Immobilienmarkt erholt sich von Corona-Krise – aber die Risiken steigen
Zürich – Immobilien sind auch 2021 wieder deutlich teurer geworden. Gleichzeitig sind durch die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen auch die Risiken deutlich gestiegen.
Seit dem Ende der letzten Immobilienkrise 1998 ging es beim Schweizer Immobilienmarkt steil nach oben. So verdoppelte sich der Marktwert von Mehrfamilienhäusern seit 2000 und der von Gewerbeimmobilien stieg um 45 Prozent.
Auch das vergangene Jahr war keine Ausnahme. Geschäftsliegenschaften verteuerten sich um 2,7 Prozent und Wohnungen sogar um stattliche 4,1 Prozent, wie dem am Mittwoch publizierten Swiss Property Benchmark des Beratungsunternehmens IAZI zu entnehmen ist.
Ukraine-Krieg als möglicher Wendepunkt
Obwohl die Zahlen die Immobilienbranche optimistisch stimmten, sollten die Augen aber auch nicht vor den gestiegenen Risiken verschlossen werden, sagte IAZI-Chef Donato Scognamiglio bei der Präsentation der Ergebnisse. «Noch vor drei Wochen hätte man gesagt, dass es immer weiter so geht.» Der Ukraine-Krieg sei aber für die ganze Branche eine Zäsur und dies gleich unter mehreren Gesichtspunkten.
Zunächst sind die Preise für Gas- und Öl nach Kriegsausbruch durch die Decke gegangen, was die Inflation in der Schweiz über den Schwellenwert von 2 Prozent getrieben habe. Auf den ersten Blick ist eine hohe Inflation für Hypothekenbesitzer von Vorteil, denn auch die Schulden verlieren an Wert. Zudem stecken Investoren aus Angst vor Geldverlust ihr Geld vermehrt in Sachwerte wie Gold und Immobilien, was die Immobilienpreise weiter nach oben treibt.
Laut Scognamiglio wird die Inflation aber länger anhalten, da die anfänglichen Hoffnungen auf bald wieder sinkende Energiepreise durch den Ukraine-Krieg wieder zunichte gemacht wurden. Dies erhöhe den Druck auf die Zentralbanken, die Zinsen bald zu erhöhen.
Zinsen drohen
Mit einer Leitzinserhöhung würden auch die Hypothekarzinsen wieder steigen. Dies stelle vor allem Anleger mit einem hohen Grad an Fremdfinanzierung vor Probleme, da sie mehr Geld für den Zinsdienst aufwenden müssen. Vor allem private Anleger könnten daher in Schwierigkeiten geraten, ihre Hypotheken zu bedienen.
Die Immobilienbranche sieht laut Scognamiglio zu optimistisch in die Zukunft und die aufkommenden Risiken würden unterschätzt. So sollte seiner Meinung nach etwa auch die Gefahr einer Ausweitung des Kriegs der Ukraine miteinbezogen werden. (awp/mc/pg)