Devisen: Euro profitiert nur kurzzeitig von EZB-Entscheidungen

Devisen: Euro profitiert nur kurzzeitig von EZB-Entscheidungen
(Photo by Ibrahim Boran on Unsplash)

Frankfurt – Der Euro hat am Donnerstag von den Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) nur kurzzeitig profitiert. Zuletzt fiel er wieder unter die Marke von 1,10 Dollar. Am Nachmittag kostete die europäische Gemeinschaftswährung 1,0980 US-Dollar. Das war rund ein Cent weniger als noch im frühen Handel.

Auch zum Franken gab der Euro seine zwischenzeitlichen Gewinne wieder her. Nach einem Sprung über die Marke von 1,03 Franken nach dem EZB-Entscheid notiert die Gemeinschaftwährung aktuell bei 1,0221 Franken. Der US-Dollar legte auf 0,9276 Franken zu nach 0,9258 am frühen Nachmittag.

Die EZB steuert trotz neuer Risiken für die Konjunktur auf ein Ende ihrer ultralockeren Geldpolitik zu. Sie fährt ihre milliardenschweren Anleihekäufe früher zurück als geplant und stellt deren Ende im Sommer in Aussicht. Die Aussagen beflügelten den Euro zunächst und trieben ihn bis auf 1,1121 Dollar. Angesichts der neuen Unsicherheiten für die Konjunktur durch den Ukraine-Konflikt hatten etliche Volkswirte eigentlich damit gerechnet, dass die EZB abwarten würde.

Der Euro gab seine Gewinne jedoch rasch wieder ab und geriet unter Druck. Schliesslich hat es EZB-Präsidentin Christine Lagarde offen gehalten, wann die Notenbank ihre Zinsen anhebt. Die Notenbank wolle sich angesichts der hohen Unsicherheit möglichst viele Optionen offen halten. «Alles in allem sind die heutigen Entscheidungen ein guter Kompromiss, der ein Höchstmass an Flexibilität bei einer sehr allmählichen Normalisierung der Geldpolitik bewahrt», resümierte ING-Deutschland-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. «Eine erste Zinserhöhung vor Ende des Jahres ist immer noch möglich.»

Entwicklung in Ukraine-Krise belastet
Tendenziell belastet wurde der Euro durch die Entwicklung im Ukraine-Konflikt. Ein Treffen des ukrainischen Aussenministers Dmytro Kuleba mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow in der Türkei brachte am Donnerstagvormittag allerdings keine wesentlichen Fortschritte. «Nachdem der Konflikt mit einer so grossen Härte begonnen hat, ist es kaum wahrscheinlich, dass er so schnell enden wird», kommentierte Antje Praefcke, Devisenexpertin von der Commerzbank. Man könne keine Entwarnung geben, was die Devisenmärkte angeht und müsse den Nachrichtenfluss genau im Blick haben.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,84175 (0,83570) britische Pfund, 128,54 (127,31) japanische Yen und 1,0270 (1,0198) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold kostete am Nachmittag in London 1994 Dollar. Das waren rund 2 Dollar mehr als am Vortag. (awp/mc/ps)

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