OECD korrigiert Schätzungen für Schweizer Wirtschaft nach unten
Paris – Angesichts des Auswirkungen des Ukraine-Kriegs korrigiert die OECD ihre Schätzungen für das Wirtschaftswachstum in der Schweiz nach unten. Die Organisation mit Sitz in Paris erwartet im laufenden Jahr 2022 noch ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 2,5 Prozent, nachdem sie bisher von einem Plus von 3,0 Prozent ausgegangen war.
Auch für 2023 zeigt sich die OECD zurückhaltender, wie dem am Mittwoch veröffentlichten neuen Wirtschaftsausblick zu entnehmen ist: Für das kommende Jahr prognostiziert sie eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums auf 1,3 Prozent nach bisher 1,8 Prozent.
Die steigenden Energiepreise wie auch die Lieferengpässe bremsten das Wachstum in der Schweiz und trieben auch die Inflation deutlich über den Zielbereich der Schweizerischen Nationalbank (SNB), schreibt die OECD. Die Inflation erwartet sie im laufenden Jahr bei einer Rate von 2,5 Prozent, im kommenden Jahr soll sie sich auf 1,8 Prozent abschwächen. Sollten die Störungen der globalen Lieferketten länger anhalten, könnte die Inflation jedoch deutlicher ansteigen und die Wirtschaftstätigkeit niedriger ausfallen.
Schwächeres Konsumklima
Nachdem das reale BIP im dritten Quartal 2021 wieder über das Niveau vor der Corona-Krise gestiegen war, so habe sich das Wachstum seitdem nicht mehr mit dem gleichen Tempo fortgesetzt, stellt die OECD in dem Länderbericht fest. Der Krieg in der Ukraine führe zu einer Nachfrageabschwächung, was das Export- und Investitionswachstum bremsen dürfe. Immerhin könnte die positive Lage am Arbeitsmarkt den Verbrauch stärken.
Zwar habe die Schweiz insgesamt nur begrenzte ökonomischen Verflechtungen mit Russland und der Ukraine, stellt die OECD fest. Die Wirtschaft sei aber von der Abschwächung der Weltwirtschaft und der gestiegenen Unsicherheit betroffen, die zu einer Aufwertung des Frankens geführt habe.
Angemessene Geldpolitik
Insgesamt erachtet die OECD die Geldpolitik in der Schweiz als angemessen: So hätten sich die langfristigen Inflationserwartungen nicht erhöht. Zudem werde der Schweizer Franken von Zuflüssen von seinem Status als «sicherer Hafen» gestützt. Die SNB solle allerdings die Inflationsaussichten «genau beobachten» und gegebenenfalls eine Normalisierung der Zinssätze einleiten.
Zudem mahnt die Organisation weitere Reformen an. So müsse die Haushaltskonsolidierung weitergehen, während gezielte Massnahmen zur Bewältigung des Flüchtlingsstroms angemessen seien. Einen Bedarf für strukturelle Reformen sieht die OECD zudem beim Arbeitsmarkt und bei der Beseitigung von Wettbewerbshindernissen ebenso wie bei der ökologischen Nachhaltigkeit und der Energiesicherheit. (awp/mc/pg)