US-Schluss: Gewinne – Nervosität über Zinspolitik bleibt
New York – Die US-Börsen sind am Dienstag nach einem schwächeren Start ins Plus gedreht. Bis Handelsschluss bauten sie ihre Gewinne nach und nach sogar aus, obwohl die Anleger unverändert nervös sind.
Die Stimmung schwankt zwischen Optimismus und Pessimismus, sodass ein klarer Trend an den Börsen weiterhin nicht erkennbar ist. Vielmehr zeigt das übergeordnete Bild aktuell eine Seitwärtsbewegung. Abgewogen werden nach wie vor die Risiken für das Wirtschaftswachstum, die sich aus den Bemühungen der Notenbanken ergeben, die hohe Inflation einzudämmen.
Der Dow Jones Industrial beendete den Tag mit einem Gewinn von 0,80 Prozent auf 33 180,14 Punkte. Damit schloss der bekannteste Wall-Street-Index knapp unter seinem kurz zuvor erreichten Tageshoch. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,95 Prozent auf 4160,68 Punkte nach oben. Der technologielastige Nasdaq 100 stieg um 0,89 Prozent auf 12 711,68 Zähler.
In den USA herrscht vor allem Unsicherheit angesichts der Frage, inwiefern die weitere Straffung der Geldpolitik durch die US-Notenbank (Fed) das konjunkturelle Wachstum abwürgen könnte. Im Interesse steht, wie stark und wie schnell Zinsanhebungen als Mittel zur Bekämpfung der hohen Inflation erfolgen. Die Europäische Zentralbank dürfte am Donnerstag das Ende ihrer Wertpapierkäufe beschliessen und eine erste Zinsanhebung signalisieren. Mitte Juni steht die nächste Zinsentscheidung der US-Notenbank (Fed) an. In Australien hatte an diesem Dienstag die dortige Notenbank überrascht und die Leitzinsen stärker als erwartet angehoben.
Die Probleme des nach Walmart zweitgrössten US-Discounters Target , der nun zum bereits zweiten Mal innerhalb weniger Wochen seine Jahresziele senkte, aber auch seiner Wettbewerber, verdeutlichen laut Händlern die derzeitigen Wachstumsrisiken. Zudem beeinflusse die Inflation die Nachfrage der Verbraucher, die sich von teureren Produkten abwendeten und zunehmend weniger profitable Grundnahrungsmittel nachfragten.
Target verwies auf durch die Inflation und Lieferkettenstörungen steigende Kosten und versucht nun, seine Probleme mit mehr Preisnachlässen, weniger Bestellungen und einem Lagerabbau in den Griff zu bekommen. Der Einzelhändler stellt eine weitaus geringere operative Marge für das zweite Quartal in Aussicht als Mitte Mai. Target büssten letztlich 2,3 Prozent ein und Walmart gaben im Gefolge am Dow-Ende um 1,2 Prozent nach. Vor Target hatte im Mai auch Walmart nach einem deutlichen Gewinnrückgang im Auftaktquartal 2022 seine Jahresziele gekürzt. Die Anteile des weltgrössten Online-Händlers Amazon gehörten mit minus 1,4 Prozent ebenfalls zu den grössten Verlierern.
Die Aktien des US-Einzelhändlers Kohl’s sprangen dagegen um 8,2 Prozent hoch. Sie profitierten von der Aussicht auf eine Übernahme durch Franchise Group , deren Papiere um 4,8 Prozent zulegten. Der Verwaltungsrat von Kohl?s hat exklusiven Verhandlungen zugestimmt.
Vom Handel ausgesetzt blieben die Papiere des Impfstoff-Herstellers Novavax , die am Montag um 6,2 Prozent gestiegen waren. Wichtige Neuigkeiten stünden an, hiess es. Ein Gremium der Gesundheitsbehörde FDA berät über die Zulassung des Covid-19-Impfstoffs von Novavax.
Der Euro bewegte sich im späteren US-Handel nur wenig und kostete zum Wall-Street-Schluss 1,7070 US-Dollar. Die EZB setzte den Referenzkurs in Frankfurt zuvor auf 1,0662 (Montag: 1,0726) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9379 (0,9323) Euro.
Am US-Rentenmarkt legte der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) im späten Handel um 0,33 Prozent auf 118,84 Punkte zu. Die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen sank wieder unter 3 Prozent auf zuletzt 2,98 Prozent. (awp/mc/pg)