CH-Schluss: Klar im Minus – Ukraine-Ängste wieder gross
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag deutlich im roten Bereich geschlossen. Der SMI fiel dabei klar unter die Marke von 12’100 Punkten. Der Hauptbelastungsfaktor war, dass sich die Entspannungssignale im Ukraine-Konflikt wieder zerstreuten. US-Präsident Joe Biden sagte am Nachmittag in Washington, die Gefahr einer Invasion sei «sehr hoch». Nach seiner Einschätzung kann es bereits «in den nächsten paar Tagen» dazu kommen.
«Dieses Hin und Her in Sachen Ukraine ist Gift für die Märkte», fasste ein Börsianer die Stimmung zusammen. Beschleunigt wurde der Abwärtstrend am Nachmittag aber auch von enttäuschenden US-Konjunkturzahlen. Konkret stiegen überraschend die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und trübte sich ein Frühindikator stärker ein als erwartet. Dies sorgte im frühen Handel an der Wall Street – nebst den Kriegsängsten – zeitweise für eine Ausverkaufsstimmung.
Der SMI schloss 0,95 Prozent tiefer auf 12’075,27 Punkten und damit leicht über dem Tagestief von 12’033 Zählern. Im frühen Handel hatte sich der Leitindex noch der 12’200er-Marke angenähert. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 1,07 Prozent auf 1930,05 und der breite SPI 0,89 Prozent auf 15’272,57 Zähler. 23 der 30 wichtigsten Titeln gaben nach, fünf legten zu und zwei schlossen unverändert.
Im Rampenlicht bei den einzelnen Blue Chips standen die schwergewichtigen Nestlé nach der Vorlage der Jahreszahlen 2021. Nach mehreren Vorzeichenwechsel schlossen der Titel 0,1 Prozent im Plus. Die Investoren hatten Mühe, die Resultate einzuordnen. Zwar habe das Unternehmen einmal mehr mit ungebremsten Wachstum aufgetrumpft, doch dem grassierenden Margendruck könne sich auch der Nahrungsmittelriese nicht entziehen, meinten Händler. Die Margen-Vorgaben fürs neue Jahr wussten ebenfalls nicht vollends zu überzeugen. Die grössten Verluste bei den Blue Chips erlitten derweil Logitech (-8,3%), die schon in den letzten Wochen mit einem volatilen Kursverlauf aufgefallen waren. Börsianer erklären sich die aktuellen Verluste mit den Corona-Lockerungen in vielen Ländern. Ohne weit verbreitetes Homeoffice sehe die Zukunft des Herstellers von Mäusen, PC-Kopfhörern und -Kameras nicht mehr gar so rosig aus, meinte ein Marktteilnehmer.
Ein Grund für die Logitech-Verluste war zudem, dass Technologie weniger gefragt ist. Darunter litten am Berichtstag auch AMS Osram (-3,2%).
Mühe hatten aber auch Alcon (-3,6%), die die Gewinne vom Vortag nach der Zahlenvorlage wieder komplett abgaben.
Weiter im Krebsgang waren ausserdem Schindler (-2,0%), die nahtlos an die Vortagesverluste von gut 5 Prozent anschlossen. Auslöser für die Abgaben war der negative Ausblick des Lift- und Rolltreppenbauers und die offenbar tiefer liegenden Probleme in Sachen Profitabilität. Nun prasselten nicht weniger als sieben Kurszielsenkungen auf die Papiere ein.
Überdurchschnittlich gaben auch Papiere nach, die sich im bisherigen Jahresverlauf relativ gut entwickelt hatten. Dazu zählten Holcim (-1,8%), Zurich (-1,6%), Kühne+Nagel (-1,5%) und Swiss Life (-1,5%).
Sieben weitere Titel büssten mehr als 1 Prozent ein. Dazu gehörten auch das Pharmaschwergewicht Roche (-1,2%) sowie Richemont (-1,2%). Die jüngsten Exportdaten der Uhrenindustrie fielen laut Analysten erstmals seit längerem wieder unter den Erwartungen aus. Dies belastete auch Swatch (-0,8%).
Das kleine Gewinnerfeld wurde derweil von Straumann (+0,4%) angeführt, die damit die gute Entwicklung seit der Zahlenvorlage vom Dienstag fortsetzten. Nach wie vor zählt der Titel mit einer Einbusse von mehr als einem Fünftel seit Anfang Jahr aber zu den Top-Verlierern 2022.
Die weiteren Gewinner waren nebst Nestlé auch Sonova, SGS und Lonza mit Avancen von 0,1 bis 0,3 Prozent.
Im breiten Markt hat eine Reihe von Unternehmen Jahreszahlen vorgelegt. Valiant etwa stiegen in der Folge um 1,6 Prozent. Gut kam auch der Zahlenausweis der Waadtländer Kantonalbank (+2,5%) an, weniger gut dafür jener des Vermögensverwalters GAM (-5,3%) und der Immobiliengesellschaft Swiss Prime Site (-0,4%)
Abgesehen davon fielen Adval Tech mit zweistelligen Verlusten (-10,9%) auf. (awp/mc/ps)