Europa-Schluss: Moderate Gewinne – Anleger aber vorsichtig
Paris / London – Die Anleger an den Börsen Europas haben am Donnerstag auf bereits hohem Kursniveau nur vorsichtig zugegriffen. Aktuell schnellen die Corona-Zahlen in vielen Regionen rasant nach oben. Zudem bleiben Inflationssorgen in den Hinterköpfen. Licht und Schatten gab es mit Blick auf die laufende Quartalsberichtssaison der Unternehmen.
Ein wenig Rückenwind kam indes aus China: Der schwer angeschlagene chinesische Immobilienkonzern Evergrande zahlte kurz vor dem Ablaufen der Frist doch noch Zinsen auf US-Dollar-Anleihen. Investoren fürchten eine Schuldenkrise, die auf die Welt überspringen könnte, sollte Evergrande zahlungsunfähig werden.
Der EuroStoxx 50 schloss mit plus 0,21 Prozent auf 4358,00 Punkte. Damit bewegt er sich weiter auf dem höchsten Niveau seit 2008. Der französische Cac-40-Index stieg um 0,20 Prozent auf 7059,55 Zähler, und der britische FTSE 100 gewann 0,63 Prozent auf 7385,7720 Punkte.
Unter den Einzelwerten standen vor allem Unternehmen im Blick, die ihre Geschäftsberichte veröffentlichten. So waren die Aktien von Arcelormittal mit einem Plus von gut vier Prozent gefragt. Europas grösster Stahlkonzern machte im dritten Quartal dank guter Gewinnmargen geringere Auslieferungen mehr als wett. Zudem wurden die Aktienrückkäufe um eine Milliarde Dollar aufgestockt. Der Stahlkonzern habe das beste Quartal seit 2008 abgeliefert, lobte Analyst Jack O’Brien von der US-Investmentbank Goldman Sachs.
Unter den Versicherern richtete sich die Aufmerksamkeit vor allem auf die italienische Generali und die schweizerische Zurich . Beide mussten in diesem Jahr bislang hohe Schäden durch Naturkatastrophen schultern. Generali steckte diese recht gut weg. Dank guter Geschäfte mit Lebensversicherungen und Fonds lag der operative Gewinn nach den ersten neun Monaten gut zehn Prozent höher als ein Jahr zuvor. Die Aktie legte in Mailand um 0,7 Prozent zu.
Bei Zurich allerdings fielen vor allem die Zerstörungen durch Hurrikan «Ida» in den USA ins Gewicht. Damit gaben die Schweizer erstmals eine Schätzung über diese Katastrophe ab und dürfte damit einige Anleger aufgeschreckt haben. Die Aktie büsste 1,9 Prozent ein.
In London gaben Burberry deutlich nach. Dass die vergleichbaren Umsätze des britischen Luxusmodeherstellers die Markterwartungen verfehlten, kam nicht gut an. Die Aktien der Warenhauskette B&M traf es ebenfalls mit einem hohen Kursverlust nach Aussagen zu Margenrisiken in der zweiten Geschäftsjahreshälfte.
Um fast ein Fünftel ging es sogar für Johnson Matthey abwärts. Der Hersteller von Katalysatoren äusserte sich sehr vorsichtig zum neuen Jahr und teilte zudem mit, aus dem Geschäft mit Batteriematerialien aussteigen zu wollen. (awp/mc/ps)