
Auch die Motivation der Menschen bestimmt die Organisationskultur mit und es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese zu beeinflussen. Unter den Befragten zeigte sich laut BearingPoint ein grosser Unterschied dazu, wie sie durch ihre Organisationen motiviert werden und wie sie gerne motiviert werden wollen. Organisationen fokussieren demnach stark auf die Sicherheit des Arbeitsplatzes, währenddessen die Mitarbeitenden jedoch auch bei Innovationen mitgestalten und selbstbestimmt arbeiten möchten. Selbstbestimmtes Arbeiten, etwas das durch agile Frameworks besonders unterstützt wird, ist mit 72 Prozent für die Mitarbeitenden der wichtigste Motivationsfaktor.

Internationale Unterschiede bei den Anreizen für agiles Arbeiten
Laut der BearingPoint-Umfrage war der Übergang zu virtueller Arbeit für agile Führungskräfte leichter, da sie bereits vorher Vertrauen in die Arbeit und Leistungen und die effiziente Selbstorganisation ihrer Mitarbeitenden gefasst hatten. Das ist gerade vor dem Hintergrund der Corona-Krise sehr interessant. So zeigt die Studie, dass im deutschsprachigen Raum die Befragten stärker als im nicht-deutschsprachigen Raum durch selbstbestimmtes Arbeiten motiviert werden möchten. Letztere werden stärker durch Weiterbildungsmöglichkeiten oder finanzielle Anreize motiviert, erklärt BearingPoint. Dies seien erste Hinweise für internationale Unterschiede, die BearingPoint künftig noch weiter durch eine noch stärkere Erweiterung der Studie ausserhalb des deutschsprachigen Raums untersuchen möchte.

Hybride Projektorganisationen sind die Realität
BearingPoint unterstreicht, dass die Transformation hin zu agilen Organisationen ein Prozess ist, der schrittweise mit variierender Schnelligkeit erfolgt. Demnach ist es möglich, dass verschiedene Abteilungen einer Organisation unterschiedlich weit bei der Einführung von agilen Methoden sind und sich auch deren Projektmanagementansätze dadurch unterscheiden. In der BearingPoint-Umfrage geben die Befragten an, dass 69 Prozent der Projekte in ihrer Organisation hybrid sind, also eine Mischform von klassischen und agilen Ansätzen angewandt wird. Im Gegenzug sind 17 Prozent agil und 14 Prozent der Organisationen klassisch organisiert.

Einsatz agiler Arbeitsweisen auf mehreren Ebenen
Am häufigsten eingesetzte agile Rahmenwerke bzw. Praktiken sind laut der Umfrage:

  1. Scrum (76 Prozent)
  2. Kanban (66 Prozent)
  3. Design Thinking (51 Prozent).

Auch agile Skalierungs-Frameworks werden vermehrt in Verbreitung genutzt. Die Umfrage zeigt, dass agile Praktiken aktuell noch vor allem auf Team-Ebene eingesetzt werden (81 Prozent), gefolgt von der Abteilungsebene (62 Prozent). Weniger werden agile Praktiken derzeit auf der Strategieebene (29 Prozent) und Managementebene (26 Prozent) eingesetzt. (BearingPoint/mc)

Über die Studie
Der „Agile Pulse 2020“ ist eine internationale Online-Studie der Management- und Technologieberatung BearingPoint, an der sich 372 Personen aus verschiedenen Unternehmen sowie Organisationen der öffentlichen Hand beteiligt haben. Zusätzlich befragte BearingPoint in einer deutschlandweiten Online-Umfrage die gesetzlichen und privaten Krankenkassen, an der sich rund 80 Personen beteiligt haben.

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