Devisen: Euro steigt zum US-Dollar – Aussicht auf höhere Zinsen treibt

Devisen: Euro steigt zum US-Dollar – Aussicht auf höhere Zinsen treibt
(Photo by Robert Anasch on Unsplash)

Frankfurt – Der Euro ist am Freitag nach einer kurzen Schwächephase spürbar gestiegen. Die Gemeinschaftswährung war am Mittag fast bis auf 1,06 US-Dollar geklettert und kostete zuletzt 1,0561 Dollar. Im frühen Handel war der Euro noch bis auf 1,0483 Dollar gefallen. Er hatte sich damit wieder dem tiefsten Stand seit 2017 genähert.

Auch gegenüber dem Franken hat der Euro weiter an Stärke gewonnen. Er kostet derzeit 1,0413 Franken, nach 1,0411 am Mittag und 1,0394 am Morgen. Der US-Dollar hat sich gleichzeitig auf 0,9857 von 0,9835 Franken am Mittag verteuert.

Frischen Schwung erhielt der Euro durch Aussagen des französischen Notenbankchefs Francois Villeroy de Galhau. Seiner Einschätzung nach könnten die Leitzinsen im Euroraum bis Jahresende wieder über Null steigen. «Wenn keine unvorhergesehenen neuen Schocks auftreten, würde ich es für realistisch halten, dass wir bis zum Ende dieses Jahres in ein positives Territorium kommen», sagte Villeroy de Galhau, der im EZB-Rat über die Geldpolitik mitentscheidet. Höhere Zinsen machen eine Währung in der Regel attraktiver für Anleger.

Im frühen Handel hatten enttäuschende Konjunkturdaten aus Deutschland den Euro belastet. Die hiesige Industrie hatte im März deutlich weniger produziert. Die Gesamtherstellung ging zudem weitaus stärker zurück als von Analysten erwartet. «Der Rückgang der Produktion ist Folge des Krieges in der Ukraine», schrieb Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. So habe etwa die Automobilindustrie im März wegen fehlender Kabelbäume aus der Ukraine besonders stark gelitten.

Jobdaten aus den USA bewegten derweil den Euro kaum. Der US-Arbeitsmarkt entwickelte sich auch im April robust und erholte sich weiter von seinem Corona-Einbruch. Die Beschäftigung stieg stärker als erwartet und fast so deutlich wie im Vormonat. Die Arbeitslosigkeit stagnierte zwar, allerdings in der Nähe ihres Vorkrisen-Niveaus. Die Löhne stiegen erneut deutlich.

Analysten kommentierten, die US-Notenbank Fed dürfte ihrem in dieser Woche verschärften Straffungskurs treu bleiben. Sie hatte erstmals seit mehr als zwei Jahrzehnten eine grosse Zinsanhebung um 0,5 Prozentpunkte vorgenommen, um der hohen Inflation von zuletzt 8,5 Prozent Einhalt zu gebieten.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die Europäische Zentralbank die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85625 (0,85190) britische Pfund, 137,90 (137,18) japanische Yen und 1,0419 (1,0355) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold kostete am Nachmittag in London 1885 Dollar. Das waren 8 Dollar mehr als am Donnerstag. (awp/mc/pg)

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