1. August: Warum die Schweiz im August und nicht im November feiert
Bern – Am 1. August blickt die Schweiz weit in die Geschichte zurück – ins Spätmittelalter, auf die Unterzeichnung des Bundesbriefs von 1291. Der Nationalfeiertag als solcher ist aber ein relativ neues Phänomen. Und dass am Tag der Bundesfeier nicht gearbeitet wird, war ursprünglich auch nicht vorgesehen.
Als die moderne Schweiz 1848 gegründet wurde, hatte das Land keinen offiziellen Nationalfeiertag. Als Gründungstag der alten Eidgenossenschaft wurde gemeinhin der 8. November angesehen, da sich die Landsleute von Uri, Schwyz und Unterwalden gemäss der Überlieferung am «Mittwoch vor Martini» im Jahr 1307 auf dem Rütli zu ihrem Schwur getroffen haben sollen.
Versöhnung von Liberalen und Konservativen
Die erste Bundesfeier am 1. August gab es denn auch erst 1891. Bereits in den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts rückte langsam der 1. August als neuer «Geburtstag» in den Vordergrund, wie der Historiker Urs Altermatt in einem Artikel zum Bundesfeiertag schrieb. Das Datum verweist auf den Bundesbrief, der auf «Anfang August 1291» datiert ist.
Die Entwicklung hatte gemäss Fachleuten politische Gründe: Der moderne Bundesstaat habe für die innere Stabilität eine patriotische Ideologie gebraucht, die ein knappes halbes Jahrhundert die liberale und konservative Schweiz miteinander versöhnte, so Altermatt. Als Geburtsstunde der Eidgenossenschaft habe man zudem lieber eine rechtlich vollzogene Staatsgründung als eine revolutionäre Verschwörung angenommen, argumentiert der Historiker Georg Kreis im Historischen Lexikon der Schweiz.
Die Versöhnung entsprach dem politischen Trend der Zeit: Ebenfalls 1891 wurde mit Josef Zemp erstmals ein Vertreter der Katholisch-Konservativen in den Bundesrat gewählt.
Jährliches Glockengeläut ab 1899
Zudem jährte sich die Unterzeichnung des Bundesbriefes im Jahr 1891 zum 600. Mal. Die Berner, die im selben Jahr ohnehin eine Feier zum 700-jährigen Bestehen der Stadt Bern planten und das Eidgenössische Sängerfest ausrichteten, brachten die Idee einer nationalen Jubiläumsfeier in der Hauptstadt ins Spiel.
Vorerst blieb die Bundesfeier von 1891 aber ein Einzelereignis: Eine jährliche Wiederholung wurde erst sieben Jahre später festgelegt. Der Bundesrat forderte die Kantone ab dem Jahr 1899 auf, jeweils am Abend des 1. August die Glocken läuten zu lassen.
Vorerst blieb der 1. August ein normaler Arbeitstag. Erst durch eine Volksabstimmung im Jahr 1993 wurde der 1. August schweizweit zum arbeitsfreien Tag erklärt. Die Initiative der Schweizer Demokraten (SD) wurde mit 83,8 Prozent Ja-Stimmen angenommen. (awp/mc/ps)
One thought on “1. August: Warum die Schweiz im August und nicht im November feiert”
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Interessanter Rückblick in die Schweizer Geschichte!
Im Freundeskreis konnte niemand so recht begründen, warum der 1. August der Nationalfeiertag ist. Von Rütlischwur bis Bundesbrief oder Schlacht bei Sempach/Morgarten war alles dabei, eben die Eckdaten der Schweizer Geschichte, die dann bunt durcheinander gemischt wurden.
Ich weiss nun konkret, was der 1. August bedeutet. Das ist nicht nur Gratis-Bratwurst, Höhenfeuer und Feuerwerk. Das Datum ist historisch gewachsen. In Zukunft werden mir Ihre Erklärungen helfen zu begründen, warum es den 1. August gibt.