US-Schluss: US-Börsen auf dem höchsten Stand seit vier Wochen
New York – Die US-Börsen haben am Donnerstag nach einem leichteren Start kräftig zur Erholung angesetzt. Marktbeobachter nannten als Gründe jeweils schwächer als erwartet ausgefallene Arbeitsmarktdaten aus der Privatwirtschaft und Auftragsdaten aus der Industrie, die die Anleger mit Blick auf die Zinspolitik der Notenbank (Fed) etwas beruhigen dürften. Hinzu komme, dass die Ölallianz Opec+ ihre Fördermenge im Sommer deutlich erhöhe. Laut Andreas Lipkow, Marktexperte bei Comdirect, kann dies dazu beitragen, die Inflationsdynamik zu reduzieren und den Kostendruck der Unternehmen zu mindern.
Der bekannteste Wall-Street-Index Dow Jones Industrial ging letztlich mit plus 1,33 Prozent auf 33 248,28 Punkte aus dem Handel. Damit schloss er minimal unter seinem kurz zuvor erreichten Tageshoch. Der marktbreite S&P 500 gewann 1,84 Prozent auf 4176,82 Punkte. Der für seine Technologieaktien bekannte Auswahlindex Nasdaq 100 legte um 2,75 Prozent auf 12 892,89 Zähler zu. Alle drei Indizes sind damit nun wieder zurück auf dem höchsten Stand seit fast einem Monat
In der Privatwirtschaft der USA wurden laut dem Arbeitsmarktdienstleister ADP im Mai deutlich weniger Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Zudem blieb der Auftragsanstieg der US-Industrie im April hinter den Prognosen zurück und auch die Entwicklung im März war schwächer als zunächst ermittelt.
Dass diese Nachrichten die Börsen antrieben, begründete Experte Edward Moya vom Broker Oanda damit, dass es am Markt unterschiedliche Auffassungen gebe, was die Rezessionsprognosen und mögliche Zinsanhebungspausen durch die Fed betreffe. «Die Hoffnung auf eine weniger aggressive Straffungskampagne ist gestiegen, nachdem eine Reihe von Wirtschaftsdaten darauf hindeutet, dass sich die Wirtschaft abschwächt und die Inflation abkühlt.»
Im Dow erholten sich die Aktien von Microsoft nach einem sehr schwachen Handelsauftakt und schlossen letztlich mit 0,8 Prozent im Plus. Analysten massen den wegen des starken Dollar gesenkten Quartalsprognosen des Softwarekonzerns keine grosse Bedeutung bei. Es gehe schliesslich nicht um die grundlegende Gesundheit des Unternehmens, sondern es handele sich nur um einen externen Faktor, sagte etwa Barclays-Analyst Raimo Lenschow. «Die meisten Anleger betrachten ohnehin die währungsbereinigten Zahlen des Unternehmens.»
Ciena gaben um 1,3 Prozent nach, nachdem der Telekomkonzern mit seinen Margen und entsprechend auch dem Quartalsergebnis je Aktie enttäuscht hatte.
Noch deutlicher abwärts ging es mit minus 5,2 Prozent für die Anteile von Hewlett Packard Enterprise . Das Informationstechnikunternehmen verfehlte im vergangenen Quartal die Gewinnerwartungen und senkte den Ergebnisausblick für das laufende Geschäftsjahr.
Einen beeindruckenden Kurssprung um gut 24 Prozent nach oben machten dagegen die Papiere von Chewy . Der Online-Händler für Haustierbedarf habe mit seinen Quartalszahlen die vorab gedämpften Erwartungen der Anleger übertroffen, schrieb Analyst Steven Shemesh von der kanadischen Bank RBC in einer ersten Reaktion.
Der Kurs des Euro stieg im US-Handel weiter und profitierte von einer Schwäche des Greenback. Zum Börsenschluss an der Wall Street kostete die Gemeinschaftswährung 1,0748 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0692 (Mittwoch: 1,0712) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9353 (0,9336) Euro.
Am US-Rentenmarkt legte der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) um 0,22 Prozent auf 119,31 Punkte zu. Die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen betrug 2,91 Prozent. (awp/mc/pg)