CH-Schluss: Auf breiter Front schwächer – SMI fällt unter 12’000er-Marke
Zürich – Die Schaukelbewegung am Schweizer Aktienmarkt hält am Donnerstag an. Nachdem der Leitindex SMI am Vortag noch ein Rekordhoch erreicht hat, sind wieder schwächere Notierungen angesagt. Dabei sorgten die stark steigenden Infektionszahlen mit der Delta-Variante des Coronavirus zunehmend für Verunsicherung. Zudem würden die stark sinkenden Anleiherenditen als zusätzliches Signal interpretiert, dass der konjunkturelle Aufschwung den Höhepunkt bereits überschritten haben könnte, heisst es am Markt.
Es sei zwar positiv, dass die US-Notenbank Fed mit dem Sitzungsprotokoll die Anleger habe beruhigen können, heisst es am Markt. Das Fed wolle erst noch weitere «Beweise» für eine voranschreitende Konjunkturerholung abwarten, schreibt die Valiant Bank. Aber die Bereitschaft mit einer Drosselung der Anleihekäufe zu beginnen, steige. Impulse könnten nun von der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgehen, die heute um 13 Uhr die Ergebnisse ihrer Strategiesitzung präsentieren soll. Dabei soll laut Notenbankkreisen das Inflationsziel angehoben werden. Zudem werden um 14.30 Uhr die Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe publiziert.
Der SMI notiert um 11.05 Uhr um 1,12 Prozent tiefer auf 11’949,70 Punkten. Damit bleibt die Marke von 12’000 Punkten weiter hart umkämpft. Am Vortag hatte der Leitindex noch um 1,01 Prozent höher auf dem Rekordhoch von 12’085,51 Punkten geschlossen. Händler sehen den SMI weiter in einer Spanne zwischen 12’100 und 11’900 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst 1,22 Prozent auf 1931,78 Punkte ein und der breite SPI 1,05 Prozent auf 15’376,38 Zähler. 29 SLI-Werte geben nach und nur Logitech (+0,1%) sind höher.
Die stärksten Einbussen verbuchen die Aktien von Swatch (-3,5%). Der Titel des Uhrenkonzerns fällt anlässlich der jährlichen Indexrevision der Börse nach 23 Jahren aus dem SMI hinaus und wird durch Logitech (+0,4%) ersetzt. Viele Anleger, die einem Index folgen, sind gezwungen dessen Änderungen nachzubilden. «Daher kommt es bei grösseren Indexänderungen auch zu Marktreaktionen, wie wir sie heute beobachten», sagt ein Händler und verweist dabei auf den Kurszuwachs bei Logitech.
Bei den Aktien der Banken UBS (-2,8%), Julius Bär (-2,8%) und Credit Suisse (-1,8%) erklären sich die Händler die Kursabschläge vor allem mit dem starken Rückgang der Anleiherenditen. Denn tiefere Renditen bedeuten bei den Banken engere Margen und tendenziell weniger Erträge. Dabei ist vor allem die Entwicklung bei den zehnjährigen US-Staatsanleihen sehr wichtig. Diese werfen aktuell noch 1,285 Prozent ab, so wenig wie seit mehr als vier Monaten nicht mehr.
Im Sog der sinkenden Renditen büssen auch die Versicherer Swiss Life (-2,0%), Zurich (1,5%) und Swiss Re (-1,3%) an Terrain ein.
Oben auf den Verkaufszetteln stehen zudem zyklische Werte wie die stets volatilen AMS (-3,0%), der Swatch-Rivale Richemont (-2,6%), der Personalvermittler Adecco (-2,3%) und der Zementkonzern Holcim (-2,0%), denen wohl konjunkturelle Sorgen zunehmend zu schaffen machen, wie Händler sagen.
Die Marktschwergewichte Nestlé, Novartis und Roche halten sich mit Einbussen von jeweils -0,8 Prozent besser als der Gesamtmarkt.
Neben dem Index-Aufsteiger Logitech werden noch die Aktien von Straumann (-0,2%) vergleichsweise stabil gehandelt. Der Medizintechniktitel erfreue sich seit einiger Zeit sehr guter Nachfrage, sagt ein Händler. Dazu komme noch die Hoffnung dazu, dass der inzwischen doch recht schwere Titel gesplittet werden könnte.
Auf den hinteren Rängen schnellen Komax (+9,9%) deutlich nach oben. Der Kabelmaschinenhersteller erwartet für das zweite Halbjahr mehr Umsatz. Im ersten Halbjahr habe sich die Marktsituation schrittweise verbessert, teilte Komax mit. Georg Fischer gewinnen 1,6 Prozent; Vontobel und Kepler Cheuvreux haben das Kursziel für den Maschinenbauer erhöht. (awp/mc/pg)