Pharmariese Roche punktet mit Wandlungsfähigkeit
Basel – Der Pharmakonzern Roche beweist mit seinen Zahlen zum ersten Halbjahr seine Anpassungsfähigkeit. Der starke Ausbau der Diagnostics-Aktivitäten seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie hat sich ausgezahlt, wie die Halbjahresergebnisse zeigen.
Auf Konzernebene hat Roche mit einem Umsatzplus von 5 Prozent auf 30,7 Milliarden Franken die eigenen Ziele erfüllt. Zu konstanten Wechselkursen legten die Verkäufe um 8 Prozent zu, teilte der Konzern am Donnerstag mit.
Es ist aber vor allem die Spartenentwicklung, die beeindruckend ist. Die lange eher stiefmütterlich behandelte Diagnostics-Sparte erweist sich nämlich mit einem Umsatzsprung von 49 Prozent auf 9,0 Milliarden Franken als der absolute Shooting-Star.
Wie der Sparten-Chef Thomas Schinecker während einer Medienkonferenz erklärte, entfielen davon etwa 2,5 Milliarden Franken alleine auf Covid-19-Tests. Zum Vergleich: Im gesamten Geschäftsjahr 2020 setzte Roche damit 0,7 Milliarden Franken um.
«Wir gehen davon aus, dass sich dieses Wachstum in der zweiten Hälfte zwar abschwächen wird, gleichzeitig dürfte sich aber unser Routinegeschäft noch weiter erholen und damit für weiteres Wachstum in der gesamten Sparte sorgen, wenn auch nicht in dem Tempo, wie in den ersten sechs Monaten», kündigte der Manager an.
Leichte Erholung im Pharmageschäft
Die deutlich grössere Pharmasparte hat dagegen noch mit den Auswirkungen der Coronakrise zu kämpfen. Entsprechend sanken die Umsätze auf 21,7 Milliarden Franken (-7%). Allerdings ist dabei zu beachten, dass vor allem das erste Quartal schwach verlaufen ist. «Im zweiten Quartal haben wir bereits wieder ein kleines Umsatzplus gesehen», erklärte Roche-CEO Severin Schwan.
Das Pharmageschäft hat während der Pandemie unter dem geänderten Patientenverhalten gelitten. Viele Menschen haben sich aus Angst vor Ansteckung nicht zum Arzt getraut und auch die Spitäler haben sich erst einmal um die Corona-Patienten gekümmert.
Es ist aber nicht nur die Pandemie, die dem Konzern im Pharmageschäft zu schaffen macht. Darüber hinaus bekommt Roche nämlich die abgelaufenen Patente für seine altgedienten Blockbuster Avastin, MabThera und Herceptin zu spüren. In den ersten sechs Monaten brachen deren Umsätze um bis zu 41 Prozent ein. «Damit sollten wir nun aber den Höhepunkt der Einbussen erreicht haben, schon in der zweiten Jahreshälfte dürfte sich der Trend abschwächen», kündigte Schwan an.
Unter dem Strich kamen sowohl der IFRS-Gewinn als auch der operative Kerngewinn gegenüber dem ersten Halbjahr 2020 leicht zurück. Dazu habe auch ein starker Franken beigetragen.
Weitere Erholung erwartet
Für die zweite Jahreshälfte geht das Roche-Management davon aus, dass sich die Gewichtung zwischen Pharma- und Diagnostik-Geschäft wieder etwas verschieben wird. Denn im Gegensatz zur leichten Wachstumsabschwächung bei den Tests geht die Konzernleitung davon aus, dass das Geschäft mit den verschiedenen Therapien dank der Normalisierung noch weiter anziehen wird.
CEO-Schwan zeigt sich denn gegenüber AWP auch zuversichtlich, dass der Konzern das Jahr 2021 am oberen Ende der eigenen Ziel-Spanne abschliessen wird. Diese lautet: Umsatzwachstum im tiefen bis mittleren einstelligen Prozentbereich.
Aktie gibt nach
Die Roche-Titel konnten am Donnerstag nicht vom soliden Semesterabschluss profitieren. Wohl kamen die Umsätze beider Division über den Erwartungen zu liegen, grosse positive Überraschungen blieben jedoch aus und auch der Ausblick wurde «nur» bestätigt. Am Markt wurden Gewinne mitgenommen und die Roche-Bons verloren bis Handelsschluss 3,9% auf 342.00 Franken. (awp/mc/ps)