US-Schluss: Zinsangst dominiert – Kurse im Keller
New York – Der US-Aktienmarkt hat vor dem Wochenende unter dem Eindruck eines sich abzeichnenden grösseren Zinsanstiegs seine bereits kräftigen Vortagesverluste nochmals deutlich ausgeweitet. US-Notenbankchef Jerome Powell hatte am Vortag über einen grossen Zinsschritt auf der nächsten Sitzung der Fed Anfang Mai gesprochen und damit die gute Marktstimmung kippen lassen.
Der Leitindex Dow Jones Industrial fiel am Freitag um 2,82 Prozent auf 33’811,40 Punkte, womit er auf Wochensicht ein Minus von rund 1,9 Prozent verbuchte. Der marktbreite S&P 500 verlor zum Wochenschluss 2,77 Prozent auf 4271,78 Zähler. Um 2,65 Prozent bergab auf 13’356,87 Punkte ging es für den technologielastigen Nasdaq 100 , dessen Wochenbilanz mit einem Verlust von rund 3,9 Prozent ebenfalls tiefrot ausfällt. Die Verluste zum Wochenende werfen die Indizes zurück auf das Kursniveau von Mitte März.
«Mit weiter steigenden Zinsen steigt auch der Druck auf den Aktienmarkt, denn wer attraktive Renditen ohne Risiko erzielen kann, macht in diesem unsicheren Umfeld einen grossen Bogen um die einst alternativlosen Anlagen», sagte Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. Für zehnjährige Staatsanleihen bekomme man schon wieder fast drei Prozent, was nicht nur das Niveau von 2018 bedeute, sondern auch einen bereits vier Jahrzehnte andauernden Abwärtstrend bei den Zinsen zu brechen drohe.
Am Mittwoch hatte die Rendite für Papiere mit zehnjähriger Laufzeit mit 2,98 Prozent den höchsten Stand seit Ende 2018 erreicht. Nach dem Wall-Street-Schluss am Freitag betrug sie 2,90 Prozent, der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) legte um 0,21 Prozent auf 119,00 Punkte zu.
Die Aktien von Verizon verloren 5,6 Prozent, nachdem der Telekomkonzern angesichts eines harschen Wettbewerbs für das laufende Jahr vorsichtigere Erwartungen als bisher formuliert hatte. Im ersten Quartal musste Verizon zudem unter dem Strich den Verlust von 292’000 Mobilfunk-Vertragskunden verkraften. Konkurrent AT&T hatte hingegen am Vortag ein deutliches Plus von 691’000 neuen Verträgen nach Abzug von Kündigungen gemeldet. Schwächer als Verizon waren am Freitag im Dow nur noch die Titel des Baumaschinenherstellers Caterpillar mit minus sieben Prozent.
Die Papiere von American Express gaben nach Quartalszahlen um 2,8 Prozent nach. Angesichts hoher Ausgaben ging der Gewinn des Kreditkartenkonzerns zurück, wenngleich er die Markterwartungen übertraf.
Die Sorgen um wirtschaftliche Folgen des russischen Krieges in der Ukraine schlugen auf das Werbegeschäft der Foto-App Snapchat durch. Das vergangene Quartal habe das Unternehmen vor grössere Herausforderungen gestellt als erwartet, räumte der Chef der Mutterfirma Snap, Evan Spiegel, ein. Im Handelsverlauf stärker schwankend, standen deren Anteile zum Börsenschluss 1,2 Prozent höher.
Der Ölfelddienstleiter Schlumberger überzeugte die Anleger mit seinem Zwischenbericht und überraschte zudem mit einer Dividendenanhebung um 40 Prozent. Die Aktien gewannen 2,5 Prozent.
Der Euro gab am Freitag nach. Im New Yorker Handel wurden zuletzt 1,0797 US-Dollar dafür bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,0817 (Donnerstag: 1,0887) Dollar festgesetzt, der Dollar damit 0,9245 (0,9185) Euro gekostet. (awp/mc/ps)