US-Schluss: Wall Street erholt sich – Techwerte im Abseits
New York – Nach dem jüngsten Kursrückschlag sieht es am Freitag an der Wall Street nach einem versöhnlichen Wochenausklang aus. Auf dem ermässigten Kursniveau griffen Anleger bei den zuletzt vernachlässigten Standardwerten beherzter zu. Stattdessen mangelte es jetzt den zuletzt besser gelaufenen Technologiewerten an Zuspruch.
Der von Standardwerten charakterisierte New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial stieg nach eineinhalb Handelsstunden um 1,09 Prozent auf 34 796,60 Punkte, er steuert damit auf ein mehr oder weniger ausgeglichenes Wochenergebnis zu. Der S&P 500 folgte ihm um 0,81 Prozent auf 4355,98 Punkte nach oben, was für den marktbreiten Index aber noch nicht zu einem erneuten Rekord reichte. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 hingegen schaffte es mit 14 758,30 Punkten nur moderat mit 0,05 Prozent ins Plus.
Am Vortag hatten die zunehmende Besorgnis wegen der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus und der Konjunkturpessimismus belastet. Bei US-Staatsanleihen, die zuletzt als sicherer Hafen gefragt waren, kam es nun aber zu Gewinnmitnahmen. Expertin Melinda Earsdon vom Broker Oanda mutmasst deshalb, dass es sich am Vortag «einfach nur um eine gesunde technische Korrektur» am Aktienmarkt gehandelt habe.
Entsprechend gehörten denn auch die zuletzt stärker unter Druck geratenen Finanztitel zu den Werten, die nun im Dow die Nase vorn hatten. Die Papiere von Goldman Sachs und JPMorgan rückten um 2,8 und 2,5 Prozent vor. In den vergangenen Tagen waren sie stark von den sinkenden Marktzinsen belastet worden. Bei Banken gelten höhere Zinsen im Alltagsgeschäft etwa mit Krediten als Vorteil.
Die einzigen zwei Dow-Verlierer kamen hingegen mit Microsoft und Salesforce aus dem Technologiesektor. Als Hemmschuh führten einige Börsianer Berichte an, wonach US-Präsident Joe Biden das baldige Ende bestimmter gesetzlicher Rahmenbedingungen seines Vorgängers Joe Trump anstrebt, um wieder für mehr Wettbewerb unter Internet- und Technologiefirmen zu sorgen. Die Apple-Aktien hoben sich aber positiv ab, sie kletterten um 1,3 Prozent auf Rekordniveau.
Ausserhalb des Dow waren Automobilwerte stark gefragt, wie Kursgewinne von 3,4 und 1,7 Prozent bei General Motors und Ford zeigten. Hier schwappte die Branchenstärke aus Europa über. Dort hatte sich der Sektorindex am Freitag stark vom jüngsten Ausverkauf erholt. Bessere Stimmung verbreitete Volkswagen mit guten Quartals-Eckdaten, die die Sorgen um die derzeit herrschende Halbleiterknappheit in der Branche milderten.
Die Impfstoff-Partner Pfizer und Biontech erfreuten die Anleger derweil mit der Aussage, die Notfallzulassung für eine dritte Impfung unter anderem in den USA und Europa beantragen zu wollen. Die beiden Unternehmen gehen davon aus, dass eine weitere Dosis das höchste Schutzniveau gegenüber allen bisher getesteten Corona-Varianten erhält. Pfizer gewannen 1,4 Prozent und die in New York gehandelten Biontech-Aktien rückten im US-Handel um 3,5 Prozent vor.
Zudem lohnte sich ein Blick auf den Tabakkonzern Philip Morris International , der mit einer 1,2 Milliarden Dollar schweren Übernahmeofferte für den britischen Inhalator-Spezialisten Vectura für Schlagzeilen sorgte. Der Schritt kam auf beiden Seiten bei den Anlegern positiv an: Die Morris-Aktien legten in New York 1,5 Prozent während jene des Übernahmeziels in London um fast 14 Prozent anzogen. (awp/mc/pg)