Schweiz im 3. Quartal mit Leistungsbilanz-Überschuss von 8,8 Mrd Franken
Zürich – Die Schweizer Volkswirtschaft hat im dritten Quartal in ihrer Leistungsbilanz einen Milliardenüberschuss erzielt. Er fiel allerdings tiefer aus als im Vorjahresvergleich.
Konkret nahm die Schweiz von Juli bis September 2020 unter dem Strich fast 9 Milliarden Franken mehr ein, als sie ausgab. Im Vorquartal lag der so genannte Leistungsbilanzüberschuss bei gut 13 Milliarden und im entsprechenden Vorjahreszeitraum bei knapp 12 Milliarden.
Der Rückgang sei insbesondere auf die tieferen Einnahmenüberschüsse im Waren- und Dienstleistungshandel zurückzuführen, hiess es von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) am Freitag zur Begründung. Für den Rückgang bei den Waren sei der Goldhandel verantwortlich gewesen.
Primäreinkommenssaldo negativ
Konkret erreichten die gesamten Einnahmen im Berichtszeitraum einen Wert von 150,2 Milliarden Franken, die Ausgaben lagen bei 141,4 Milliarden. Entsprechend lag der Leistungsbilanzüberschuss bei 8,8 Milliarden, wobei die Zahlen provisorisch sind und sich noch relativ stark ändern können.
Der Überschuss ergab sich aus einem positiven Saldo aus Waren und Dienstleistungen von 13,9 Milliarden auf der einen Seite. Dem stand ein Minus bei den Primäreinkommen (Arbeits- und Kapitaleinkommen) von 4,7 Milliarden sowie ein Minus bei den Sekundäreinkommen (laufende Übertragungen) von 0,5 Milliarden gegenüber.
In der Leistungsbilanz werden alle Einnahmen und Ausgaben einer Volkswirtschaft erfasst, wobei neben dem reinen Warenhandel auch der Handel mit Dienstleistungen (Tourismus etc.), Arbeits- und Kapitaleinkommen sowie laufende Übertragungen dazu gezählt werden. Das Minus bei den Sekundäreinkommen ist typisch für die Schweiz und ist vor allem auf Geldübertragungen von ausländischen Personen in ihre Heimatländer zurückzuführen.
Kapitalbilanz mit Nettozugang
Die SNB informierte zudem über die Kapitalbilanz – also über jene Geldströme, welche über die Grenze gehen. Dort resultierte ein Nettozugang von rund 40 Milliarden Franken bei den Aktiven respektive von 27 Milliarden bei den Passiven.
Den Zugang auf der Aktivseite begründete die SNB mit dem konzerninternen Kreditverkehr und den Devisenkäufen der Nationalbank. Auf der Passivseite sei der Nettozugang zum einen auf die Übernahme von Unternehmen im Inland durch Investoren im Ausland zurückzuführen. Zum anderen zeigten auch die «Übrigen Investitionen» einen Nettozugang: Zwar habe die Nationalbank ihre Verpflichtungen gegenüber dem Ausland abgebaut, aber die Geschäftsbanken im Inland hätten ihre grenzüberschreitenden Verpflichtungen sowohl gegenüber Banken (Interbankengeschäft) als auch gegenüber Kunden erhöht.
Das Nettoauslandvermögen stieg im Vergleich zum Vorquartal um 42 Milliarden auf 672 Milliarden Franken. (awp/mc/pg)