COVID-19: Mehr Segen als Fluch für PropTechs

COVID-19: Mehr Segen als Fluch für PropTechs
(Adobe Stock)

Zürich – 2020 war auch für PropTech-Unternehmen ein Jahr der Herausforderungen. Der PropTech-Sektor, der technologiebasierte Lösungen für die Immobilienbranche bereitstellt, hat die Belastungsprobe gut überstanden. Er ist auch im letzten Jahr stark gewachsen und dürfte letztlich erheblich von der Hinwendung der Immobilienbranche zu digitalen Lösungen profitieren. Gemäss den Ökonomen der Credit Suisse wird es nicht allen PropTechs gelingen, sich am Markt zu behaupten. In der jüngsten Umfrage unter PropTechs, die die Credit Suisse in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk SwissPropTech durchgeführt hat, wurde der Kundennutzen als wichtigster Erfolgsfaktor identifiziert. Dahinter sehen die meisten der Befragten die Qualität des Führungsteams und die Skalierbarkeit des Geschäftsmodells als Schlüssel zum Erfolg.

Die noch junge PropTech-Branche wurde im vergangenen Jahr, ähnlich wie andere Branchen, durch die Corona-Krise mit einigen Herausforderungen konfrontiert und erlebte ihre erste Bewährungsprobe. Viele Immobilienunternehmen wurden von der Pandemie stark gefordert und stellten Innovationsprojekte zurück. Entsprechend zahlreich mussten die PropTechs zum Teil mühsam für die Fortsetzung ihrer Projekte kämpfen.

Rückschlag beim Investitionsvolumen 2020
Kurz nach dem Ausbruch der Pandemie brach das Vertrauen und die Risikobereitschaft der Investoren ein. Die Verunsicherung war nur von kurzer Dauer, dennoch schlug sich 2020 die kurzweilig gedrückte Stimmung gemäss dem Center for Real Estate Technology & Innovation (CRETI) in einem Rückgang des globalen Venture Capital-Investitionsvolumens in PropTech-Start-ups um 25% nieder. Tendenziell konzentrierten sich die Investoren stärker auf grössere Deals und spätere Einstiegszeitpunkte.

Die COVID-19-Pandemie hat im PropTech Sektor kaum Spuren hinterlassen
In den Geschäftszahlen der PropTechs sind dagegen nur wenige Spuren der Corona-Krise zu finden. Trotz der Pandemie konnten knapp 80% der PropTechs in den letzten zwölf Monaten ihre Mitarbeiterzahl weiter steigern, im Durchschnitt um 71%. Nur gerade 3% der befragten PropTechs meldeten einen Rückgang der Belegschaft. Dem Optimismus im Sektor konnte die Pandemie ebenfalls nichts anhaben: Mit Blick auf die Zukunft erwarten 87% einen weiteren Personalzuwachs in den nächsten zwölf Monaten, der in gewissen Fällen die Belegschaft sogar mehr als verdoppeln dürfte. Als überschaubar lassen sich auch die Rückschläge bei den Umsatzzahlen bewerten. Eine kleine Minderheit der PropTechs (10%) musste im letzten Jahr einen Umsatzrückgang hinnehmen. 80% der PropTechs hingegen erzielten selbst während der Corona-Krise ein spürbares Wachstum von über 5%. Insgesamt generierten die PropTechs 2020 im Durchschnitt ein Umsatzwachstum von 68%.

COVID-19-Pandemie: Mehr Segen als Fluch für PropTechs
Mit der anhaltenden Pandemie ist das Interesse der Immobilienbranche an den Lösungen der PropTechs nochmals stark gestiegen. Dieser Trend hat sich auch im laufenden Jahr fortgesetzt. Nach Angaben der PropTechs sind mittlerweile vier Fünftel der Immobilienbranche für die Lösungen der Technologiepioniere empfänglich. Die PropTechs erwarten entsprechend eine glänzende Zukunft. Im Jahr 2021 peilt die Branche eine Verdoppelung der Umsätze an. Auch für die Jahre 2022 und 2023 wird ein höheres Umsatzwachstum erwartet als im Jahr 2020.

Ausgesprochen hohe Dichte an PropTechs in der Schweiz
Zugenommen hat auch die Zahl der in der Schweiz tätigen PropTechs, wenn auch nicht mehr ganz so rasant wie noch bis etwa Mitte 2018. Mit über 320 Unternehmen weist die Schweiz im internationalen Vergleich eine ausgesprochen hohe Dichte an PropTechs auf. Im viel grösseren Deutschland wurden Ende 2020 mit 330 PropTechs nur geringfügig mehr Unternehmen gezählt.

Erfolg hat viele Väter …
Trotz bereits hoher Dichte treten ständig neue PropTechs mit ähnlichen oder sogar identischen Geschäftsideen in den Markt ein. Gemäss den Ökonomen der Credit Suisse wird es nicht allen gelingen, sich erfolgreich zu positionieren. So stellt sich die Frage, welche Faktoren für den unternehmerischen Erfolg von PropTechs ausschlaggebend sind. Eine Antwort darauf interessiert nicht nur Investoren, die ihr Eigenkapital riskieren, oder Kunden, die Zeit und Geld für strategisch wichtige Projekte bereitstellen, sondern auch die PropTechs selber, die viel Engagement und Kapital einsetzen und für die Zukunft die richtigen Weichen stellen wollen.

… aber drei Faktoren werden stets zuerst genannt
Auf Basis einer von den Ökonomen der Credit Suisse begleiteten Vorstudie, deren Ergebnisse in den Swiss PropTech Report eingeflossen sind, wurde eine Liste von fünfzehn Erfolgsfaktoren erstellt. Als wichtigste Erfolgsfaktoren kristallisierten sich drei Faktoren heraus: Kundennutzen, Qualität des Führungsteams sowie Skalierbarkeit. Diese drei Erfolgsfaktoren wurden in derselben Reihenfolge auch von den PropTechs in der jährlich durch die Credit Suisse und das Netzwerk SwissPropTech durchgeführten Umfrage am häufigsten genannt. Es folgten die Faktoren Alleinstellungsmerkmal, Timing, Netzwerk/Kooperation, Geschäftsmodell und Einfachheit der Produktintegration. (CS/mc/pg)

Erfolgsfaktoren von PropTechs
Bewertung der wichtigsten Faktoren durch PropTechs (jeder Umfrageteilnehmer verteilt 15 Punkte)

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