Neue Technologien in der globalen Automobilindustrie trotz Corona auf dem Vormarsch
München – Der Corona-Pandemie zum Trotz sind die disruptiven Trends in der Automobilbranche in Bezug auf Technologie und Kundenverhalten nicht aufzuhalten. Dies zeigt die aktuelle „Automotive Disruption Radar (ADR)“ Studie von Roland Berger. Die Studie erscheint halbjährlich und untersucht 26 Automobilindikatoren in 18 Ländern. Die neunte Ausgabe der Studie verzeichnet die bisher höchste durchschnittliche Länderbewertung und unterstreicht damit die positive Stimmung für Innovationen, fortschreitende Digitalisierung und Elektrifizierung in der Automobilindustrie.
„Auch wenn die wirtschaftliche Lage aufgrund der Pandemie nach wie vor angespannt ist, zeigt sich: Die Automobilindustrie setzt weiter auf Innovationen“, so Wolfgang Bernhart, Partner bei Roland Berger. „Die vier grossen Trends – neue Mobilitätskonzepte, autonomes Fahren, digitale Technologien und Elektrifizierung – sind weiterhin bestimmend.» Dabei zeigt die aktuelle Studie, dass die Verbraucher immer mehr Gefallen an E-Autos finden und die regulatorischen Rahmenbedingungen in vielen Ländern umfassendere Tests für autonomes Fahren ermöglichen. „Auf unserer neuen Website ziehen wir die historischen Daten seit Anfang 2017 zusammen und können so auf zukünftige Entwicklungen schliessen», sagt Bernhart. „Mit dem zusätzlichen Input unserer Kooperationspartner haben wir eine umfassende Datenquelle für alle geschaffen, die sich professionell mit der Zukunft der Automobilindustrie auseinandersetzen.»
Wandel zur Elektromobilität steht erst am Anfang
Die neue Studie weist einen deutlichen Anstieg des Absatzes von Elektrofahrzeugen in den meisten Ländern aus: Der Anteil von vollelektrischen Fahrzeugen (EV), Plug-in-Hybriden (PHEV) und Brennstoffzellen-Elektrofahrzeugen (FCEV) am Gesamtfahrzeugabsatz betrug 2020 im Durchschnitt 4,7 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg von fast zwei Prozent (2019: 2,9 Prozent). 2017, als die erste ADR-Publikation erschien, lag der Anteil der Elektroautos noch bei niedrigen 1,5 Prozent. Mit Blick auf die einzelnen Länder sticht vor allem Schweden hervor: Das skandinavische Land verdreifachte im vergangenen Jahr den Absatz von E-Autos im Vergleich zu 2019 auf fast 30 Prozent. Damit steht es in dieser Statistik mit weitem Vorsprung an erster Stelle, gefolgt von den Niederlanden und Deutschland.
Vorteilhaft für die Elektromobilität wirkt sich auch aus, dass viele Städte in den untersuchten ADR-Ländern die Nutzung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren zunehmend erschweren. So gibt es mittlerweile fast in jeder zweiten Stadt (44 %) zumindest geringfügige Einschränkungen, Verbote für Fahrzeuge, die nicht die neuesten Emissionsstandards erfüllen (z. B. grüne Plakette) oder gezielte Massnahmen wie etwa autofreie Tage.
Regulatorische Bedingungen fördern Entwicklung des autonomen Fahrens
Die Anzahl der Patente in Bezug auf autonomes Fahren steigt kontinuierlich an: Lag der Anteil an allen Fahrtechnik-Patenten 2015 noch bei 1,3 Prozent, betrug dieser im vergangenen Jahr bereits 4,7 Prozent. „Der technologische Fortschritt im Bereich autonomes Fahren ist bemerkenswert, wie der stete Anstieg der Patente zeigt. Die Idee, dass autonome Fahrzeuge über die Straßen stromern, nimmt langsam, aber sicher Gestalt an“, sagt Stefan Riederle, Automobilexperte bei Roland Berger und Mitinitiator der ADR-Plattform.
Förderlich ist, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen mittlerweile mehr Spielraum für autonomes Fahren zulassen. Im Vergleich zu 2017, als nur drei Länder (USA, Singapur, Niederlande) Regelungen für Typgenehmigungsverfahren in Arbeit hatten, zeigt sich 2020 ein anderes Bild: Mittlerweile lassen acht Länder – zusätzlich Grossbritannien, Frankreich, Deutschland, Japan und Russland – diese Prüfung für autonome Fahrzeuge zu. Deutliche Fortschritte zeigen sich auch bei den vorhandenen Teststrecken: Während 2017 nur die USA und Südkorea mehr als zehn öffentliche Strecken aufwiesen, gab es 2020 bereits zehn Länder mit über zehn Strecken. In den USA und Südkorea steht, mit entsprechenden Genehmigungen, überdies das gesamte Strassennetz für Tests offen. (Roland Berger/mc/pg)