CH-Schluss: Schweizer Börse erneut knapp in der Gewinnzone

CH-Schluss: Schweizer Börse erneut knapp in der Gewinnzone

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag erneut knapp in der Gewinnzone geschlossen. Die Schwergewichte Nestlé und Novartis erwiesen sich als Klotz am Bein des SMI. Bestimmt worden sei das Geschehen durch die Flut an Unternehmensergebnissen, sagte ein Händler. Stützend hätten sich Konjunkturzahlen ausgewirkt. Zudem hatte sich die US-Notenbank Fed am Vorabend erneut zu ihrer ultralockeren Geldpolitik bekannt.

Damit ist das Inflationsgespenst, dass die Märkte wochenlang umgetrieben hatte, wieder in der Flasche. Die Zinsen in den USA würden so lange am Boden bleiben, bis Vollbeschäftigung am Arbeitsmarkt erreicht sei, erklärte ein Marktteilnehmer. «Dieses Signal des Fed von gestern entfernt das Thema Inflation damit zumindest vorläufig von der Liste der Risikofaktoren für den Aktienmarkt.» Eigentlich müsste die Preissteigerung die Märkte verschrecken. Dass sie es nicht tue, sei das Verdienst der Zentralbanken, die beschlossen hätten, das Thema weiter zu ignorieren.

Der SMI schloss am Abend um 0,11 Prozent im Plus bei 12’086,74 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legte um 0,25 Prozent auf 1961,24 Zähler zu und der umfassende SPI gewann hauchdünn 0,13 Prozent auf 15’534,09 Punkte. Von den SLI-Titeln schlossen 17 mit Gewinnen und 11 mit Verlusten, während Roche und Zurich unverändert aus dem Handel gingen.

Die grössten Verluste musste die Credit Suisse (-2,0%) hinnehmen, die im zweiten Quartal wegen der Debakel um die Pleiten von Archegos und Greensill einen Gewinneinbruch erlitten hat. Marktkreise kritisierten auch den Kapitalabfluss. Auch die Kosten wurden moniert. Immerhin hat der CS-Aktienkurs einen Teil seiner happigen Verluste vom Vormittag wieder gutgemacht.

Auch die Nestlé-Titel (-0,4%) holten einen Teil ihrer anfänglichen Einbussen wieder auf. Der Nahrungsmittelhersteller ist organisch stärker als am Markt erwartet gewachsen, hat sich aber etwas vorsichtiger zur Margenentwicklung geäussert. Dies hatte im frühen Handel zu deutlichen Verkäufen der Aktie geführt.

Die Clariant-Papiere unternahmen nach dem Taucher am Vormittag mehrere Anläufe auf die Gewinnzone, schlossen aber mit einem Minus von 1,6 Prozent. Der Chemiekonzern habe die Erwartungen der Analysten klar übertroffen, hiess es am Markt. Zudem legte er die Latte für das ganze Jahr etwas höher. Da viele Konkurrenten in jüngster Zeit über eine ähnliche Entwicklung berichtet hätten, komme dieser «Beat» halt doch nicht ganz unerwartet, sagte ein Händler.

Gebremst wurde der Leitindex SMI neben Nestlé auch von Novartis. Die Titel verloren 0,6 Prozent. Konkurrentin Roche schloss derweil auf dem Vortagsstand, nachdem der Konzern eine positiver Meldung zum Augenmittel Faricimab veröffentlicht hatte.

Hinter CS und Clariant standen die konjunktursensitiven Wertpapiere wie Kühne+Nagel (-1,5%) oder Adecco (-0,9%) auf der Verkaufsliste. Auch Logitech mussten erneut Federn lassen (-0,9%).

Auf der anderen Seite standen AMS (+3,2%) an der Spitze der Gewinner vor Julius Bär (+2,5%), UBS (+1,7%) und Partners Group (+1,7%). Auch Swiss Re (+0,9%) und Holcim (+0,7%) waren vor ihren Ergebnisveröffentlichungen am (morgigen) Freitag gesucht.

Am breiten Markt stachen Starrag (+7,1%) und Calida (+4,9%) mit kräftigen Kursgewinnen hervor, deren Semesterergebnisse und -ankündigungen die Investoren zu Käufen animierten. Starrag hat im ersten Halbjahr deutlich mehr Aufträge an Land gezogen. Während Umsatz und Reingewinn zurückgingen, verbesserte sich der operative Gewinn leicht. Nun will das Unternehmen mit Restrukturierungen die Ertragslage nachhaltig verbessern. Nebst Bielefeld ist erneut der Standort Mönchengladbach betroffen, welcher bald stillgelegt werden soll. Auch die Bucher-Ergebnisse wurden positiv aufgenommen (+2,0%).

Dagegen wurden Autoneum (-3,7%) abgestraft, obwohl die Gruppe im Zuge der Erholung am weltweiten Automarkt vor allem mit den Ergebnissen die Erwartungen der Analysten übertroffen hatte. Aufs Gemüt der Anleger schlugen die Unsicherheiten wegen der Engpässe am Halbleitermarkt. (awp/mc/ps)

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