Jungunternehmer schaffen potenziell 100’000 neue Arbeitsplätze
Winterthur – Die Startup-Branche reiht ein Erfolgsjahr an das andere. So stieg die Zahl der neu in das Schweizer Handelsregister eingetragen Unternehmen 2021 auf rekordhohe 50’545. Damit wurde die bisherige Bestmarke des Vorjahres mit einem satten Plus von 8 Prozent übertroffen. Alle Regionen der Schweiz haben zu dieser guten Entwicklung beigetragen. Das geht aus den Erhebungen der Online-Plattform für Firmengründungen STARTUPS.CH hervor. Die Daten zeigen zudem, dass die Jungunternehmer und Gründerinnen ein nicht zu unterschätzender Motor für die Schaffung neuer Arbeitsplätze sind.
Die Startup-Branche entwickelt sich trotz oder gerade wegen der anhaltenden Corona-Krise ausgesprochen erfolgreich. «Wegen der Pandemie sind die Leute öfter zu Hause und haben eher Zeit, sich über die Zukunft Gedanken zu machen und wagen es, neben ihrer Haupttätigkeit, eine eigene Geschäftsidee umzusetzen», erläutert Michele Blasucci, Gründer und CEO von STARTUPS.CH.
Bausektor und Handwerk profitieren von tiefen Zinsen – Reiz der Kryptowährungen
Ein weiterer Grund sind die tiefen Hypothekar-Zinsen. «Die Leute nutzen die Zeit, um Bauvorhaben und Renovationen zu realisieren. Die Nachfrage im Bereich Immobilien, Bauwesen und Handwerk zog entsprechend an, was viele Handwerker für den Sprung in die Selbstständigkeit zu nutzen wussten», führt Michele Blasucci aus. Zudem drängen immer mehr Jungunternehmer und Gründerinnen in den stark wachsenden Sektor Blockchain und Kryptowährungen. Hier stehen Beratungsdienste und der Handel mit den neuen Währungen im Zentrum. Gerade Studenten betreiben den Handel vermehrt als Haupt- oder Nebenverdienst.
Hoffnungen der Gastronomen werden enttäuscht
Weniger Gründungen gab es in Branchen, die unter der Krise leiden wie die Reise-, Event- und Gastrobranche. In der Gastronomie habe es zwar im Sommer einen Anstieg der Zahl an Gründungen gegeben, die aber schnell wieder abflachte. «Viele hatten wohl gehofft, dass höhere Impfraten rascher eine Rückkehr zur Normalität ermöglichen würden», sagt Michele Blasucci.
Gute Entwicklung in fast allen Kantonen
Vom Krypto-Trend profitiert vor allem der Kanton Zug (Neueinträge: 3141; +24%), der sich bereits vor Jahren international als Crypto Valley etabliert hat.
Mit der deutlichen Steuersenkung für juristische Personen auf Anfang 2019 ist es Basel-Stadt (1351; +9%) – zumindest temporär – gelungen, vermehrt Jungunternehmer und Gründerinnen an die Stadt am Rheinknie zu locken.
Westschweiz ist nicht zu bremsen
Die Romandie ist seit Jahren top für junge Firmen (14119; +7%). Vor allem die bevölkerungsreichen Kantone Genf (4123; +7%) und Vaud (4825; +9%) sowie das Wallis (2314; +11%) legten beide deutlich zu. Das Wachstum ist hier gemäss Michele Blasucci vor allem auf die intensive Förderung staatlicher und privater Institutionen zurückzuführen. Zudem lockt die Internationalität der Region rund um den Lac Léman Menschen mit Unternehmerblut aus aller Welt an.
Dem Tessin wiederum gelang es, sich mit einem Plus von 11 Prozent vom starken Rückgang der letzten Jahre zu erholen.
Angst zu scheitern
Warum viele den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben bzw. wagen wollen, darüber geben eigene, von STARTUPS.CH erhobene Umfrage-Daten Aufschluss. So sagten 70 Prozent von rund 500 Befragten, dass sie endlich ihre Geschäftsidee umsetzen wollten. Ein Viertel gab an, der eigene Chef sein zu wollen. Die Aussicht auf finanziellen Erfolg wurde hingegen kaum genannt.
Für die Hälfte allerdings ist die Angst vor dem Scheitern die grösste Hürde, um ein eigenes Unternehmen auch tatsächlich zu gründen. «Hier zeigt sich der Unterschied zur angelsächsischen Unternehmenskultur. Bei uns wird der Drang, neue Ideen zu entwickeln und etwas zu bewegen, abgewürgt, weil Scheitern negativ besetzt ist anstatt Ansporn zu sein. Das sollte sich ändern», ist Michele Blasucci überzeugt.
50’000 Neugründungen schaffen potenziell bis zu 100’000 neue Arbeitsplätze
Die Meisten gehen zudem davon aus, dass sie mit ihrer Firma nicht nur für sich einen Arbeitsplatz schaffen werden. Die Hälfte bezifferte die Zahl auf ein bis zwei neu geschaffene Stellen, 10 Prozent auf drei bis fünf, 6 Prozent auf fünf bis 10 und ebenfalls 6 Prozent auf mehr als 10. Auf dieser Basis würden die mehr als 50’000 Neugründungen auf längere Sicht potenziell rund 100’000 Stellen schaffen. (STARTUPS.CH/mc/ps)