US-Schluss: Schwächstes erstes S&P-500-Halbjahr seit 1970

US-Schluss: Schwächstes erstes S&P-500-Halbjahr seit 1970
(Adobe Stock)

New York – Die US-Börsen haben am Donnerstag ihre deutlichen Verluste aus dem frühen Handel zwar erkennbar eingedämmt. Die Kurseinbussen für die erste Jahreshälfte fielen angesichts von Konjunktur- und Inflationsängsten allerdings so hoch aus wie seit Jahrzehnten nicht mehr – beim marktbreiten S&P 500 war es die schwächste Entwicklung in den ersten sechs Monaten seit 1970. Beim Technologie-Auswahlindex Nasdaq 100 war es das schlechteste Abschneiden seit 2002.

Zum Handelsende verzeichnete der Leitindex Dow Jones Industrial am Donnerstag ein Tagesminus von 0,82 Prozent auf 30 775,43 Punkte. Der S&P 500 verringerte seinen Verlust bei 3785,38 Zählern auf 0,88 Prozent, während der Nasdaq 100 letztlich um 1,33 Prozent auf 11 503,72 Punkte nachgab. Für die erste Jahreshälfte standen bei den drei Börsenbarometern satte Abschläge von 15, 21 und 30 Prozent zu Buche.

Das Risiko weiter steigender Zinsen und einer davon ausgelösten Rezession hat die US-Aktienmärkte weiter fest im Griff. Börsianer verwiesen darauf, dass am Mittwoch US-Notenbankchef Jerome Powell und seine Amtskollegen aus der Eurozone und Grossbritannien auf einem Forum gewarnt hatten, dass die Inflation länger anhalten werde. Das habe die Debatte angeheizt, «dass fortdauernde Zinserhöhungen zur Bekämpfung der Inflation am Ende in eine Rezession münden», schrieb Marktstratege Jim Reid von der Deutschen Bank.

Bei steigenden Preisen versuchen Verbraucher, die Ausgaben zu drosseln. Das belegten auch die im Mai weniger stark als erwartet gestiegenen Ausgaben der US-Konsumenten. Ausserdem waren die Ausgaben im Vormonat nach revidierten Daten schwächer als bisher bekannt gestiegen.

Die maue Kauflaune bekamen an der Börse etwa die Aktien der Autobauer zu spüren: Ford , General Motors (GM) und Stellantis verloren zwischen zweieinhalb und fünf Prozent. Autos als vergleichsweise kostspieliges Konsumprodukt rutschen oft als erstes von privaten Einkaufslisten. Zudem verteuert sich bei steigenden Kapitalmarktzinsen die Kauffinanzierung – auch für die wichtigen Firmenkunden.

Aktien der Apothekenkette Walgreens Boots Alliance sackten nach Zahlen um mehr als sieben Prozent ab und waren damit die grössten Verlierer im Dow. Analystin Lisa Gill von der Bank JPMorgan verwies auf eine unter den Erwartungen liegende Profitabilität im dritten Geschäftsquartal.

Papiere des Corona-Bierbrauers Constellation Brands büssten knapp viereinhalb Prozent ein. Ein Händler begründete die Verluste mit einem verhaltenen Ausblick auf das zweite Geschäftsquartal.

Zu den Tagesgewinnern zählten hingegen Biontech und Pfizer mit Aufschlägen von rund fünf beziehungsweise fast drei Prozent. Die US-Regierung bestellt in grossem Stil weiteren Corona-Impfstoff von den beiden Unternehmen für eine geplante Booster-Kampagne im Herbst. Laut Pfizer-Chef Albert Bourla geht es dabei auch um Mittel, die gegen neuartigere Virusvarianten wie Omikron schützen sollen.

Der Euro drehte mit den verringerten Verlusten an den US-Börsen ins Plus und kostete im New Yorker Handel zuletzt 1,0483 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs davor noch auf 1,0387 Dollar festgesetzt.

Die als besonders sichere Anlage geltenden US-Staatsanleihen profitierten von der anhaltenden Risikoscheu der Anleger: Während der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) um 0,59 Prozent auf 118,20 Punkte anzog, fiel die Rendite zehnjähriger Papiere auf 2,99 Prozent – und damit erstmals seit knapp drei Wochen unter die Drei-Prozent-Marke. (awp/mc/pg)

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