CH-Schluss: Weiter auf Talfahrt
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag einen schwachen Handelstag eingezogen. Erneut aufflammende Sorgen vor einem Absturz in die Rezession drückten die Dividendenwerte auf breiter Front nach unten. Mit den US-Produzentenpreisen setzte sich die Reihe sehr hoher Inflationsdaten fort und die Quartalszahlen der US-Banken JP Morgan und Morgan Stanley enttäuschten. Zu alledem droht in Italien eine Regierungskrise und die EU-Kommission hat ihre Wachstumsprognosen gesenkt. In der Folge ist der Euro unter die Parität zum Dollargefallen.
Auch an den Anleihemärkten wird laut Händlern nun immer mehr eine schrumpfende Wirtschaft eingepreist. So ist die Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen über die der zehnjährigen gestiegen und damit invers geworden. Dies gilt als Signal für eine Rezession. Gleichzeitig preise der Handel mittlerweile mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 50 Prozent einen nächsten US-Zinsschritt von 100 Basispunkten ein. Damit steige auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Zentralbank in ihrem Kampf gegen die hohe Inflation eine wirtschaftliche Abschwächung herbeiführen könnte, hiess es im Handel.
Der SMI schloss am Donnerstag 0,97 Prozent tiefer auf 10’799,52 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, schwächte sich um 1,13 Prozent auf 1650,88 und der breite SPI um 0,92 Prozent auf 13’929,35 Punkte ab. 28 der 30 SLI-Werte schlossen im Minus.
Die Aktien des Uhrenkonzerns Swatch (-0,1%) konnten sich weitgehend dem allgemeinen Abwärtstrend entziehen. Die Bieler haben im ersten Halbjahr trotz globaler Unsicherheiten den Umsatz klar gesteigert und auch mehr verdient. Für das Gesamtjahr ist Swatch zuversichtlich und strebt einen Umsatzanstieg im zweistelligen Prozentbereich an. Die Aktien von Rivale Richemont (-0,9%) tendierten am Vortag der Ergebnispräsentation deutlich weniger gut.
Die Grossbankenaktien Credit Suisse (-3,5%) und UBS (-2,2%) gehörten dagegen zu den grössten Verlierern. Sie weiteten ihre Abgaben im Tagesverlauf deutlich aus, weil die Quartalszahlen von JPMorgan und Morgan Stanley unter den Erwartungen der Analysten ausgefallen sind. Beide US-Grossbanken mussten einen Gewinnrückgang hinnehmen. Julius Bär büssten 2,2 Prozent ein.
Unmittelbar vor der Publikation erster Eckdaten zum ersten Halbjahr wurden auch Partners Group (-1,7%) verkauft. Die Versicherer Zurich (-1,6%) und Swiss Re (-2,0%) kamen ebenfalls unter die Räder.
Givaudan (-4,2%) tauchten nach einer Verkaufsempfehlung durch die UBS. Für den Bauchemiker Sika (-1,9%) hat die gleiche Bank das Kursziel reduziert. Und über dem Bankensoftwarehersteller Temenos (-3,6%) hat Morgan Stanley den Daumen gesenkt.
Die defensiven Pharma-Schwergewichte Novartis und Roche (je -0,5%) sowie der Nahrungsmittelkonzern Nestlé (-0,7%) konnten sich dem Trend nach unten nicht ganz entziehen, bewahrten aber die Schweizer Börse vor einem stärkeren Rückgang.
Auf der Gewinnerseite standen für einmal die Papiere des Dentalkonzerns Straumann mit einem Kursplus von 0,7 Prozent. Dahinter hielten sich auch Kühne+Nagel (unverändert) und Sonova (-0,03%) am oder um den Vortagesschluss. Und bei Schindler (-0,1%) liessen sich die Anleger nicht von einer Gewinnwarnung des Mitbewerbers Kone abschrecken.
Im breiten Markt fielen Polypeptide mit einem Kursplus von 12 Prozent auf. Allerdings hatten die Papiere des Pharmazulieferers nach einer am Dienstag ausgesprochenen Gewinnwarnung fast die Hälfte an Wert verloren. Die in Sippenhaft genommenen Aktien von Bachem (-3,6%) hatten schon früher zu einer Gegenbewegung angesetzt.
Swiss Steel stiegen um 6,8 Prozent. Der Stahlkonzern hatte gute vorläufige Zahlen veröffentlicht.
Am Vortag der Ergebnispublikation übten sich die Anleger auch bei Ems-Chemie (-0,7%) und bei DKSH (-0,5%) in Zurückhaltung. (awp/mc/pg)