Allianz tröstet Anleger mit Zahlen, Ausblick und Rückkäufen
Frankfurt – Optimistischere Aussagen zum laufenden Jahr und die Ankündigung von Aktienrückkäufen haben die zuletzt von rechtlichen Problemen in den USA geschockten Allianz-Anleger am Freitag etwas versöhnt. Zudem fielen die jüngsten Quartalszahlen aus Expertensicht erfreulich aus. Die Aktien des Versicherers zogen bis Freitagmittag um 3,25 Prozent auf 199,14 Euro an und zählten damit zu den besten Werten im Dax . Der deutsche Leitindex legte nur moderat zu.
Die Allianz wird wird nach einem überraschend hohen Gewinnsprung im zweiten Quartal zuversichtlicher für das Gesamtjahr. So dürfte der operative Gewinn nun in der oberen Hälfte der angepeilten Zielspanne liegen. Die immensen Schäden infolge der Hochwasserkatastrophe im Juli tun der Zuversicht von Konzernchef Oliver Bäte keinen Abbruch.
Überraschend hoher operativer Gewinn
Analysten lobten insbesondere das angekündigte Aktienrückkaufprogramm und die Quartalszahlen. Die Allianz erzielte trotz gestiegener Schäden durch Naturkatastrophen einen überraschend hohen operativen Gewinn und auch der auf die Aktionäre entfallende Quartalsüberschuss übertraf die Erwartungen der Experten. Zudem warfen die Lebens- und Krankenversicherung und das Fondsgeschäft mehr ab als zuvor prognostiziert.
Analystin Claudia Gaspari von der britischen Investmentbank Barclays sprach von insgesamt starken Kennziffern. Die meisten Geschäftsbereiche hätten besser abgeschnitten als erwartet. Kamran Hossain von der kanadischen Bank RBC resümierte, der Versicherer profitiere allgemein von seiner breiten Aufstellung, wenn einer der zahlreichen Motoren ins Stottern komme wie zuletzt das Schaden-/Unfallgeschäft.
Analyst Thorsten Wenzel von der DZ Bank verwies darauf, dass die Allianz für bis zu 750 Millionen Euro eigene Aktien von Anlegern zurückzukaufen will. Solche Massnahmen werden am Markt in der Regel begrüsst, weil sich die Gewinne des Konzerns damit anschliessend auf weniger Anteilsscheine verteilen und so der Gewinn je Aktie steigt.
Wenzel schrieb nun, dass das angekündigte Aktienrückkaufprogramm zwar «nur» knapp ein Prozent der aktuellen Marktkapitalisierung entspreche. Gerade vor dem Hintergrund der am Sonntag bekannt gewordenen Risiken aus Rechtsstreitigkeiten aber handele es sich gleichwohl um ein positives Signal.
Rechtsstreit in den USA könnte teuer werden
Der Vorstand der Allianz fürchtet möglicherweise immense Kosten infolge eines Rechtsstreits in den Vereinigten Staaten. Denn nach der Wertpapieraufsichtsbehörde hat nun auch das Justizministerium eine Untersuchung zu Schadenersatzklagen potenter Investoren gegen die Fondstochter Allianz Global Investors (AGI) eingeleitet. Die Kläger werfen der AGI coronabedingte Milliardenverluste vor. Wie teuer die Angelegenheit dem Versicherer zu stehen kommt, ist dem Vorstand zufolge noch nicht einzuschätzen.
Die Nachricht vom Sonntag hatte die Allianz-Aktien zu Wochenbeginn auf Talfahrt geschickt, die Papiere waren zeitweise um fast zehn Prozent abgesackt und gingen am Ende 7,7 Prozent tiefer aus dem Handel. An den beiden darauffolgenden Tagen gerieten die Anteilsscheine dann etwas weiter unter Druck und fanden sich schliesslich zur Wochenmitte bei 189 Euro und sich damit auf dem tiefsten Stand seit Anfang Februar dieses Jahres wieder. Am Donnerstag aber gingen die Aktien auf Erholungskurs, der sich zum Wochenschluss nun beschleunigte.
Dennoch zählen die Aktien der Allianz seit Wochenbeginn gerechnet zu den grössten Verlierern im Dax. Aktuell steht ein Minus von mehr als fünf Prozent zu Buche. Aus charttechnischer Sicht hat der Kursrutsch am Montag die langfristigen Aussichten für die Allianz-Aktien ein klein wenig eingetrübt, erklärte ein Händler. So bewegen sich die Papiere mittlerweile unter der viel beachteten 200-Tage-Durchschnittslinie. Immerhin sei diese aber noch aufwärts gerichtet. (awp/mc/pg)