CH-Schluss: SMI auf breiter Front schwach – Coronasorge verunsichert Anleger
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag deutlich nachgegeben. Die rasante Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus schüre zunehmend Konjunktursorgen und verunsichere die Anleger, hiess es am Markt. Dies zeigte auch das Angstbarometer der Börse, der SMI-Volatilitätsindex, das um rund ein Drittel nach oben schoss. Der Schweizer Markt befand sich dabei in guter Gesellschaft: Auch andere wichtige Indizes wie der Dow Jones oder der deutsche Dax büssten deutlich Terrain ein.
Die Anleger befürchteten, dass die Ausbreitung der Delta-Variante wieder zu die Wirtschaft einschränkenden Massnamen führen könnte, hiess es. Dies könnte die wirtschaftliche Erholung im zweiten Halbjahr beeinträchtigen, wenn nicht gar zum Stillstand bringen. Dagegen rückte die Inflationsangst wieder etwas in den Hintergrund. Die Marktteilnehmer blickten nun gespannt dem Donnerstag entgegen, wenn die Europäische Zentralbank die Ergebnisse ihrer geldpolitischen Beratungen bekanntgibt. Dabei werde das Bekenntnis der EZB zu einer weiterhin ultralockeren Geldpolitik erwartet, hiess es.
Der SMI sank im Verlauf bis 11’799 Punkte. Gegen Schluss konnten die Verluste dann aber noch etwas eingegrenzt werden und der SMI beendete den Handel mit 11’862,08 Punkten um 1,37 Prozent tiefer. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sackte um 1,51 Prozent auf 1909,26 und der breite SPI um 1,24 Prozent auf 15’268,61 Zähler ab. 27 der 30 SLI Werte gaben nach.
Stark unter Druck standen die Aktien der Versicherer: Swiss Re büssten 4,3 Prozent ein und Zurich um 2,6 Prozent. Auch die am breiten Markt gehandelten Baloise (-2,5%) und Helvetia (-4,2%) gaben deutlich nach. Geschuldet war dies vor allem den jüngsten Unwetterkatastrophen in Teilen Europas und der Schweiz. Die Bank Berenberg schätzt, dass die Hochwasser die Rückversicherer zwischen zwei und drei Milliarden Euro kosten dürften. Besonders betroffen seien die Allianz und unter den hiesigen Erstversicherern Baloise, Helvetia und Zurich, so die Analysten.
Zusätzlich machten dem Finanzsektor auch die nachgebenden Aktienbörsen und der deutliche Rückgang der Rendite der wegweisenden zehnjährigen US-Staatsanleihen zu schaffen. Tiefere Renditen bedeuten tiefere Erträge und schlechtere Margen. Die Bankaktien CS (-2,3%), UBS (-2,9%) und Julius Bär (-3,0%) sackten ab. Die UBS legt am morgigen Dienstag zudem den Quartalsbericht vor. Bär folgt am Mittwoch.
Zu den grössten Verlierern zählten ausserdem die Uhrenhersteller Richemont (-3,6%) und Swatch (-2,9%). Sie hatten beide in der Vorwoche unerwartet starke Zahlen veröffentlicht. Doch die sich ausbreitende Delta-Variante des Coronavirus stimme Anleger vorsichtig, hiess es im Handel. In ihrem Sog rauschten auch die Aktien anderer tourismuslastiger Firmen wie des Flughafen Zürich (-3,7%) und Dufry (-4,7%) in die Tiefe.
Beim Warenprüfkonzern SGS (-2,6%) wurden die vorgelegten Zahlen zwar als grundsätzlich gut beurteilt, Überraschungen habe der Halbjahresbericht aber eben auch keine geliefert, hiess es. «Und an einem Tag wie heute muss die Überraschung schon sehr gross sein», sagte ein Händler.
Wegen der Konjunktursorgen standen auch Aktien zyklischer Firmen wie Adecco (-3,0%), ABB (-2,7%), Holcim (-3,4%) oder Clariant (-2,0%) auf den Verkaufszetteln.
Am besten schlugen sich Aktien mit einem defensiven Anstrich, wozu aber nicht die Pharmariesen Novartis (-1,7%) und Roche (-0,6%) gehörten, die diese Woche ihre Zwischenberichte veröffentlichen. Gegen den Trend fester waren der Riechstoffproduzent Givaudan (+1,1%), die Medizintechniker Straumann (+0,3%) und Sonova (+0,3%).
Am breiten Markt sackten One Swiss Bank um 13 Prozent ab. Das Reinergebnis werde tiefer ausfallen als im Vorjahr, hatte die Bank am Freitagabend mitgeteilt. (awp/mc/ps)