Oerlikon gibt Gas und lässt sich von Krisen nicht bremsen
Pfäffikon SZ – Der Industriekonzern Oerlikon hat den Schwung im ersten Halbjahr beibehalten: Auch Lockdowns im wichtigen Markt China, Folgen des Ukraine-Kriegs oder die Energiekrise können das Unternehmen nicht bremsen. Umsatz und Betriebsgewinn erreichten neue Rekorde.
Der Umsatz kletterte in den ersten sechs Monaten 2002 um ein Fünftel auf 1,4 Milliarden Franken, wie das in der Oberflächentechnik und im Chemiefasermaschinenbau tätige Unternehmen am Mittwoch in einem Communiqué bekannt gab. Zum Wachstum trug vor allem die Division Polymer Processing Solutions bei, die unter anderem von der Übernahme der italienischen Firma Inglass beflügelt wurde.
Der operative Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) verbesserte sich auf 247 Millionen Franken. Das ist ein Plus von 22,2 Prozent gegenüber dem Vorjahressemester. In den Zahlen sind Restrukturierungs-, Akquisitions- und Integrationskosten sowie Kosten aus nicht fortgeführten Tätigkeiten nicht enthalten.
Oerlikon habe den höchsten Umsatz und EBITDA seit der Konzentration des Unternehmens auf zwei Divisionen erzielt, sagte Finanzchef Philipp Müller in einer Telefonkonferenz.
Unter dem Strich erzielte das Unternehmen einen Reingewinn von 88 Millionen Franken nach 72 Millionen im Vorjahreszeitraum. Auch die Grundlage für künftige Gewinne wurde breiter: Sowohl der Auftragseingang als auch die Auftragsbücher schwollen an.
Erwartungen übertroffen
Mit den Halbjahresergebnissen hat das Unternehmen die Erwartungen der Analysten auf allen Ebenen übertroffen. Das freute die Investoren: Die Oerlikon-Aktie legte am Mittwoch zum Börsenschluss um 4,2 Prozent zu.
Die Corona-Lockdowns im wichtigen Markt China hätten dem Konzern nicht gross zu schaffen gemacht, sagte Finanzchef Müller im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Von den Einschränkungen seien nur etwa 5 bis 10 Prozent des Umsatzes in China direkt betroffen gewesen. Man habe nur eine kleinere Fabrik in Schanghai, sagte Müller. Die indirekten Auswirkungen seien aber grösser gewesen, weil durch die Abriegelung des Hafens in Schanghai Komponenten nicht mehr in den Fabriken in anderen Landesteilen angekommen seien.
Immerhin habe Oerlikon wegen der Lockdowns in China keine Aufträge verloren. Die Aufträge seien nur ins zweite Halbjahr verschoben worden, sagte Müller. Die Lieferkettenprobleme, welche die Kunden aus der Autobranche vor allem in China und Südkorea gebremst hätten, sollten im zweiten Semester nachlassen.
Die stark gestiegene Teuerung könne der Konzern teilweise automatisch an die Kunden weitergeben, wenn auch mit einer Verzögerung von drei Monaten. In gewissen Bereichen sei das aber nicht der Fall. «Da müssen wir bei den einzelnen Produkten verhandeln», sagte Müller.
Auch die Gaskrise trifft Oerlikon nur am Rande, da der Konzern kein Gas für die Produktion verwendet.
Ausblick bestätigt
Die zunehmende Verlangsamung der Weltwirtschaft wegen Inflation, Energiekrise und Ukraine-Krieg schlägt bei Oerlikon noch nicht aufs Geschäft durch: «Wir sehen in beiden Divisionen keine Anzeichen einer Verlangsamung», sagte Finanzchef Müller. Bei den Oerlikon-Kunden seien die höheren Konjunkturrisiken noch nicht angekommen. Diese würden immer noch ihren Auftragsbestand abarbeiten.
Und so hält die Konzernspitze an den bisherigen Zielen fest: Für das Gesamtjahr 2022 peilt das Unternehmen einen Umsatz von rund 2,9 Milliarden Franken sowie eine EBITDA-Marge von rund 17,5 Prozent an (2021: 17 Prozent). (awp/mc/ps)