Arbeitslosenquote sinkt erneut – Fachkräftemangel nicht besorgniserregend
Bern – Die Arbeitslosenquote in der Schweiz nähert sich den historischen Tiefstständen. Derweil akzentuiert sich der Fachkräftemangel. Laut dem Bund ist die Lage aber nicht besorgniserregend.
Die Lage auf dem Schweizer Arbeitsmarkt hat sich im März weiter verbessert. Die Zahl der Arbeitslosen ist im Vergleich zum Vormonat Februar gesunken, die Arbeitslosenquote liegt neu bei 2,4 Prozent nach 2,5 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Donnerstag mitteilte. Im langjährigen Vergleich ist das für den März eine deutlich unterdurchschnittliche Quote.
Insgesamt waren Ende des Berichtsmonats 109’500 Personen bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos gemeldet. Das waren 8470 weniger als im Monat davor. Im Vergleich zum Vorjahresmonat, der noch relativ stark von der Coronakrise bestimmt war, ging die Arbeitslosenzahl um fast 50’000 Personen zurück.
Die Verbesserung gegenüber dem Vormonat war mit Blick auf die Alterskategorien, Regionen, Geschlecht und Nationalität breit abgestützt. Was die Branchen angeht, sticht die Baubranche heraus, wo wegen der wärmeren Temperaturen wieder mehr los war und die Zahl der Arbeitslosen um fast 2700 Personen zurückging. «Der Rückgang war insgesamt vor allem saisonal bedingt», sagte denn auch Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, an einer Telefonkonferenz.
Keinen grossen Effekt hatte bislang der Ukraine-Krieg. 83 Personen mit Schutzstatus S, der aktuell für Flüchtling aus der Ukraine reserviert ist, waren Ende März laut Zürcher bei den RAV als Stellensuchende gemeldet, davon waren drei Viertel Frauen. Es sei gut möglich, dass diese Zahl seither angestiegen sei. Versicherungsleistungen erhielten diese Personen übrigens nicht, sie könnten aber etwa von Beratungen profitieren.
Verschärfter Fachkräftemangel
Eine tiefe Arbeitslosigkeit ist positiv für die Arbeitnehmenden, für die Arbeitgeber kann sie allerdings auch zu einem Problem werden. Denn sie haben mehr Mühe, gute Mitarbeiter zu finden. «Die Mangelmeldungen sind sehr ausgeprägt», sagte denn auch Zürcher. Mehr als ein Drittel der Unternehmen habe zuletzt gemeldet, dass sie kein qualifiziertes Personal fänden.
«Eine solche Situation ist in einer Aufschwungphase üblich und erscheint uns nicht besorgniserregend», so Zürcher. Die Zahlen seien vergleichbar mit dem Niveau von vor der Krise.
Es sei auch normal, dass in Aufschwungphasen die Arbeitsbedingungen verbessert würden. «Wir gehen aber trotzdem nicht davon aus, dass eine Lohn-Preis-Spirale in Gang kommen könnte wegen der aktuellen Mangelzahlen», so der Seco-Beamte.
Kurzarbeit vorübergehend höher
Bei der Kurzarbeit setzte sich der Abwärtstrend zuletzt nicht fort. Im Januar, zu dem die aktuellsten Zahlen vorliegen, waren 53’735 Personen von Kurzarbeit betroffen, knapp 28 Prozent mehr als im Monat davor. Zürcher verwies auf die vom Bundesrat im Dezember erlassenen Verschärfungen der Pandemiemassnahmen.
Gleichwohl ist die Zahl noch immer deutlich kleiner als auf den Höhepunkten der Coronapandemie, als mit dem Instrument die negativen Effekt der Krise abgefedert wurden. Zum Vergleich: Im Frühling 2020 hatte für fast 1,4 Millionen Menschen Kurzarbeit gegolten, in der zweiten Corona-Welle war die Zahl dann im Februar 2021 nochmals auf gut 520’000 geklettert.
Und manches deutet darauf hin, dass der Anstieg im Januar vorübergehend war. So seien die Vormeldungen im Februar gegenüber dem Januar nochmals leicht angestiegen, im März dann aber auf den tiefsten Stand seit Beginn der Coronakrise gefallen. (awp/ mc/ps)