CH-Schluss: Fester dank Schwergewichten
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch seinen Rekordlauf fortgesetzt und abermals eine Bestmarke gesetzt. Erstmals konnte der Leitindex SMI die Schwelle von 12’400 überwinden, schloss dann aber darunter. Händler sagten, die um 14.30 Uhr veröffentlichten US-Inflationsdaten seien mit Erleichterung aufgenommen worden und hätten den Markt gestützt.
Die US-Teuerung für den Monat Juli lag bei 5,4 Prozent und war damit gleich hoch wie im Juni. Gegenüber dem Vormonat stiegen die Preise um 0,5 Prozent. Die Teuerung scheine bisher nicht ausser Kontrolle geraten zu sein, sagte ein Händler. Ein anderer sagte, der Preisschub könnte in den Höhepunkt überschritten haben. Allerdings bleibe die Inflationsdynamik überdurchschnittlich und die US-Notenbank werde sich kaum entspannt zurücklehnen können. Damit dürften auch die Tapering-Diskussionen anhalten.
Das Geschäft habe sich erst im Nachgang der US-Daten etwas belebt, sagte ein Händler. Wie schon an den Vortagen hätten sich die Marktteilnehmer auf einzelne Werte konzentriert. Einmal mehr erwiesen sich dabei die beiden Pharma-Schwergewichte als Zugpferde. Der Markt habe insgesamt an Breite eingebüsst und befinde sich derzeit eher in einer überkauften Situation, hiess es im Handel. Eine Konsolidierung dürfte daher nicht überraschen. Zudem könnten auch die Sorgen bezüglich der Corona-Delta-Variante immer wieder aufflackern und die Kurse negativ beeinflussen. Viele Firmen hätten nämlich diesbezüglich angegeben, ein weiterer Lockdown wäre wirtschaftlich schwer zu überleben, hiess es in einem Kommentar.
Der SMI markierte kurz nach den US-Inflationszahlen auf 12’426 Punkten ein Rekordhoch. Er schloss dann aber mit 12’387,90 96 Zählern nur noch um 0,21 Prozent höher. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Akten enthalten sind, stieg um 0,05 Prozent auf 2004,37 und der breit gefasste SPI um 0,15 Prozent auf 15’861,35 Punkte. 16 SLI-Werte schlossen höher und 14 tiefer.
Die Marschrichtung wurde einmal mehr von den Kursen der Pharmariesen beeinflusst. Novartis (+0,6%) und Roche (+0,7%) legten zwar zu, schlossen aber unter den Höchstkursen. Schon an den Vortagen waren Roche massgeblich für den Anstieg des Marktes verantwortlich. Novartis schienen nun allmählich etwas aufzuholen, hiess es im Handel. Denn sie profitierten indirekt vom Kursanstieg von Roche. Novartis hält bekanntlich 30 Prozent am Konkurrenten.
Die stärksten Gewinne erzielte aber der Titel des Logistikkonzerns Kühne + Nagel (+1,5%). Mit Holcim (+0,8%), ABB (+0,7%) und Schindler (+0,6%) waren weitere zyklische Werte gefragt. Sie profitierten davon, dass sie als potenzielle Profiteure des am Vorabend in den USA abgesegneten 550 Milliarden Dollar Konjunkturpaketes gehandelt würden.
Auch die Finanzwerte Swiss Re (+0,5%), Zurich (+0,5%), Julius Bär (+0,4%) und UBS (+0,3%) waren gefragt. Die Zurich wird am Donnerstag ihren Halbjahresbericht vorlegen. Dagegen litten Partners Group (-2,6%) unter Gewinnmitnahmen. Credit Suisse (-0,4%) büssten ebenfalls Terrain ein. Zuletzt hatten die steigenden Anleiherenditen den Sektor gestützt.
Deutlich tiefer waren zudem die stets volatilen Aktien des Chipherstellers AMS (-2,2%). Hier verwiesen Börsianer auf die schwachen Vorgaben von der US-Technologiebörse Nasdaq. Auch die Anteile der Softwareschmiede Temenos (-2,3%) standen auf den Verkaufslisten.
Am breiten Markt waren Swiss Steel (+4,7%) gefragt. Der Stahlhersteller konnte sich im zweiten Quartal stärker als erwartet erholen und kehrte nach zwei negativen Jahren wieder in der Gewinnzone zurück. Zudem legt er die Ziele für 2021 höher.
Auch die die Aktien des Finanzberaters VZ Holding (+3,7%) und des Komponentenherstellers Dätwyler (+1,5%) legten nach den Halbjahreszahlen zu.
Dagegen büssten Poenina (-1,5%) weiteres Terrain ein. Seit dem vergangenen Freitag hat der Titel des Bauausstatters rund zehn Prozent verloren. Zur Rose (-3,9%) büssten fast die Hälfte des Vortagesgewinns wieder ein. (awp/mc/pg)