US-Schluss: Erholung der US-Börsen setzt sich spürbar fort
New York – Die Stabilisierung am US-Aktienmarkt hat sich am Donnerstag mit Schwung fortgesetzt. Inflations- und Rezessionssorgen rückten in den Hintergrund, auch wenn die US-Notenbank (Fed) an ihrem aggressiven Kurs der Zinsanhebungen festhält, wie das Fed-Protokoll zur Wochenmitte verdeutlicht hatte.
«Dass die US-Notenbank mit weiteren Zinserhöhungen mal für Erleichterung am Aktienmarkt sorgen würde, klingt etwas paradox. Allerdings interpretieren die Investoren die Entschlossenheit der Fed, die aus dem Sitzungsprotokoll in diesem Punkt hervorgeht, als Zeichen des Vertrauens in die Robustheit der Konjunktur», erklärte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Damit hätten die zuletzt dominierenden Rezessionsrisiken keine neue Nahrung erhalten.
Der Dow Jones Industrial legte letztlich um 1,12 Prozent auf 31 384,55 Punkte zu und machte seine seit Ende Juni aufgelaufenen Verluste wieder wett. Der marktbreite S&P 500 stieg um 1,50 Prozent auf 3902,62 Zähler und liegt damit nun exakt 19 Prozent unter seinem Rekordhoch vom Januar. Zwar hat er sich von seinem Eineinhalbjahrestief im Juni wieder etwas erholt, verharrt aber nach wie vor an der Schwelle, ab der Börsianer von einem Bärenmarkt sprechen.
Der technologielastige Nasdaq 100 gewann am Donnerstag 2,16 Prozent auf 12 109,05 Punkte. Er liegt knapp 28 Prozent unter seinem im November 2021 erreichten Höchststand.
Positive Signale für zahlreiche Technologiewerte auch in den USA kamen vom koreanischen Samsung-Konzern . In seinem Ergebnisausblick für April bis Juni peilt der Weltmarktführer bei Speicherchips, Smartphones und Fernsehern deutliche Zuwächse an. Die Aktien von Zulieferern wie Applied Materials legten etwa um 4,8 Prozent zu und Lam Research um 5,9 Prozent. KLA und Qualcomm gewannen ebenfalls deutlich. Für den Samsung-Wettbewerber Apple ging es um 2,4 Prozent hoch.
Unter den Nebenwerten sprangen zudem die Papiere von Gamestop nach der Ankündigung eines Aktiensplits um 15,1 Prozent hoch. Die Papiere des Videospielhändlers gehören zu den sogenannten Meme Stocks, die bei Privatanlegern in den sozialen Medien heiss diskutiert werden und dann durch Kurskapriolen auffallen.
Die Anteile des Einzelhandelsunternehmens Kohl’s drehten nach anfänglichen Verlusten ins Plus. Nachdem sie den tiefsten Stand seit November 2020 erreicht hatten, ging es schliesslich um 3,3 Prozent auf 28,26 US-Dollar nach oben. Analystin Lorraine Hutchinson von der Bank of America stufte die Aktie auf «Underperform» ab und senkte ihr Kursziel von 50 auf 26 Dollar. Sie passe ihr Urteil damit wieder an ihre negative Einschätzung zur Kaufhausbranche an. Angesichts einer möglichen Übernahme durch die Franchise Group, die nun aber vom Tisch ist, hatte sie die Aktie zuvor als «Neutral» beurteilt.
Der Euro wurde zum Börsenschluss an der Wall Street mit 1,0159 Dollar gehandelt. Unter die Marke von 1,02 Dollar war er bereits im europäischen Handel gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0180 (Mittwoch: 1,0177) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9823 (0,9826) Euro. Die Kurse von US-Staatsanleihen gaben nach. In dem insgesamt etwas aufgehellten Finanzmarktumfeld waren die als sicher geltenden Papiere kaum gefragt. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) fiel zuletzt um 0,63 Prozent auf 118,30 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen stieg im Gegenzug auf 3,01 Prozent. (awp/mc/pg)