Julius Bär muss in ersten vier Monaten leichte Nettoabflüsse hinnehmen
Zürich – Die Privatbank Julius Bär hat in den ersten vier Monaten 2022 die negativen Entwicklungen an den Finanzmärkten zu spüren bekommen und weist einen Rückgang der verwaltetem Vermögen aus. Dazu trug auch ein leichter Nettoabfluss von Vermögen wegen eines Risikoabbaus asiatischer Kunden bei. Die Bruttomarge konnte Julius Bär hingegen dank einer hohen Kundenaktivität verbessern.
Die verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM) lagen per Ende April bei 457 Milliarden Franken gegenüber 482 Milliarden per Ende 2021, wie die Zürcher Vermögensverwaltungsbank am Donnerstag mitteilte. Der Rückgang sei vor allem auf die negative Marktentwicklung, Unternehmensveräusserungen und den Abbau von Fremdfinanzierungen durch Kunden zurückzuführen. So betrug der Effekt aus dem Verkauf der Wergen & Partner sowie der Dekonsolidierung der mexikanischen NSC Asesores rund 5 Milliarden Franken.
Weil «eine Reihe von Kunden in Asien» das Risiko in ihren Anlageportfolios verringerte und die Fremdfinanzierung abbaute, flossen unter dem Strich Vermögen von 2,7 Milliarden Franken ab. Der Effekt habe die anhaltenden Nettozuflüsse der europäischen Kunden übertroffen. Am ausgeprägtesten seien die Auswirkungen des «Deleveraging» im März gewesen, danach habe sich der Trend verlangsamt. Julius Bär erwartet nun, dass sich das Nettoneugeld in der zweiten Jahreshälfte wieder normalisieren wird.
Schliessung von Moskauer Tochtergesellschaft
Rund 0,8 Milliarden Franken wurden ausserdem von AuM zu Custody-Vermögen umqualifiziert, die wegen der Russland-Sanktionen eingefroren wurden. Insgesamt entfielen per Ende April 2022 laut den Angaben rund 1,6 Prozent der von Julius Bär verwalteten Vermögen auf russische Personen, die weder im Europäischen Wirtschaftsraum noch in der Schweiz wohnhaft sind.
Die Gruppe habe zudem ein Kreditengagement gegenüber einer einstelligen Anzahl Kunden, die diesen Sanktionen unterliegen. Die Marktrisikopositionen bezüglich Russland seien nicht signifikant. Die Bank habe derweil die Schliessung ihrer Beratungstochtergesellschaft in Moskau eingeleitet. Der Nettovermögenswert der Einheit betrug per Ende 2021 0,4 Millionen Franken.
Positive Zinserhöhungen
Profitieren konnte die Bank in den ersten vier Monaten von einer im Vergleich zur zweiten Jahreshälfte 2021 wieder verbesserten Kundenaktivität. Die Bruttomarge lag in den ersten vier Monaten «nahe bei 85 Basispunkten» (BP) nach 82 BP im Gesamtjahr 2021. Die Bank sieht sich zudem für einen möglichen signifikanten Anstieg der Bruttomarge aufgrund höherer Zinsen gut positioniert. Die Zinserhöhung der US-Notenbank im März 2022 sei zu spät gekommen, um die Erträge noch deutlich zu beeinflussen.
Die verbesserte Bruttomarge kam auch der adjustierte Cost/Income-Ratio zugute. Diese belief sich in den ersten vier Monaten auf 63 Prozent, eine klare Verbesserung gegenüber den knapp 67 Prozent im zweiten Halbjahr 2021.
Mit den vorgelegten Zahlen hat Julius Bär die Prognosen der Analysten bezüglich der verwalteten Vermögen leicht verfehlt, diese hatten zudem einen positiven Netto-Neugeldzufluss erwartet. Die Bruttomarge fiel dagegen etwas besser aus als vom AWP-Konsens erwartet.
Die Vermögensverwaltungsbank hat derweil auch Ziele für die neue Strategieperiode 2023 bis 2025 vorgestellt. Dabei hat Julius Bär das mittelfristige Ziel für die Gewinnmarge etwas nach oben geschraubt und will sich weiter auf Erträge «von hoher Qualität» und auf mehr Effizienz fokussieren.
Aktie taucht
Am insgesamt schwachen Aktienmarkt wurden die Neuigkeiten der Privatbank am Donnerstag ungnädig aufgenommen worden. Nicht nur sanken die verwalteten Vermögen etwas stärker als erwartet, auch der Neugeldabfluss überraschte negativ. Am Ende gingen die Titel mit einem Abschlag von knapp 6 Prozent aus dem Handel. (awp/mc/ps)