CH-Schluss: Kleine Gegenbewegung nach Einbruch vom Vortag
Zürich – Am Schweizer Aktienmarkt ist es am Dienstag zu einer leichten Erholung gekommen. Am Vortag hatte der Leitindex SMI mit einem Minus von fast 4 Prozent den schwärzesten Tag seit dem Coronacrash im März 2020 erlebt. «Von daher war eine technische Gegenbewegung zu erwarten», sagte ein Händler. Der Handel war allerdings geprägt von einem Auf und Ab in einer Range von fast 130 Punkten.
An den Finanzmärkten blieb die Lage geprägt von erhöhter Unsicherheit und entsprechend hohen Kursschwankungen. Für Verunsicherung sorgte vor allem auch die absehbar straffere US-Geldpolitik. Bis zum Zinsentscheid des Fed am Mittwochabend dürften die Märkte nervös bleiben. Die grosse Frage sei, wie die Notenbanker künftig den Spagat schaffen wollen, die hohe Inflation zu bekämpfen und gleichzeitig die Finanzmärkte vor einer Schieflage zu bewahren, kommentierte ein Marktbeobachter.
Der SMI schloss am Dienstag 0,54 Prozent höher bei 11’945,69 Punkten. Damit stand der Leitindex mehr als 1000 Punkte unter dem Allzeithoch, welches er am ersten Handelstag 2022 bei knapp 13’000 Punkten erreicht hatte. Danach ging es auf Wochensicht nur noch bergab; insgesamt verlor der Index in den ersten drei Wochen 2022 4,0 Prozent. Am Montag kamen dann auf einen Schlag weitere -3,8 Prozent hinzu.
Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg am Dienstag um 0,69 Prozent auf 1909,23 Punkte und der breite SPI um 0,54 Prozent auf 15’154,85 Punkte. 22 der 30 SLI-Werte zogen an, und acht gaben nach.
An der Spitze der Blue Chips standen Logitech (+6,2%), welche die Kursscharte vom Vortag (-5,9%) auswetzten. Das Unternehmen hatte im dritten Quartal 2021/22 zwar weniger verdient als im Vorjahr, aber die Markterwartungen dennoch übertroffen und die Prognosen für das Gesamtjahr erhöht. Allerdings kamen Logitech von den zwischenzeitlichen Gewinnen an die +12 Prozent bis zum Handelsschluss wieder deutlich zurück, nachdem die US-Techbörse Nasdaq deutlich unter Druck eröffnete.
Besonders für hoch verschuldete Unternehmen etwa aus der Technologiebranche werden steigende Zinsen schon länger als Problem angesehen. Manche Experten warnen inzwischen vor einem inflationsbedingten Zinsschock. Gemeint ist damit eine besonders scharfe geldpolitische Straffung, die laut den Experten eine Wachstumsdelle auslösen und den Aktienmarkt belasten könnte.
Zulegen konnten zudem unter anderem Swiss Re (+2,7%), Swisscom und Schindler PS (je +2,5%).
Grösste Verlierer waren hingegen Swatch (-3,9%) trotz sehr guter Ergebnisse für 2021. «Die Zahlen sind gut. Aber dies hatte Swatch im Fahrwasser von Richemont, die in der Vorwoche Angaben zum Geschäft gemacht haben, bereits eskomptiert», kommentierte ein Händler. Zudem sei Richemont der klare Favorit im Sektor und verdiene, weil er klar auf Luxus fokussiert sei, eine Prämie gegenüber den Bielern. Richemont (+0,2%) legten etwas zu.
Und auch Credit Suisse (-0,9% auf 8,198 Fr.) stachen einmal mehr negativ heraus. Die Grossbank hat im Schlussquartal ersten Angaben zufolge voraussichtlich einen milliardenhohen Vorsteuerverlust zu verschmerzen. Es sei kein Wunder, dass der Titel den starken Abwärtstrend vom Vortag (-6,8%) fortsetzt, so ein Händler. Die Aktie fiel am Dienstag zwischenzeitlich gar bis auf 8,00 Franken und damit auf den tiefsten Stand seit Mai 2020.
Auch Lonza (-0,9%) waren erneut unter Verkaufsdruck. Am Markt geht die Befürchtung um, das für den (morgigen) Mittwoch erwartete Jahresergebnis könnte womöglich von einem eher vorsichtigen Ausblick für 2022 überschattet werden, wie es im Handel hiess.
Am breiten Markt schnellten nach Vorabzahlen für 2021 derweil Komax um 12,5 Prozent nach oben. (awp/mc/ps)